Biologische und meerwirtschaftliche Karten.
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Der Begriff „Fischereikarte“ ist ein ganz allgemeiner und hat es nicht bloß mit
dem Fang s von Fischen zu tun, sondern auch mit andern Tieren, wie Bobben, Edel
korallen, Perlmuscheln, ferner mit Pflanzentieren, wie Schwämmen, und Pflanzen,
wie Tangen und Seegräsern und last not least mit Steinen. Erinnert sei an die
Bernsteinfischerei und die Steinfischerei an der deutschen Ostseeküste. Zusammen
gehöriges, wie die pelz- und tranliefernden Robben, ausführlicher, selbst mit den
Zugstraßen von Otaria ursina, und genauer als bisher kartographisch festzulegen,
ist dringendes Bedürfnis. Literarisch finden sich einige brauchbare Unterlagen vor. 1
Für ein Volk wie die Norweger, deren Nationalwohlstand wesentlich vom Fisch
fang abhängt, trat die Frage nach genauen Fischereikarten früher als an andere
Nationen heran. Die erste größere und genauere Fischereikarte des fischreichen
Vest-Fjords mit den Lofoten stammt aus dem Jahre 1869. 1 2 Außer der reich gegliederten
Küste und den zahlreichen Inseln fallen die Isobathen auf und die durch Farbentöne
gekennzeichnete Bodenbeschaffenheit. Französische und englische Fischereikarten
nehmen in ähnlicher Weise Rücksicht auf die Beschaffenheit des Bodens.
Eine Karte, die hervorgehoben zu werden verdient, ist die der Nordseefischerei
in 1 : 800000, die von Darmer nach den neuesten deutschen und ausländischen Ver
messungen entworfen und von der Hamburger Sektion für Küsten- und Hochsee
fischerei 1894 herausgegeben worden ist. Freilich eine Fischereikarte im obigen
Sinne ist sie nicht, sondern eine ozeanische Bodenkarte, eine bathylithologische Karte
(S. 121), lediglich für Fischereizwecke bearbeitet; denn dem Schleppnetzbetrieb ist
außerordentlich gedient, wenn die Ausbreitungsgebiete von Kies, Lehm, Muscheln,
Riffgrund, Sand, Schlick, Sprenkel, Steinen, Ton genau verzeichnet sind. Signaturen
sind nur für Stein, Kies (Riffgrund), Schlick und Sand (Sand und Schlick) aufgestellt.
Im übrigen muß man sich mit Anfangsbuchstaben und ausführlicher Benennung
begnügen; wir lesen z. B. feiner grauer Sand, feiner graubrauner Sand, feiner grauer
Sand mit Sprenkel usw. Hier läßt sich noch sehr viel mit Farbe und Signatur ersetzen.
Zu einer vollkommenen Fischereikarte wäre man gelangt , wenn nun auch die Haupt-
fischarten in ihren lohnendsten Fanggebieten eingezeichnet worden wären. Ganz
nach denselben Prinzipien und in derselben Ausführung wie die eben genannte Karte
ist von der gleichen Sektion 1894 die Karte der Fischereigründe der Deutschen Bucht
der Nordsee in 1 : 80000 herausgegeben worden. Diese Karten sind bereits als Spezial
karten aufzufassen, während andere ähnlich bearbeitete Karten, wie die 1898 vom
Reichsmarineamt herausgegebene Nordseefischereikarte in 1 :1200000, den Übersichts
karten zuzuzählen sind. Die Nordseefischerei ist Gegenstand häufigerer kartographischer
Darstellung, insonderheit in den Staaten, die an diesem Meeresgebiet partizipieren.
In große Züge zusammengefaßt zeichnet C. Vallaux die Fischfanggebiete der Nordsee,
desgleichen durch auffällige Kreise die Hauptzentren des Fischkonsums in den Um
randungsstaaten. 3 Dankbar wären wir für eine Karte, die sämtliche Fischereibänke
der Erde sorgfältig verzeichnete. Einen Beitrag hat G. Schott mit der Karte der
1 z. B. M. Linde mann: Die gegenwärtige Eismeerfischerei u. der Walfang. Abh. (des
Deutsch. Seefischvereins. Berlin 1899. — M. Eckert: Der Robbenfang der Gegenwart. Nauticus.
Berlin 1904, S. 392ff.
2 Fiskekart over den Indre del af Vestfjorden i Lofoten, udgivet af den geografiske Opmaaling.
4 Bl. 1 : 100000. Kristiania 1869.
3 Camille Vallaux: Les pêcheries de la Mer du Nord. Kartogr. Beiträge von G. Michel
u. Ch. Knapp. Bern 1914, Nr. 10.