Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
von Überschlesien. 1 Die optimale Besiedlungsdichte erinnert äußerlich an den im 
vorhergehenden Abschnitt behandelten Schwellenwert der Volksdichtekarten. In 
dessen ist sie der Willkürlichkeit nicht so preisgegeben wie dieser. 
Die Voraussetzung für die optimale Besiedlungsdichte ist eine Gebietseinteilung 
in gleich große Flächen, am besten in Einheitsquadrate. Volz hat dazu das Quadrat 
mit 6 km Seitenlänge gewählt. Die Quadrate, die die dichteste Bevölkerung haben, 
erhalten die Flächenfarbe, d. h., sie werden vollständig auskoloriert. Nehmen wir 
an, daß die Quadrate, die 1000 Einwohner auf 1 qkm zeigen, flächenfarbig gedeckt 
wmrden, dann repräsentieren sie die optimale Bevölkerungsdichte. Die Quadrate, 
die bloß 750 oder 500 Einwohner auf 1 qkm enthalten, werden nur zu 4 / 3 bzw. 1 / 2 der 
Fläche farbig angelegt. Diesem farbigen Anteil an dem Ursprungsquadrat gibt man 
am besten immer wieder Quadratform. Neben dem großen optimalen Dichtequadrat 
erscheinen sodann eine Menge verschieden kleiner farbiger Quadrate. 
Liegt die optimale Besiedlungsdichte besonders hoch wie in Oberschlesien, wo 
man im Industriegebiet rund 2500 Einwohner auf 1 qkm zählt, werden bei dem großen 
Unterschied, der in Oberschlesien zwischen dicht und schwach besiedelten Gegenden 
stattfindet, die dünn besiedelten Gebiete als winzige Farbkleckse erscheinen, womit 
jedoch die Übersichtlichkeit des Ganzen in keiner Weise gefördert wird. Deshalb 
hat W. Volz die optimale Besiedlungsdichte auf 1000 Einwohner für je 1 qkm herunter 
gedrückt. Dadurch gewann die Darstellung der weniger dicht besiedelten Gemeinden, 
aber auch sie mußten (bei dem Maßstab der Karte 1 : 400000) innerhalb der Ein 
heitsquadrate vielfach zusammengefaßt werden, um zur nötigen Bildwirkung zu 
gelangen. Wir sehen infolgedessen ein einziges farbiges Quadrat neben vielen kleinen 
Ortssignaturen. Das dürfte sicher viele Geographen an dem Kartenbild stören; 
zumal das Quadrat, worauf sich die Zusammenfassung erstreckt, nicht recht er 
sichtlich ist. Im übrigen erinnert der Aufbau der Karte von Volz stark an das iso 
lierte Flächendiagramm in geographischer Position. 
Die Gebiete, die über die optimale Dichte hinausragen, sind übersiedelt. Für 
sie müssen eigene Zeichen erfunden werden. Volz half sich durch die Kreissignatur, 
ohne jedoch dadurch den Eindruck größerer Dichte erwecken zu können. Nicht überall 
ist man bei dem Aufbau derartiger Karten so glücklich wie Volz, das dichtest be 
siedelte Gebiet am Band der Karte zu haben, damit man auf der Bandfläche noch 
auf das richtige Verhältnis der Bevölkerungsverteilung hinweisen kann. 
Der Bezug auf die Fläche und die Anlage des Ganzen erweckt den Eindruck, 
als habe inan bei Volz eine nach geographischer Methode aufgebaute Karte vor sich. 
Indessen ist es nur ein statistisches Verfahren, das geographischen und kulturellen 
Eigentümlichkeiten Bechnung zu tragen weiß, desgleichen den völkischen, da die 
Karte den Anteil der deutschen und polnischen Bevölkerung an der Dichte eindeutig 
veranschaulicht. In der Veranschaulichung der völkischen Anteile ist die Karte 
besser als all’ die andern, die sich mit dem gleichen Problem befaßt haben. 
Mit seiner Karte hat W. Volz wirklich einen Weg gezeigt, den zu begehen empfohlen 
werden kann. Nebenbei sei bemerkt, daß ein großer Vorzug der Karte auch darin 
besteht, die Waldbedeckung durch Farbe besonders hervorgehoben zu haben (S. 184). 
Wie all' die Karten dieser Art Angriffsflächen der Kritik darbieten, so auch 
die von Volz. Die optimale Besiedlungsdichte sollte, wenn sie eben nach Volz die 
1 W. Volz, a. a. O., Methodisches, S. 4—9.
	        
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