Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
das Yolksdichtekartogramm erscheint bis jetzt immer flächenständig. Die Flächen 
deckung durch die Farbe ist der durch Schraffen stets vorzuziehen, insonderheit, 
wenn der Dichtedarstellung Geländekarten zugrunde liegen. 1 J. Schmidt, der 
sonst auf den Schultern Schlüters steht, ist gegen die farbigen Dichtestufen. Aber 
mit seiner Schraffenzeichnung ist ihm erst recht nicht eine klare Scheidung der Dichte 
stufen gelungen 1 2 , noch weniger E. Elsheimer 3 , der die unter dem Mittel liegenden 
Dichtegrade schwarz, die über dem Mittel liegenden rot schraffiert und innerhalb 
seiner Skala auf eine Steigerung der Nuancierung gänzlich verzichtet. Die unter 
dem Mittel liegenden Stufen und die über dem Mittel liegenden mit Farben gleichen 
Charakters zusammenzufassen, scheint zum ersten Male von E. Levasseur aus 
geführt worden zu sein, und zwar auf der Karte „Densité de la population en Europe“ 
(Période 1880—1885) in 1 : 14000000. Als Mittel für Europa hat er auf 1 km 
88 Menschen berechnet; was unter diesem Mittel liegt, hat er mit vier hellbraunen 
Stufen gekennzeichnet, und was über dem Mittel mit vier dunklen, rotbraunen Stufen. 4 
Ob die Bevölkerungsdichtekarte Frankreichs von Victor Turquan älter ist, konnte 
ich nicht entscheiden, da sie ohne Jahreszahl erschienen ist ; ich nehme es aber an. 5 
Die mittlere Dichte erscheint darauf als weiße Stufe ; fünf rote Stufen zeigen die größere 
Dichte und sechs blaue die geringere Dichte. — Es wäre interessant, auch einmal ein 
Volksdichtekartogramm nach der Methode der isolierten Flächendiagramme her 
zustellen (s. § 49). 
69. Die Volksdichtekarte und die mathematische Methode der Volksdichte 
darstellung. Die umfangreichste Gruppe der Bevölkerungskarten sind die Karten 
der Bevölkerungsdichtigkeit oder der Volksdichte. Die neuere und kürzere 
Bezeichnung „Volksdichte“ gewinnt dem ältern Ausdruck „Bevölkerungsdichtigkeit“ 
gegenüber immer mehr an Boden. Wird hie und da das Wesen der Volksdichte auch 
verschieden erklärt, ist man doch im allgemeinen jetzt darin einig, daß man unter 
ihr, wie wir schon einige Male betonten, das Verhältnis der Zahl der Menschen 
zur Größe des von ihnen bewohnten Baumes versteht. Noch allgemeiner kann man 
sagen: Die Volksdichte ist der Quotient aus Einwohnerzahl und Fläche. 
An der Hand dieser Definition gelangen wir ebensowohl zur Darstellung wie zur Kritik 
der Volksdichtekarten. Diese Kritik sei zunächst an den Volksdichtekarten von 
Bavn und Wiechel erprobt, was um so mehr angebracht ist, da ich im Laufe meiner 
1 Hierher gehören teilweise die Volksdichtekarten über einzelne Gebiete Indiens, die seit 1909 
in P. M. erschienen sind. — H. Heins: Yolksdichte im nordwestl. Indien, 1909, T. 18; P. Bollert: 
Volksdichte i. d. obern Gangesebene, 1911, I, T. 33 (ohne Terrain); K. Kopp: Die Verteilung der 
Bevölkerung i. d. Provinz Bombay, 1916, T. 33; Marie Borchers: Die Bevölkerungsdichte im südl. 
Indien, 1917, T. 32 (ohne Terrain). 
2 J. Schmidt: Die Volksdichte im Kreise Melsungen und die sie hauptsächlich bedingenden 
Faktoren. Diss. Marburg 1907. Abh. u. Ber. d. V. f. Naturkunde, Kassel LI. 1907, S. 49 — 124. 
3 E. Elsheimer: Volksdichte u. Siedlungen im Meißenerlande. Diss. Marburg 1907. Mit 
drei Karten. 
4 Nach ähnlichem Prinzip hat E. Levasseur, wie er selbst sagt, eine Weltkarte behandelt, 
„Densité de la population dans les cinq parties du Monde (1885); rapportée à la densité moyenne de 
l’Europe“, 1 : 100000000. Auf dieser Karte befindet sich noch eine Nebenkarte, worauf die Gebiete 
der Erde mit 10 Einwohnern und mehr auf 1 qkm von denen mit weniger als 10 Einwohnern geschieden 
sind, also nur in zwei Stufen. Bull, de l’Institut International de Statistique. II. 2. Heft. Rom 1887. 
5 V. Turquan: Densité de la population. Commune par commune (dans les 36097 communes), 
Paris s. a. [Karte im geograph. Laboratorium der Sorbonne.]
	        
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