Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
Gründen, die sich aus vorangehenden Erörterungen ergeben. Darum ist auch 
K. Closterhalfen im Irrtum, wenn er von seinen Kurven meint, daß sie nach Art der 
Isobathen gezogen seien; desgleichen irrt er, wenn er sie mit den Kurven von Ravn 
und Behm identifiziert. 1 An und für sich erwecken die Kurven, wie sie aus Bild 17 
hervorgehen, ein gewisses Interesse. Vielleicht würde für sie ganz gut der Ausdruck 
,,Isopolismen“ passen. 
Wie man sich auch drehen und wenden mag, die Kurven der Volksdichtekarten 
sind keine Isarithmen und werden auch keine Isarithmen werden. Höchstens ließe sich 
die Bezeichnung ,,Pseudoisarithmen“ rechtfertigen. Da könnte man mir in die Rede 
fallen und fragen: wie steht es dann mit den hypsograp Irischen Volksdichtekarten 
(S. 208) ? Die Kurven haben daselbst mit Kurven der Volksdichtekarten nichts zu 
tun, und die Volksdichte ist darauf nur nach isohypsischen Intervallen, die der 
Karte von Haus aus zu eigen gehören, berechnet und kartiert worden. Der erste, 
der erkannte, daß den Kurven auf Volksdichtekarten die Isarithmenfähigkeit ab 
zuerkennen ist, scheint G. Greim zu sein. Er tat dies mit klaren, vielleicht nur zu 
kurzen Worten. 1 2 Auf Grund seiner Erkenntnis führt er aus, daß „die Volksdichte 
karte nicht die Darstellung konkreter Verhältnisse gibt, denn eine tatsächliche Ver 
teilung der Menschen im Sinne der Darstellung der Volksdichtekarte ist niemals effektiv 
vorhanden, sondern ein Bild abstrakter berechneter Zahlenwerte“, und er kommt 
zu dem Schluß: „Sie — die Volksdichtekarte — wird deshalb trotz aller Anstrengungen 
im Grunde nicht eine wirkliche Karte werden.“ — Wir wollen mit Greim nicht rechten, 
ob die Volksdichtekarte eine wirkliche Karte ist oder nicht. Von streng kartographischer 
Seite aus betrachtet hat sein Standpunkt vieles für sich. Wir müssen indessen auch 
festhalten, daß die Volksdichtekarte in das umfangreiche, schier grenzenlose Gebiet 
der angewandten Karte gehört und über die verschieden dichte Verteilung der Be 
völkerung Aufschluß, d. h. ein Bild geben will; und das vollbringt sie in befriedigendem 
Maße. Die Kulturgeographie und Anthropogeographie haben sicher sehr viel von ihr. 
Damit hat sie ihre Daseinsberechtigung erwiesen. Ob man dem Volksdichtekarto 
gramm oder der Volksdichtekarte den Vorzug geben soll, wird immer ein strittiger 
Punkt bleiben. Wir wollen zufrieden sein, beide zu haben und aus beiden Anregung 
und Nutzen zu ziehen, und der richtige Kopf wird auch die richtige Intepretation 
der Karte finden und geben. 
Nicht wie Greim und andere wollen wir von Volksdichtekurven reden, 
sondern bloß von Kurven der Volksdichtekarten. Denn nur die Kurven bei Ravn, 
Wiechel sind Volksdichtekurven, allenfalls noch die bei Behm. Im übrigen, aber bei 
fast allen Volksdichtekarten haben wir es mit Kurven der Volksdichtekarten zu tun. 
Es ist nicht allein ein sprachlich-formaler, sondern ein tatsächlich innerer Unterschied 
zwischen beiden, den eingehender zu erklären nach vorstehenden Ausführungen Eulen 
nach Athen tragen hieße. Mich wundert, daß man für die Kurven auf Volksdichte 
karten noch keinen besondern Namen geprägt hat. Freilich ist dies eine prekäre 
Sache. Immer geschieht’s dem einen zur Freud’, dem andern zu Leid. Und w r enn ich 
mir einen Vorschlag erlauben darf, würde ich all die nur graduell verschiedenen, 
sonst aber doch recht ähnlichen Kurven auf Volksdichtekarten Isopolyanthropen 
1 K. Closterhalfen: Die kartograph. Darstellung der Volksdichte. P. M. 1912. II. S. 258. 
2 G. Greim: a. a. 0. — Auf das Grundsätzliche seiner Anschauung kommt Greim nochmals 
zu sprechen in P. M. 1913. II. S. 67, 68, da ihn in dieser Beziehung K. Closterhalfen offenbar falsch 
verstanden hat.
	        
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