Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

Die färben pl asti sehen Karten und ihre Zukunft. 
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. Es ist auch möglich, daß in Zukunft eine Spaltung in den Atlanten eintreten wird, 
daß die eine Art den Zeitungslesern dient, wie heutigentags größtenteils, die andere 
dem Geographen. Denn da wollen wir uns doch nichts vormachen, viele unserer 
modernen Atlanten taugen zum Studium kaum noch, sie sind infolge der Überfülle 
von Ortsnamen, Verkehrswegen und politischen Grenzfarben lediglich zu einem 
Auskunftsmittel des Zeitungslesers geworden, sind aber kaum noch eine Quelle des 
Studiums, was ursprünglich (zur Zeit der Entstehung des Stieler) die vornehmste 
Aufgabe des Atlas war. Für den Geographen und' geographisch gebildeten Laien 
muß das Terrain eine, wenn nicht die Hauptsache in der Karte sein und bleiben. 
Nach dieser Richtung sehen wir ja schon erfreuliche Ansätze in der physischen Karte 
von Europa in Debes’ Handatlas 1 , ferner in den physischen Erdteilen der 
neuen Auflage von Solir-Berghaus’ Handatlas, die unter der Herausgabe von A. Bludau 
ein wirklich fortschrittliches Kartenwerk zu werden versprach, leider aber nicht 
vollendet wurde 1 2 und ganz besonders in den physikalischen Übersichtskarten von 
Frankreich und den Erdteilen (außer Australien) in der Neuauflage des 
Atlas universel de géographie von Vivien de Saint-Martin und F. Schräder. 3 
Ein unversiegbarer Born geographischer Deduktionen wird geschaffen sein, wenn 
ein Handatlas durchweg in farbenplastischen Karten erscheint, deren Höhen 
stufen, mindestens zwanzig an der Zahl, durch den gesamten Atlas hin 
durch gleiche Maße besitzen, auch gleiche Farben für die gleich hoch gelegenen Schichten. 
Der im Werden begriffene Grande Atlante Internationale des Touring Club Italiano 
scheint auch in dieser Beziehung den bisherigen besten Atlanten den Rang abzulaufen, 
denn die Karten der einzelnen Erdteile sind als Höhenschichtenkarten gedacht. 
Mit der farbenplastischen Darstellung verbinden sich verschiedene Vorteile, 
die heute noch kaum zu übersehen sind. So schmiegt sich ein feines politisches Rand 
kolorit organisch dem farbenplastischen Kartenbild ein. Es darf nicht so dick und 
plump wie auf vielen Handatlaskarten auftreten. Weiter hat die Erfahrung bereits 
gelehrt, daß eine Karte mit chromatischer Unterlage eine inhaltliche Bereicherung 
erfahren und von dem trübenden Eindruck der Beschriftung entlastet werden kann. 
Tatsächlich erweckt die farbenplastische Karte den Eindruck, als ob sie auffallend weniger 
dicht beschrieben sei als die mit weißer Bildebene. Daß die Schrift sodann, wie 
Peucker meint, angenehmer als auf der weißen Folie zu lesen sei, will ich dahingestellt 
sein lassen. Wie auf einer Glasplatte eingraviert, scheint die Schrift über dem räum 
lichen Geländebilde zu schweben. 
1 Nur das Braun der Höhen ist zu stumpf ; für die Erhebungen von über 2000 m noch ein Rot 
braun überzudrucken, würde der Karte zum größten Vorteile gereichen. 
2 Die Herausgabe war in 30 Lieferungen geplant, deren erste 1902 erschien. Nach der 10. Liefe 
rung geriet das Werk ins Stocken. 
3 Atlas universel de géographie. Nouvelle édition. 80 Karten in 26 Lieferungen. Paris, 
Haschette & Cie. (soll 1921 komplett vorliegen).
	        
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