Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die Seekartenprojektionen. 
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von Nunes ausgeschlossen sei. 1 Bei dem Gebahren Bensaudes kann man sich des 
Eindrucks nicht erwehren, daß es einer der zahlreichen Fälle vor und während des 
Weltkrieges ist, die beweisen, wie illoyal man gegenüber der deutschen Wissenschaft 
seit Jahren bereits war, eine betrübliche Erscheinung, die hei einigen Völkern, besonders 
bei den Franzosen, während des Krieges und seitdem psychopathisch geworden ist. 
Das 17. Jahrhundert brachte völlige Klarheit über die Loxodromen, wo am 
Anfang des Säkulums Wright und nach ihm Snellius sich eingehender damit be 
schäftigt hatten, und 1691 in den „Acta eruditorum“ die theoretischen Untersuchungen 
von Leibniz und Jacob Bernoulli veröffentlicht wurden. 1 2 Um so verwunderlicher 
ist es, daß von spätem Meistern, wie Nordenskiöld, Breusing, gewisse ältere Rumben- 
karten als loxodromische Karten angesprochen werden (S. 61). Wir wissen ferner, 
daß dieselben Karten als orthodromische von Fiorini bezeichnet wurden, was 
ebenfalls nicht richtig ist. Wenn man von loxodromischen Karten reden will, darf 
man dies nur von der Mercatorkarte, weil sie allein die Eigenschaft hat, die Loxo- 
drome als gestreckte Linie, die Anfangs- und Endpunkt des Seewegs verbindet, zu 
zeigen. Hinwiederum ist als echte orthodromische Karte die zu bezeichnen, die in 
gnomonischer Projektion entworfen ist. Daß die Mercatorkarte nicht die einzige 
loxodromische und die gnomonische Projektion nicht die einzige orthodromische ist, 
hat insonderheit H. Maurer zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht. 3 
27. Die gnomonische und andere Projektionen für Seekarten. Außer der Mercator- 
projektion hat sich erst in neuerer Zeit die gnomonische Projektion Eingang in nautische 
Kreise verschafft. 4 Ist für das Segeln in der Loxodrome jene Projektion die beste, 
ist diese für das Segeln im größten Kreise oder für die orthodromische Schiffahrt die 
geeignetste. Wird dort die Loxodrome als gerade Linie projiziert, so hier die Ortho- 
drome und damit alle Seiten des nautischen Positionsdreiecks, das als sphärisches 
Dreieck von größten Kreisen begrenzt wird. Im großen ganzen darf man daran fest 
halt en, daß die gnomonische Projektion zum allgemeinen Gebrauch als Segelkarte 
wohl nie dienen wird. In der Hauptsache ist sie ein einfaches Hilfsmittel, mit dem 
je nach Bedarf auf weiten Reisen Kurs und Distanz im größten Kreise bestimmt wird. 
Das Verfolgen des kürzesten Weges auf dem Weltmeere hat heute etwa eine ähnliche 
Bedeutung wie früher das Aufsuchen der Route durch die Regionen günstiger Winde. 5 
Die orthodromische Projektion ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Die 
Bezeichnung „gnomonische Projektion“ geht auf französischen Ursprung zurück 6 
und ist jiingern Datums. J. H. Lambert nannte sie, da, wie er schreibt, ihm kein 
anderer Name bekannt war, „Zentralprojektion“. 7 Zu dem Namen „gnomonische 
1 M. Fiorini, a. a. O., S. 135. 
2 Zitiert nach Averdunk u. Müller-Reinhold, a. a. O., S. 139. 
2 H. Maurer: Die Definition in der Kartenentwurfslehre im Anschluß an die Begriffe zenital, 
azimutal u. gegenazimutal. P. M. 1914, II, S. 61 — 67, 116—121. 
4 Übrigens hatte schon G. W. Leibniz die gnomonische Projektion für geographische Karten 
empfohlen und nach der Mitte des 19. Jahrh. Elie de Beaumont, Chancourtois für geologische 
Karten. Vgl. Hammer-Tissot: Die Netzentwürfe geogr. Karten. Stuttgart 1887, S. 90, Anm. 
5 Aug. Roth: Studie üb. d. Schiffahrt im größten Kreise. Ann. d. Hydrogr. usw. 1904, S. 375. 
ß Vgl. S. Günther: Die gnomonische Kartenprojektion. Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin 1883, 
S. 137-149. 
7 J. H. Lambert: Anm. u. Zusätze zur Entwertung der Land- u. Himmelscharten. 1772. 
Ostwalds Klassiker der exakten Wiss., Nr. 54, S. 5.
	        
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