Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Das Problem der Volksdichtedarstellung im besondern. 
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die dichter bewohnten Gebiete von den weniger dichten geschieden. Das Verfahren 
nennt man kurzerhand „Gemarkungsmethode“. Das kartographische Gebilde erhält 
durch die Kleinheit der Gemarkungen geographische Farbe und Wärme, weil sich 
die Teile trotz künstlicher (administrativer) Begrenzung vielfach geographischen 
Eigentümlichkeiten anzuschmiegen verstehen. 1 Die Gemarkung, eine Bodeneinheit, 
auf der eine Volksanhäufung ursächlich bedingt ist, hat sich namentlich nach dem 
Vorgehen von E. Friedrich 1 2 als ein brauchbares Element für die Volksdichtekarte 
bzw. das bevölkerungsstatistische Kartogramm erwiesen, nachdem aber schon vor ihm 
Sprecher v. Bernegg 1887 als erster von geographischer Seite aus — von stati 
stischer Seite aus war es 1874 Mayr — auf Spezialuntersuchungen betreffs der Volks 
dichte übergegangen war und die Dichte der Gemeinde zugrunde legte. Die Grenzen 
der Gemeindeflur sind in der Hauptsache historisch-administrativ geworden und das 
von ihnen umschlossene Stück bildet nach Friedrich nicht bloß eine administrative, 
sondern auch eine kulturgeographische Einheit. Bei den Gemarkungen stören auch 
die Städteeinwohnerzahlen nicht mehr, sie erscheinen jetzt nur noch für sich ganz 
allein als Gebiete höherer oder höchster Verdichtung, wie E. Ambrosius besonders 
geltend gemacht hat. 3 
Das Einstellen der Untersuchung auf die Gemarkung ist nicht überall und gleich 
wertig durchführbar. Der erste Hinderungsgrund ist, daß nur wenige Staatsgebilde 
Einwohnerzahl und Flächengröße der kleinsten administrativen Elemente, ebenso 
die Grenzbestimmungen dieser staatlichen Teile bekannt geben. Es ist unmöglich, 
die Einwohner für die Gemarkung korrekt zu erhalten. Dann heißt es schon von 
Anfang an, die Flächenelemente zu trennen und die einzelnen Teile geographisch 
zu bestimmen, wie es gleichfalls schon versucht worden ist. 4 Keineswegs ist die 
Gemarkung einer Gemeinde stets als eine natürliche Einheit anzusehen. Beispiels 
weise würden die Gemarkungen an der Bergstraße, die sich in der Gestalt eines Streifens 
von der Rheinebene bis tief in den Odenwald hineinziehen, als einheitliches Ganzes 
für das Dichtekartogramm ein ganz verkehrtes Bild ergeben. Um hier selbst inner 
halb der Gemarkung eine zufriedenstellende Lösung zu finden, muß geographisch 
verfahren werden, wie es C. Uhlig auf seinen Karten ausgeführt hat, indem er den 
obern, am Abhang und auf der Höhe gelegenen Wald von der übrigen Gemarkung 
trennte und zum Odenwald addierte. 5 Eine weitere Folge war, daß die oft ziemlich 
1 Übrigens hat auch diesen Gedanken E. Behm schon zum Ausdruck gebracht, und zwar 
in den Begleitworten zu den Karten von der Verteilung der Menschen über die Erde, P. M., Ergh. 35, 
Gotha 1874, wo es S. 92 heißt: ,,Je kleinere Teile der Staaten nach ihrer Volksdichtigkeit berechnet 
und auf der Karte unterschieden werden, desto mehr nähert sich dieselbe der Wahrheit und manche 
Karten haben auf diese Weise auch mit Beibehaltung der politischen Grenzen einen hohen Grad der 
Anschaulichkeit und Naturwahrheit erreicht, z. B. G. Mayrs Karte von Bayern im 22. Heft der 
vom k. Statist. Bureau herausgegebenen Beiträge zur Statist ik des Königreichs Bayern oder A. Stein- 
hausers Karte von Nieder-Österreich, die vom Verein für Landeskunde von Nieder-Österreich im 
3. Hefte seiner Topographie dieses Kronlandes publiziert worden ist.“ 
2 E. Friedrich: Die Dichte der Bevölkerung im Regierungsbezirk Danzig. Diss. Königs 
berg. Danzig 1895. — Auf Friedrichs Schultern steht K. Gäde mit seiner Diss. Zur Kenntnis der 
Volksdichte des nordöstlichen Holstein u. des Kreises Eckernförde. Kiel 1913. Die dazugehörige 
einfarbige Volksdichtekarte in 1 : 200000 ist klar und übersichtlich. 
3 E. Ambrosius, s. Anm. 7, S. 161. 
4 Vgl. H. Früchtenicht, s. Anm. 8, S. 170. 
5 C. Uhlig: Die Veränderungen der Volksdichte im nördl. Baden 1852 1895. Mit 3 Karten. 
Forsch, z. d. L.- u. V. XI. 1899, S. 113, 114. 
Eckert, Kartenwissensckatt. 11. 
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