Die physischen Meerkarten.
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gestellt und danach vier Karten entworfen 1 , die ein interessantes Bild ergeben und
glänzend zeigen, wie sich der Boden bei dichtem Messungen in der Zeichnung ver
ändert. Bezüglich der Genauigkeit von Meerestiefen sei bemerkt, daß nach 0. Krümmel
die besten modernen Tiefseelotungen nur innerhalb d= 5 m richtig sind, „auch wenn
man sie auf einen Meter genau verzeichnet“. 1 2
Die Formenfülle des Meeresbodens reizte ferner dazu an, Teilgebiete besonders
kartographisch darzustellen, ja sogar in Lehmannscher Schraffenmanier. 3 Auf diese
Erscheinungen bin ich bereits an anderer Stelle zu sprechen gekommen 4 , vor allem
'aber kann ich hier nochmals wiederholen, daß es ein dringendes Desideratum der
Geographie ist, auf einer Karte die Schichtlinien des Landes denen des Meeres inter
vallisch gleich zu setzen, damit endlich einmal ein direkter Vergleich ermöglicht wird.
Ständig präsentieren sich Karten, selbst von den besten Firmen, die sich in verschiedenen
Stufen auf dem Lande sowohl wie auf dem Meeresboden bewegen. 1893 erschien
die deutsche offizielle „Weltkarte zur Übersicht der Meerestiefen“. Das blaue Flächen
kolorit der Ozeane unterscheidet 0—200, 200—2000—4000—6000 und über 6000 m,
das braune (bzw. grüne) Kolorit des Landes dagegen unter dem Meeresspiegel (grün)
0—300, 300—1000—2000 und über 2000 m. Die Isohypse von 300 m hat absolut
keine Avissenschaftliche Berechtigung; wäre die von 200 m gewählt worden, könnte
man sich einigermaßen noch behelfen. Schon 1863 schreibt E. v. Sydow, daß durch
die einsichtige Zusammenarbeitung von Land- und Seekarte der höhere Stand der
Kartographie angedeutet wird. 5 Mich will es bedünken, als ob wir heute dem höhern
Standpunkt noch keinen Schritt näher gekommen wären, trotzdem dies für Staaten,
die einheitliches Metersystem für die Höhen- und Tiefenangaben besitzen, eine nicht
so schwierige Aufgabe ist wie für die, die die Höhen nach Fuß und die Tiefen nach
Faden rechnen. Darunter leidet z. B. die herrliche Batliy-orographical map of England
and Wales in J. G. Bartholomews „The Survey-Atlas of England and Wales“, Edin
burgh 1903. 6
1 1. Lotungsdichte von 0,0001 (15 Lotungen auf einer Oberfläche von 153821 Quadratraeil.)
2. , „ 0,0002 (31 „ „ „ „ „ 153821 „ )
3. „ „ 0,001 (154 „ „ „ „ . „ 153821 „ )
4. „ „ 0,002 (308 „ „ „ „ „ 153821 „ )
2 O. Krümmel: Handbuch der Ozeanographie. I. Stuttgart 1907, S. 83.
3 Wenn A. Supan in seiner Phys. Geogr., a. a. O., S. 265, Anm., annimmt, daß das Kärtchen
des Nordrandes des Biscayagolfs in Kr ümmels Ozeanographie (I, S. 100) der erste Versuch in Schraffen
manier sei, irrt er; vgl. M. Eckert: Kartenwissenschaft. I, S. 93, 94. Ein neuer \ ersuch in Schraffen
manier ist anzufügen, und zwar der, den Fridtjof Nansen auf S. 40 des Werkes Spitzbergen, Leipzig
1921. gegeben hat: Tiefenkarte des nördlichen Nordmeers, der Barentsee und eines Teils des Nörd
lichen Eismeers. Nansen kam es hierbei auf den Boden der Barentsee an, um dessen kontinentalen
Zusammenhang zu zeigen, wie sich dann weiter aus der rekonstruierten Karte der Flüsse und I äler
auf dem Grunde der Barentsee S. 43 erweist.
4 s. Mitte von Anm. 8, S. 94.
5 E. v. Sydow: Der kartogr. Standpunkt Europas in den Jahren 1862 u. 1863. P. M. 1863,
S. 470.
8 Auf der Karte von J. G. Bartholomew sind die Meerestiefen bis 10 Faden weiß, dann
in verschiedenen blauen Farbstufen die Tiefen bis 20, 30, 40, 50 und über 50 h aden. Über die dunkelste
(tiefste) Meerestiefe ist noch ein Lila gelegt. Dagegen zeigen die Höhen von 0—250 1*uß Dunkelgrün,
250-500 Hellgrün, bis 1000 Fuß Hellrötlich, bis 1500 dunkleres Rot mit einem Stich ins Lila, bis
2000 Hellila, bis 3000 Dunkellila und über 3000 Fuß Schwarz. Schade um die wunderschöne Karte,
daß sie keine direkten Vergleiche gestattet.