Full text: Die Kartenwissenschaft (1. Band)

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Die Kartographie als Wissenschaft. 
Auf den deutschen offiziellen Karten hat die Datierung verhältnismäßig spät an 
gefangen. 1 
Die Autorenangabe hält man gleichfalls für etwas Selbstverständliches. Aber 
anch sie hat Jahrhunderte gebraucht, bevor sie als etwas allgemein Gepflegtes durch 
gedrungen ist. Unter den 103 Karten des ersten Atlas von Blaeu „Appendix Theatri 
Ortelii et Atlantis Mercatoris“ aus dem Jahre 1681 tragen nur 27 den Autornamen 
und gar nur 7 die Jahreszahl. Etwas besser ist die Autoren-und Quellenangabe auf 
den Karten im „Atlas contractus“ aus der Mitte des 17. Jahrhunderts von 
J. Janssonius. Auf einigen neuen Karten, die die Homannsehen Erben heraus 
gegeben hatten 1 2 , werden die Namen der Zeichner erwähnt und teilweise die benutzten 
Quellen angegeben. J. Chr. Adelung rühmt als etwas Besonderes bei der Be 
sprechung einer Karte „das aufrichtige und bei Kartenhändlern so seltene Bekenntnis 
der Quelle.“ 3 Daß eine besondere Quellenangabe auf Spezial-und verwandten Karten 
erfolgen müsse, war sogar ein Antrag von J. de Schokalsky auf dem VII. Inter 
nationalen Geographen-Kongreß in Berlin 1899. 4 
Erwähnenswert im Gange unserer Untersuchung ist auch die Einrichtung der 
Namen-Indizes bei den Atlanten. Mercator gab den einzelnen Blättern seines Atlas 
und andern wichtigen Karten ein Namenverzeichnis bei. Diese Sitte wurde haupt 
sächlich in Frankreich und England weiter gepflegt. Die Methode, die Karte in bestimmte 
Gebiete einzuteilen, um die Namen schnell zu finden, scheint zum ersten Male in Bayern 
im 17. Jahrhundert auf den Karten von G. Ph. Fink h angewendet worden zu sein. 5 Der 
erste moderne Atlas, der mit einem vollständigen alphabetischen Namenregister ver 
sehen war, ist Johnstons’ Royal atlas of modern geography, London 1855. Die bei 
gegebene gedruckte Liste mit etwa 150000 alphabetisch geordneten Namen weist auf 
die Quadrate hin, in denen die Orte aufgefunden werden. Dieser sehr zweckmäßige 
Modus der englischen Atlanten fand erst nach einem Menschenalter in den deutschen 
Atlanten Nachahmung. In Schulatlanten ist der erste nennenswerte Versuch durch 
H. Haack in seinem Oberstufenatlas (1918) gemacht worden, nachdem auch hierin 
die Engländer schon längst dazu das Muster gegeben hatten. 6 Bei Einzelkarten ist 
1 Auf den Blättern der Topographischen Karte des Preußischen Staates 1 : 80000, die ich auf 
der Göttinger Universitätsbibliothek einsah, f jaden sich von Nr. 8 an Jahreszahlen, 1843—1854, auf 
einzelnen Kartenblättem. 
2 Zu den neuen Karten gehören auch Spezialkarten, so z. B. die Charte von den zu dem 
Pegnitzkreise gehörigen Landgerichten Nürnberg, Altdorf, Hersbruck, Schnaittach, Gräfenberg und 
dem größten Teil des Landgerichts Schwabach. 1809. [Nürnberger Stadtbibliothek]. 
3 Job. Chr. Adelung: Kritisches Verzeichnis der Landkarten und vornehmsten topographi 
schen Blätter der Chur- und Fürstlich- Sächs. Lande. Meißen 1796, S. 29. 
4 Was man da forderte (Verh. I. Berlin 1901, S. 96 und 97), wurde schon längst von der 
deutschen Kolonialkartographie befolgt, die z. B. der Karte von Deutsch-Ostafrika 1 : 300000 bei 
iedem einzelnen Blatte eine ausführliche Legende beifügte, worin das grundlegende Routenmaterial 
mitgeteilt wurde. Die Kolonialkarten anderer Länder können sich in dieser Sorgfalt nicht mit den 
deutschen messen. 
5 Und zwar für die verkleinerten Landtafeln Apians in 1 : 265 000 (ca.) mit Hinzufügung der 
Oberpfalz, Augsburg 1684. — Vgl. auch H. Lutz: Zur Geschichte der Kartographie in Bayern. 
Jahresb. der Geogr. Gesellsch. in München 1886. München 1887, S. 97. 
6 Desgleichen sind bei J. Perthes auch die Taschenatlanten, „Atlas antiquus“ und „Taschen 
atlas vom Deutschen Reich“ mit Namenverzeichnissen ausgestattet, leider nicht der gewöhnliche 
Taschenatlas. Dessen italienische Nachahmung, der „Atlante geografico tascabile“ von G. deAgostini, 
Rom 1902, ist gleich mit einem solchen Verzeichnis erschienen, desgl. Philips’ Handy-volume atlas 
of the world, by E. G. Ravenstein, London s. a.
	        
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