Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Graphische u. geographische Methode der Statistik und ihr kartographischer Niederschlag. 137 
bzw. Quadratbuchstabens entspricht einem Werte von 4 Millionen Mark. Bei Ausfuhr 
werten erscheint der Quadratbuchstabe voll, bei reinen Erzeugungswerten unausgefüllt 
und bei teilweiser Ausfuhr halb ausgefüllt. Durch die berechnete Größe der Quadrate 
und die verschiedene Ansicht der Buchstaben wird offenbar ein veranschaulichendes 
Moment für statistische Werte gegeben, was noch durch ein sinngemäßes Kolorit 
erhöht wird, gelb für Getreide, grün für sonstige Erzeugnisse der Pflanzenwelt, rot 
für die Tierwelt, blau für Metalle und schwarz für sonstige Mineralien; violett hat 
man dem Verkehr Vorbehalten. Die Industrien richten sich in ihrem Kolorit nach 
den verarbeiteten Rohstoffen. Für sich betrachtet, kann man diesen Ausführungen 
und Darstellungen nur bei pflichten; wie steht es aber mit ihrem Einpassen ins Karten 
bild ? Da hat das Verfahren versagt. Bei den Kontinenten und Ländern, wo die 
Produktion noch verhältnismäßig einfach ist, hat das Kartenbild weniger gelitten, 
aber gerade bei den wichtigsten Karten, insbesondere bei der Wirtschaftskarte von 
Mitteleuropa (Deutschland) ist ein Wirrwarr von Buchstaben, die sich ineinander 
drängen und zwängen, schieben und puffen, daß es kaum der Farbe gelingt, zusammen 
gehörige Gruppen einigermaßen auseinander zu halten. Es geht schon über die 
Grenzen des Faßbaren, was da einem zugemutet wird. Deutlich wird gezeigt, was das 
kumulierende Flächendiagramm, denn als solches können wir es nach dem Ge 
schauten auffassen, in geographischer Position zu leisten bzw. nicht zu leisten vermag. 
Soweit es sich noch um Quadrate und ihren Vergleich, bei einheitlich durch- 
geführtem Maßstab, handelt, mag das System Barmms gelten, wohlverstanden bei 
sparsamerer und gut überlegter Anwendung. Anders sieht es mit dem „Dreieck- 
diagramm“ aus, das fast in ähnlicher Weise wie das Quadrat verwendet wird, sich 
aber bloß auf den Hafenverkehr bezieht. Das hat mancherlei für sich. Aber der 
Vergleich ist mit dem Dreieck sichtlich erschwerter als mit dem Quadrat. Man wird 
nicht behaupten, daß durch das Dreieckdiägramm die Anschaulichkeit und Schönheit 
der Karten gewonnen hat. Und so müssen wir nach sorgfältiger Erwägung aller 
Vorzüge und Nachteile des Westermannschen Atlas folgendes Urteil fällen: Die 
nichtwirtschaftlichen Karten zeichnen sich durch sattes politisches Kolorit aus, sind 
mit Namen oft überladen und zuweilen nicht klar im Situationsdruck; die wirtschaft 
lichen Karten, worin der Atlas seine starke Seite sieht, sind mit ihren Quadratbuchstaben 
und Dreiecken gar keine Karten mehr, bei den ungefähren Landumrissen kaum 
noch Kartogramme, sondern Veranschaulichungsbilder in allgemeiner geographischen 
Position, auf denen eine Menge bunter, mit großem Fleiß berechneter und auf 
gebauter Diagramme zusammengeschachtelt ist. Die betreffenden Karten sind für 
Studienzwecke wohl geeignet, weniger zur Orientierung für die große Menge. Aber die 
hat den Atlas doch so bevorzugt! Warum? Der Grund ist physiologisch-psychologisch 
zu erklären. Der Atlas bringt eben für alle etwas, nicht tiefgründig, für die oberfläch 
liche Nachkriegszeit so recht geeignet, dabei recht schön bunt und das erfreut des 
Menschen Herz. Nach der tristen Kriegszeit und noch grauem Nachkriegszeit erscheint 
das bunte Kartenbild wie eine lebensfrohe Insel im Meere des düstern Alltags. Darum 
die merkwürdige, wissenschaftlich sicher kaum gerechtfertigte Bevorzugung beim großen 
Publikum. Vielleicht mag auch der niedere Preis wie d s bequeme Format gegenüber 
unsern großen, guten Handatlanten einen Ausschlag gebildet haben. 
öl. Das isolierte Fläehendiagramm in geographischer Position. Einen Fort 
schritt in der Behandlung des Kartogramms, eigentlich des Diagramms in Verbindung
	        
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