Der zweite Band hat länger auf sich warten lassen als beabsichtigt war. Nicht
allein die Überwindung des umfangreichen Untersuchungsmaterials ist die Ursache der
verspäteten Herausgabe, sondern noch mehr waren es die widrigen Verhältnisse, mit
denen Hochschule und Wissenschaftler während der ersten Jahre der Besetzung in
Aachen zu kämpfen hatten. Trotz allem gedenk ich gern der Stunden der gedanklichen
Bewältigung eines Ungeheuern Stoffes, der sich vor mir auf türmte, selbst bei der Er
kenntnis, viele Probleme nicht meistern zu können. (Siehe auch Schlußwort S. 755.)
Die überaus gute Aufnahme des ersten Bandes, im Inland sowohl wie im Ausland,
stärkte mir den Mut, rüstig an die Bearbeitung des zweiten Bandes heranzugehen,
wie schließlich auch an die eines „Genetischen Faksimileatlas“, der später noch
folgen wird.
Der erste Band beschäftigt sich mit den Grundlagen der Karte und deren Bau
elementen, durch die ein Bild geschaffen wird, das wir kurzweg „Landkarte“ nennen.
Nach einem einleitenden Abschnitt, der die Wissenschaftlichkeit des Kartenbildes
nachweist, wird der eigentliche Gegenstand der Landkarte untersucht. Der zweite
und dritte Teil sind der Geonomie der Karte gewidmet, einmal dem Kartennetz und
sodann der Kartenaufnahme. Der vierte und sechste Teil behandelt die verschiedenen
Probleme der Morphographie der Landkarte. Nach Stoff und methodischer Behand
lung bildet der erste Band ein in sich geschlossenes Ganze.
Viele dürften sich mit dem im ersten Bande gegebenen Untersuchungs- und
Forschungsgebiet als mit dem Inhalt einer Kartenwissenschaft im großen und ganzen
zufrieden erklären. Damit ist jedoch nur ein Bruchteil der Kartenwissenschaft in
den Kreis wissenschaftlicher Erörterungen einbezogen. Wohl ist es die Seite der
Karte, die sich dem Benutzer zunächst darbietet und mit der sich die Vorstellung
einer „Karte“ schlechthin verbindet. Aber noch fehlen uns die Gesetze und Methoden,
die das Kartenbild weiterhin bereichern und verändern, um für bestimmte wissen
schaftliche und praktische Zwecke brauchbar zu werden. Durch die dahinzielenden
Untersuchungen werden wir meist direkt in die Arbeitsstätte des Gelehrten geführt;
denn der praktische Kartograph hat gerade genug geleistet, wenn er ein einwand
freies Grundkartenbild liefert. Bei der weitern Bearbeitung dieses Bildes handelt es
sich in der Begel um die Herstellung von Spezialkarten, d. h. den von durchaus
besondern Zwecken geleiteten Karten. Hier melden sich beispielsweise die zahlreichen
Karten, die das Problem der Volksdichtedarstellung beleuchten, um zu bindenden
Gesetzen über den Aufbau von Volksdichtekarten zu gelangen. Die naturhistorischen
Karten mit ihren Einzelheiten über die Tier-, Pflanzen- und Mineralverbreitung, über
meterologische und klimatologische Elemente stellen sich ein, des weitern die Karten,
die kulturhistorische Tatsachen veranschaulichen, wie die ^Religionen und Missionen,