Allgemeine methodische Grundlagen der Bevölkerungskarte.
165
ohne weiteres beipflichten, daß das Abstandsverhältnis, „ganz abgesehen von der
Kompliziertheit und der Vorstellung der Berechnungsweise, minder zweckmäßig ist,
da wiederum die Abstände geringer und die Verhältniszahlen kleiner werden, wenn
die Dichtigkeit größer wird“. Wir haben es bei unsern fernem Untersuchungen haupt
sächlich mit der dritten Methode zu tun. Die mit ihrer Hilfe gewonnenen Mittel
werte sagen dem Geographen am meisten zu.
Wenn 0. Schlüter sagt, daß nicht darin die eigentliche Bedeutung von Normal-
und Mittelwerten zu suchen ist, „daß sie selbst ein richtiger Ausdruck der Wirklich
keit wären, sondern darin, daß sie Linien bilden, auf die wir die vorhandenen Ver
schiedenheiten beziehen können, wie wir die Höhen des Landes und die Tiefen des
Meeres auf die Küstenlinien beziehen“, ist dieser Vergleich nur bedingt richtig; denn
die Küstenlinie ist kartographisch nichts Kelatives, sondern etwas Absolutes, eine
von der Natur selbst bestimmte (kaum säkular variable) Grenzlinie bzw. Grenzzone.
Die Meeresküste bildet zu den Höhen über und unter dem Meeresniveau ein konkretes
Verhältnis, dagegen sind die Mittelwerte der Volksdichtekarten nur abstrakt be
rechnete Zahlenwerte. Der größte Wert der relativen Zahlen besteht darin, daß sie
vorzugsweise die Vergleichbarkeit ermöglichen, wie auch A. Hettner von den rela
tiven Zahlen hervorhebt, daß man erst durch sie bestimmte, auf die Flächeneinheit
bezogene und dadurch vergleichbare Zahlenwerte erhält. 1
Die Volksdichte ist eine Funktion des Wohnens oder Ansässigseins einer
bestimmten Anzahl von Menschen auf einem Flächenstück 1 2 ; denn je weniger Menschen
auf einem bestimmten Areal ansässig sind, um so weniger dicht ist die Volksdichte
und umgekehrt. Die Veranschaulichung dieser bestimmten Anzahl von Menschen
auf diesem bestimmten Flächenstück ist eben die Volksdichtekarte. „Die einfache
Verhältniszahl, die Dichteziffer, muß durch alle Teile der Karte hindurch deutlich
und unverschleiert hervortreten“, sagt Schlüter; bestimmter drückt sich Neukirch
aus: „Es ist schließlich nie aus dem Auge zu verlieren, daß die Dichtekarte nicht die
Bevölkerungsmenge bis ins einzelne in genauen Zahlen, sondern nur die Bevölkerungs
verhältnisse in der charakteristischen Verschiedenheit ihrer Dichte und ihrer Be
dingungen darstellen soll.“ 3
Aber stets bleibt die Darstellung relativ, weil die Dichteziffer das Flächenelement
gleichmäßig belastet. Dabei wird das Volksdichtekartogramm nicht nach Land-
und Stadtbevölkerung oder nach den verschiedenen Berufen oder nach bewohnten
und nicht bewohnten Gebieten scheiden; das bestimmte Ziel muß es unverrückt im
Auge halten, oder wie Schlüter sagt: „Eine Gliederung des Bodens und der Be
wohner kann sie (er meint die Volksdichtekarte, richtiger — was für das folgende
nicht übersehen werden mag — das Volksdichtekartogramm) nicht vornehmen, weil
hierdurch das Ablesen der einfachen Dichteziffern erschwert oder gar unmöglich
gemacht wird, und lediglich Halbheiten sich ergeben.“ 4
Schließlich mag noch betont werden, daß die Mittelwerte der Volksdichte auf
der Karte durch verschiedene Abstufungen ein- und derselben Farbe oder durch
verschiedene Farben flächenhaft dargestellt werden. Die A olksdichtekarte bzw.
1 A. Hettner: Über die Untersuchung usw., a. a. O., S. 503.
2 Betrachte ich die Fläche als Abszisse, trage ich die Städte oder die Einwohnerzahlen als
Ordinaten auf.
:i K. Neukirch. a. a. O., S. 03.
4 O. Schlüter: Die Siedlungen usw., a. a. O.. S. 07.