Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte. 
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teil einer Provinz, dem Kreise, erwachsen der Darstellung der Arbeitplatzkarte eine 
Unsumme von Schwierigkeiten; und so kommt auch Weise trotz alles Klügelns zu 
keinem greifbaren Resultat, denn die von ihm entworfene Volksdichtekarte in 
1 : 15000000 ist weit davon entfernt, ein sichtbarer, anschaulicher Ausdruck seiner 
methodischen Analyse zu sein. Schon der Maßstab verbietet die konsequente Durch 
führung der logischen Zersetzungsarbeit von Weise, was er vernünftigerweise auch 
selbst eingesteht. Bedauerlich ist, daß er seine Erörterungen nicht bei einem eng 
beschränkten Gebiet erprobt hat; sagt er doch selbst: „Für eine Arbeitplatzkarte 
scheint uns die relative Karte für bodenständige Bevölkerung zweifellos bis zu größtem 
Maßstab ihre Berechtigung zu haben.“ Die Arbeitplatzkarte müßte beispielsweise 
die Dichte der Küstenbevölkerung mit auf die Meeresfläche, soweit sie als Arbeit 
gebiet in Betracht kommt, übertragen; ob das so gewonnene Dichtebild uns befriedigen 
würde, stelle ich dahin. Wie bei jeder Volksdichtekarte würde eben auch bei der 
Arbeitplatakarte ohne Zwangsausgleiche nicht auszukommen sein. Vorderhand ist 
die Arbeitplatzkarte mehr ein methodisches als ein substantielles Gebilde. 
65. Die Wohndichtekarte. Von der Siedlungs- und Wohnplatzkarte unter 
scheide ich die Wohndichtekarte, die am besten nur für größere Städte auf Grund 
lage des Stadtplans, der Ortsfläche entworfen werden kann. In den Großstädten 
wohnen die Menschen schichtenweise übereinander. Während die West- und Villen 
viertel mehr einschichtiger Natur sind, lagern gewöhnlich bei den Ost- und Nord 
vierteln (den Arbeiterquartieren) drei, vier und mehrere Bevölkerungsschichten über 
einander. Oft bestimmt die Sitte die Wohndichte weit mehr als die geographische 
Lage. In Nordwestdeutschland, Holland und England bedingt das Einfamilienhaus 
eine weit geringere Wohndichte als das Etagenhaus Mittel- und Süddeutschlands. 
Hält man sich bei dem Entwurf der Wohndichte an einzelne Häuserblocks, wird die 
Darstellungsmethode mehr absolut, geben die mehr charakteristischen Wohnviertel 
die Grundlagen der Karte, erhält die Karte mehr relativen Charakter. Wohndichte 
karten können wichtig werden, wenn beispielsweise in einer Großstadt die Herde 
epidemischer Krankheiten bestimmt werden sollen. 1 Selbst bei Siedlungskarten 
rein geographischer Natur hat man versucht, die Wohndichte durch eine wechselnde 
Vertonung und Verdoppelung der Umrisse, sowie durch eine von Hell zu Dunkel fort 
schreitende Schraffurausfüllung der Ortsumrisse zu veranschaulichen. 1 2 
Viele von der Statistik geleisteten Darstellungen erhalten für die Siedlungskunde 
oft unmittelbaren Wert, z. B. viele Karten aus dem Geographisch-statistischen Atlas der 
Stadt Nürnberg von M. Meier 3 , insonderheit die, die außer der Bevölkerungsdichte die 
Anzahl der Wohngebäude im Verhältnis zur Fläche der Bezirke, die Zahl der Wohnungen 
und die auf einen Wohnraum durchschnittlich entfallenden Bewohner veranschaulichen. 
Diesen Problemen mehr geographisch nahe zu kommen, versucht O. Sch war tz mit 
seinen Karten der Bevölkerungsdichte und der Wohndichte Groß-Berlins 1912. 4 
1 Nach der Choleraepidemie von Hamburg (1892) sind Wohndichtekarten nach Häuserblocks 
von Hamburg konstruiert worden. Die Karten ergeben auffällig, daß sich die Krankheitsherde haupt 
sächlich in den mehrschichtig bewohnten Häusern der Fleete und des Hafens befanden, weshalb die 
Sanitation Hamburgs hier zuerst eingriff. 
2 R. Buse hi ck, a. a. O. 
a M. Meier: Geogr.-statist. Atlas der Stadt Nürnberg. Mitt. d. Statist. Amtes der Stadt 
Nürnberg, 1913, Heft 4. Mit 24 K. 
4 O. Sehwartz i. P. M. 1921, T. 21.
	        
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