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Die See- und Meerkarte.
versuchte zunächst 0. Krümmel. Ihm folgte G. Schott im Valdivia -Werk nach
(T. XXXVI) und später in der Geographie des Atlantischen Ozeans. Die Wasser
farben werden also in Hundertteilen Gelb nach der Forel-Skala für die einzelnen Ver
breitungsgebiete festgestellt und wiedergegeben; durch Linien gleicher Farbintensität
Isokoloren wollen wir sie nennen — werden die einzelnen Gebiete voneinander
geschieden. Tiefstes Blau enthält 0°/ 0 Gelb, etwas helleres Blau 0—2%, Blaugrün
2—5%, Grünblau 5—9% und vorwiegend Grün über 9% Gelb. Wenn die Farben
gebung auf dem Schottschen Kartenbild auch nur die relativen Unterschiede zum
Ausdruck bringt, ist doch anzuerkennen, daß die Farbenlogik der Karte hier natür
lichen Bedingtheiten sehr nahe kommt. Wie die Farbengebung nach der Tiefe zu
beschaffen ist, wird sich der Wissenschaft wohl kaum oder nur sehr schwer enthüllen,
wenngleich man blaue Strahlen in der Sargassosee bis 500 m und violette bis 1000 m
Tiefe nachgewiesen hat.
Die physikalischen Phänomene des Meerwassers, die eine kartographische Wieder
gabe erheischen, sind mit den vorliegenden Erörterungen keineswegs erschöpft. So
fehlen Karten über den Gasgehalt des Meerwassers u. a. m., von denen wir hoffen
wollen, daß sich ihre Herstellung im Laufe der Entwicklung von der Kenntnis der
Meere von allein emsteilt. Noch haben wir kaum der Atmosphäre über dem Meer
wasser gedacht, obwohl — wie wir schon durchblicken ließen — viele rein ozeano-
graphische Verhältnisse ohne Vergleich mit den in Beziehung stehenden meteoro
logischen Vorgängen schwer verständlich sind. Die Luftdruckkarten, die Temperatur
karten über dem Meere usw. gehören hierher; sie sind jedoch nur Teilausschnitte der
Isobaren-, Temperaturkarten der gesamten Erde und werden daselbst die nötige
Berücksichtigung finden, wie auch die Niederschlags-, die Bewölkungskarten und
die der Jahresschwankung der Lufttemperatur oder der Temperaturanomalie der
Luft usf.
Vor allem ist der Kombination verschiedener ozeanographischer Erscheinungen
auf der Karte ein weites Tor geöffnet, das bis jetzt nur wenige beschritten haben,
zu denen z. B. G. Schott gehört, auf dessen kartographische Kombinationsgabe
bereits aufmerksam gemacht wurde, die sich weiter in einer einfachen Schwarz
weißkarte dokumentiert, worauf das Wasser, das wärmer als die Luft ist, mit —, und
das, was kälter ist, mit + bezeichnet und die Meeresflächen, in denen das Wasser
kälter als die Luft zu sein pflegt, schwarz schraffiert werden. 1
Vorstehende Ausführungen werden zur Genüge dargetan haben, zu erkennen,
daß wir in der ozeanischen Kartographie erst am Anfang der Entwicklung stehen
und daß noch sehr viel zu tun ist, um einigermaßen befriedigende Kartenbilder dieses
und jenes ozeanographischen Phänomens, was die Wissenschaft wie die Praxis
interessiert, zu erhalten.
II. Biologische und meerwirtschaftliche Karten.
40. Die biologischen Karten. Wir lassen sie mit der Karte der Bodenbeschaffenheit
der Ozeane beginnen, die andere mit gutem Hechte zu den physikalischen Karten
zählen, zumal nicht alle Bodenablagerungen biogenen Ursprungs sind. Ein Elftel
des Meeresgrundes nehmen die Ablagerungen ein, die aus dem Landinnern oder von
Küstengebieten stammen. Ihr Ursprung ist mithin terrigen. In der Hauptsache
1 G. Schott: Geogr. des Atl. Oz., a. a. O., S. 201.