Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die See- und Meerkarte. 
Weise werden sieben Abstufungen von Geschwindigkeiten konstruiert. 1 Demgegen 
über ist zu sagen, daß zur bessern Übersichtlichkeit des Ganzen und unbeschadet 
des wissenschaftlichen Wertes die Abstufungen auf fünf oder vier reduziert werden 
können. Ferner ist es in der Ozeanographie wie in der nautischen Praxis üblich, als 
,,Strom“ nur solche Differenzen anzusehen, die im Etmal wenigstens 6 Seemeilen 
erreichen. Mithin wird die Krugsche erste Stufe bereits in der zweiten verschwinden. 
Überblickt man das Kartenbild des Golfstromgebiets, kann man nicht gerade be 
haupten, daß es ruhig wirke. Zudem muß einer mit einem ganz besondern karto 
graphischen Auge begabt sein, damit er aus den Wellenlängen ohne weiteres die Ge 
schwindigkeiten herauszulesen vermag. Gleichwie bei Krümmel müßte man sich 
auch hier durch kleine eingestreute Zahlen, die sich auf die einzelnen Stufen bezögen, 
zu helfen wissen. Trotzdem kann man der Krugschen Arbeit nicht seine Achtung 
versagen; zu bedauern ist lediglich, daß man darauf nicht weiter gebaut und eine 
Karte der Oberflächenströmungen der gesamten Erde hergestellt hat. Hervorgehoben 
sei, daß sich in der Karte von Krug noch manch anderes Lobenswertes zeigt, wie der 
Versuch, das Untertauchen von Strömungen durch kurze Bogenlinien zu markieren. 2 
Für die Veranschaulichung der Strombeständigkeit war ihr der Satz maßgebend: 
Je stärker die Linie, desto beständiger der Strom. Von G. Schott hat sie die Bingel 
signatur für die Stromstillen übernommen. 
In M. Krugs Karte liegen Anzeichen vor, wie sich die ozeanographische Karto 
graphie weiter entwickeln kann. Dieser sind noch höhere Aufgaben gesteckt, die 
aber langsam und vielfach erst in späterer Zeit auf Grundlage eines großem und weit- 
schichtigern Beobachtungsmaterials, als es heutzutage vorliegt, zu lösen sind. Man 
wird an H. Mohns Nordhavets dybder, temperatur og stromninger 3 anknüpfen, 
wie es bereits durch W. Wissemann 4 und teilweise (modifiziert) durch B. Engel 
hardt 5 , G. Wegemann 6 und G. Castens 7 geschehen ist. Wissemann gewinnt 
beim Schwarzen Meere die Oberflächenströmungen als Besultierende aus Dichte- 
und Windströmungen. Mit Hilfe des Gesetzes vom Parallelogramm der Kräfte 
kombiniert er Wind- und Dichteströmungen. Lehrreich sind seine Kärtchen, die 
aus solchen Erwägungen resultieren, hauptsächlich das letzte mit den Oberflächen 
strömungen des Schwarzen Meeres, konstruiert nach dem Kräfteparallelogramm. 
1 M. Krug, a. a. O., S. 163: 
1. 
Bei 72-48 Sm., 
1 mm Wellenlänge, Länge 
Höhe = 1:1 
2. 
„ 48-36 „ 
2 „ 
„ — 2:1 
3. 
„ 36-24 „ 
3 „ 
„ =3:1 
4. 
„ 24-12 „ 
4 „ 
„ =4:1 
5. 
GO 
1 
5 „ 
„ =5:1 
6. 
1 
GO 
10 „ 
„ =10:1 
7. 
» 4- 0 „ 
15 „ 
II 
3 »Schon A. G. Findlay ließ den Labradorstrom unter den Golfstrom tauchen und ließ ihn 
da in punktierten Linien verschwinden. Ähnliches finden wir bei andern. 
3 H. Mohn: Den Norske Nordhavs-Expedition 1876 — 1878. Nordhavets dybder, temperatur 
og stromninger. Christiania 1887. 
4 W. Wissemann: Die Oberflächenströmungen des Schwarzen Meeres. Diss. Kiel 1906. 
5 R. Engelhardt: Untersuchgn. üb. d. »Strömungen der Ostsee, die Dichtigkeitsfläche. Diss. 
Kiel 1899. 
6 G. Wegemann, a. a. O. 
7 G. Castens: Untersuchgn. üb. d. »Strömungen des Atlantischen Ozeans, die Dichte- und 
Windverhältnisse. Diss. Kiel 1905.
	        
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