Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Problem der Volksdichtedarstellung im besondern. 
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Neben der Zusammenwürflung von Volksdichtekartogramm und Volksdichtekarte 
herrscht tatsächlich die größte Unklarheit in der Auffassung der Kurven auf Volks 
dichtekarten. 
Von allen Liniensystemen, die wir kennen, ähnelt die Kurve der Volksdichte 
karte am meisten den Isarithmen, was Wunder, daß man die Kurven der Volksdichte 
karten mit Isarithmen intendifiziert hat. In den charakteristischen Eigenschaften 
der Isarithmen haben wir nun das Mittel, Licht und Klarheit über die Kurven der 
Volksdichtekarten zu verbreiten. Dreierlei Eigenschaften kennzeichnen die Isarithme. 
Erstens ist sie durch Interpolationsmethode entstanden. Zweitens veranschaulicht 
sie gemittelte Werte, die sie in naturgemäße und charakteristische Lage setzt und 
denen sie eine gewisse Intensität verleihen kann. Man spricht darum von den 
Isarithmen auch als von „Intensitätslinien“. Niemals werden sie trennende oder 
scheidende Linien oder sonstige indifferente Kurven. Drittens ermöglicht ihr Auf 
bau die Konstruktion „stetiger Kurven“, die senkrecht zu den Isarithmen gelegt 
sind. Also in gleichmäßiger Abstufung gelangt man senkrecht zum Isarithmenzug 
zu den benachbarten höhern oder niedern Werten. 
Unwillkürlich denken wir bei den Eigenschaften der Isarithmen an Isothermen, 
Isobaren, Isoklinen, Isohypsen und verwandte Linien. Bisher hat man sie auch als 
Isarithmen angesprochen. Wenn G. Greim — wir wollen uns weniger an Mathe 
matiker als vielmehr an Geographen halten, die in diesen Dingen gearbeitet haben 
sagt: „Isohypsen, Isobathen, die Isothermen und Isobaren auf Wetterkarten und 
ähnliche Linien verbinden Punkte, in denen tatsächlich der betreffende Wert vor 
handen ist als einer aus einer ganzen Reihe von Werten, die sich nach der Folge der 
Zahlenreihe aneinander schließen, so daß neben jedem Wert durch Gang senkrecht 
zur Isarithme der Nachbarwert erreicht wird“ 1 , hat er im großen und ganzen recht, 
bis auf die Isothermen und Isobaren, die nur bedingt die Punkte verbinden, in denen 
der betreffende Wert tatsächlich vorhanden ist. Die Größe ihrer gemittelten Werte 
ist variabel. Immerhin werden sie auch so zu Intensitätskurven und veranlassen nur 
eine Nuancierung im Charakter der Isarithme. Den Isohypsen und Isobathen hingegen 
haftet bei allem Durchschimmern eines Mittelwertes (durch die Interpolationsmethode) 
mehr Realität an als jenen isarithmischen Linien. Allen diesen Linien ist nun gemein 
sam, daß sie die Konstruktion stetiger Kurven ermöglichen. Auf einer Isohypsen 
karte lassen sich beispielsweise zwischen den Isohypsen 800 und 900 m allerhand 
Höhenpunkte festlegen, die in Wirklichkeit vorhanden sind und den Übergang von 
800 zu 900 m vermitteln. Haben wir auf einer Isothermenkarte die Kurven von 5° 
und 10° verzeichnet, bin ich sicher, innerhalb dieses Zwischenraumes auch die Stufen 
von 6°, 7°, 8° und 9° zu finden bzw. zu interpolieren. Ist nicht der barometrische 
Gradient der praktische Ausdruck für die stetige Kurve auf der Isobaren- oder der 
Wetterkarte! Und sind nicht die Gleichgewichtskurven auf erdmagnetischen Karten 
die Kurven, die senkrecht auf den magnetischen Meridiankurven, d. h. auf der Richtung 
der Magnetnadel stehen! 
Auf Grundlage vorstehender Ausführungen wollen wir uns nun die Kurven der 
Volksdichtekarten näher ansehen. Wie hatte nun Ravn die ersten Kurven dieser 
Art konstruiert? Durch Interpolation, indem er die Einwohnerzahl als dritte Potenz, 
als Raumgebilde, verwandte, gewann er isohypsenähnliche Linien, desgleichen sein 
1 G. Greim, a. a. O., S. 98, 99. 
Eckert, Kartenwissenschaft. II. 
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