Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Problem der Volksdichtedarstellung im besondem. 
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selbst auf Teilen von Karten, die die Städte mit einbeziehen (Behm, Kettler), kann 
man das ähnliche Bild wie bei Römer beobachten, und zwar in jenen Teilen, wo die 
Landbevölkerung vorherrscht, also im 0 und N Deutschlands. Würde man ein solches 
Stück aus der Karte herausschneiden, müßte man sagen, daß man eine der Romerschen 
gleich entstandene Karte vor sich habe. Die Kurvenzüge erscheinen auf beiden fast 
gleich. In diese Reihe würde man auch die Karte von K. Closterhalfen unterbringen 
können. Aber auf all diesen Karten sind nur Stuf en werte und keine Einzel werte 
herauszulesen. Auch auf Grundlage der Romerschen interpolierten Kurve kann keine 
stetige Kurve konstruiert werden. Mögen durch die interpolierten Linien Punkte 
gleichen Volksdichtewertes miteinander verbunden werden, über ihren Wert darf 
man sich nicht täuschen; denn er ist an dieser Stelle gar nicht vorhanden, kann auch 
nicht vorhanden sein. Es ist weiter nichts als ein Jonglieren mit abstrakten Zahlen, 
die weit von jeder Realität entfernt sind. Darum muß ihnen auch mit der schärfsten 
kritischen Sonde genaht werden. Durch den mathematischen Aufbau darf man sich 
nicht verblüffen lassen, wie es z. B. A. Penck ergangen ist, der durch seine Darlegungen 
ebenfalls bezeugt, daß er zur richtigen Vorstellung der Isarithmen auf Volksdichte 
karten nicht vorgedrungen ist. 1 Die durch Interpolation gefundenen Werte sind 
schließlich ebenso falsch und ebenso richtig wie die andern Volksdichtekurven. Auf 
Bild 16 repräsentiert die Strecke xB einen Wert von 1500, die Strecke y C, obwohl sie 
größer ist, nur einen Wert von 1000. Mithin krankt die Kurve an innerer Wahrheit, 
d. h. an mathematischem Gefüge. Für das Problem der Volksdichtekurvendarstellung 
bildet die Romersche mathematisch zurechtgelegte Kurve mehr einen geistreichen 
Versuch als eine wirkliche Lösung. Die Interpolationsmethode, wenn man überhaupt 
von einer solchen reden darf, spielte bereits bei Ravn und Wdechel eine Rolle; bei 
ihnen waren, wie oben ausgeführt, die Kurven eine Art Intensitätslinien, was von 
der Romerschen nicht behauptet werden kann. Sie täuschen sich selbst eine Inten 
sität vor, die nicht vorhanden ist, ergo können wir sie auch nicht als Intensitäts 
kurve ansprechen. Mithin summa summarum: Auch in den Romerschen Kurven 
liegen keine Isarithmen vor. 
Für mich verbleibt noch, auf eine Äußerung von H. Wagner einzugehen, die 
vielleicht nicht ganz richtig verstanden wird oder gar zu irrigen Auffassungen geführt 
hat. In seinem Lehrbuch schreibt er: ,,So kann man durch Eintragung aller Dichte 
ziffern neben den einzelnen Ortszeichen eine Grundlage gewinnen, um nun durch Kurven 
nach Art der Zeichnung von Isobathen, die man auf einer Karte mit eingetragenen 
Meerestiefen zieht, die Bezirke gleicher mittlerer Volksdichte umfahren.“ 1 2 Bild 17 
zeigt uns die Einwohnerzahl, d. h. die Dichteziffern der Orte A, B und C zu 1050, 
2340 und 2020 Einwohnern. In Beziehung zu der Ortseinwohnerzahl kann man die 
Kurven mit den Werten 2000 und 1000 ziehen. Das ergäbe Kurven, die um rund 
100% und 150°/ö geringer an Wert als der eigentliche Wert der Volksdichte wären. 
Die Siedlungsdichte deckt sich eben nicht mit der Volksdichte, wie Fr. Ratzel schon 
ausgesprochen hat. 3 Werden die Bezirke umfahren, dann kann es sich nur um 
Linien handeln, wie sie Bild 15 zeigt. Die Isobathen sind Isarithmen und scheiden 
für einen Vergleich mit den Kurven der Volksdichtedarstellung vollständig aus, aus 
1 A. Penck: Die Deutschen im Polnischen Korridor. Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin. Berlin 
1921, S. 174. 
2 H. Wagner: Lehrbuch der Geographie. 10. Auf 1. 1,3, Hannover u. Leipzig 1923, S. 878, 879. 
3 Fr. Ratzel: Anthropogeographie. II. Stuttgart 1891, S. 422.
	        
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