Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die See- und Meerkarte. 
immer vier von Maurys Feldern in eins zusammen und gibt die Karten nicht für jeden 
Monat, sondern nur für die ganzen Quartale. Durch die Übersetzung der Zahlen 
in Figuren, sowie durch die erwähnten Vereinfachungen gewinnen die Karten sehr 
an Verständlichkeit, indessen sind sie gegenüber den gleichzeitigen Windkarten des 
Niederländischen Meteorologischen Instituts komplizierter und weniger einfach, 
deshalb auch nicht so leicht verständlich zur Vergleichung unter sich. 
Interessant sind für die Zeit Maurys und Fitzroys auch die Versuche von Kane 
und von Andrau. Alle je in einem Monat beobachteten Winde in der Rensselaer Bai 
(1853/55) drückt Kane 1 durch Radien je eines Kreises aus, und die Länge dieser 
Radien entspricht den gleichzeitig beobachteten Temperaturen, auf Grund ein und 
desselben Maßstabes, der im Zentrum aller die zwanzig Monate darstellenden Kreise 
bei — 60° Fahr, beginnt. Die Kreislinie drückt die Mittel aller in einem jeden Monat 
bei Windstille beobachteten Temperaturen aus, der kurze, starke Kreisabschnitt 
beim Maßstab das Mittel der gesamten Monatstemperatur, daß der Einfluß der Winde 
auf die Temperaturverhältnisse im Beobachtungsgebiet auf einen Blick zu über 
sehen ist. K. F. R. Andrau zeichnete 1862 vier Sturmkarten in 5°-Feldern 1 2 ; die 
beiden obern drücken die durchschnittliche Anzahl der Stürme in Prozenten aller 
angestellten Beobachtungen aus, die beiden untern in den entsprechenden Schat 
tierungen. Zehn Schattierungen sind angewandt, um die Häufigkeit der Stürme zu 
klassifizieren. 
Die Methoden, die Maury geschaffen hat, sind heute noch fast dieselben, nur 
hie und da verfeinert und vervollkommnet, eng zusammenhängend mit dem Fort 
schritt des Instrumentenbaues. Zu einem echten kartographischen Bilde ist man 
jedoch nicht gekommen; man behilft sich mit den Windsternen, die ähnlich 
den Stromsternen aufgebaut sind. Auch die Windsterne sind lediglich graphische 
Tabellen auf kartographischem Hintergrund. In mustergültiger Weise sehen wir 
sie beispielsweise auf den Monatskarten für den Nordatlantischen Ozean, den Monats 
karten für den Indischen Ozean und den Vierteljahrskarten der Nordsee und Ostsee, 
die im Aufträge des Reichsmarineamts von der Deutschen Seewarte herausgegeben 
worden sind. Die prozentuale Häufigkeit der Winde wird durch die Länge der Pfeile 
bzw. der Strahlen bezeichnet. Auf den Karten für den Indischen und Nordatlantischen 
Ozean wird mit der Anzahl der Federn am Pfeile die Windstärke ausgedrückt, auf 
der indischen Karte nach der halben und auf der nordatlantischen nach der ganzen 
Beaufortskala. 3 Stromsterne (in Rot) und Windsterne (in Blau) auf einem Bilde 
zu vereinen, hat beispielsweise das deutsche Dampferhandbuch für den Atlantischen 
Ozean versucht. 4 
Trotz der vorgenannten schön ausgeführten Kartogramme darf die geographisch 
kartographische Forderung nicht aufhören, Bilder zu schaffen, die mehr Karte als 
Diagramm sind. Bis jetzt, ist man im allgemeinen zufrieden gewesen mit den mehr 
1 Vgl. A. Petermann i. P. M. 1867, T. 7. 
2 K. F. R. Andrau i. P. M. 1862, T. 15. 
3 Die Vierteljahrskarten (Frühling-, Sommer-, Herbst- u. Winterkarten) der Nord- u. Ostsee, 
auf denen die Tiefenverhältnisse durchschimmern, bringen außer der Hauptkarte wichtige Neben 
karten, so über den Luftdruck, die Luftwärme, die Wasserwärme u. die Nebel. 
4 Dampferhandbuch f. d. Atlant. Ozean. Im Aufträge der Kaiserl. Marine hg. von der Deutschen 
Seewarte. Hamburg 1905, T. VIII —XI. — Vgl. dazu: Meteorol. charts of the Southern Ocean 
between the Cape of Good Hope and New Zealand. Meteorol. Office. 3. Aufl. London 1917.
	        
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