Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die angewandte Karte und ihre wissenschaftliche Methode. 
nicht in das vorliegende Betrachtungsgebiet. Auf die Einzeichnung des Terrain 
bildes neben möglichst vollständiger Wiedergabe des F'lußnetzes und der Verkehrs 
wege legt E. de Mar ton ne großen Wert, wie er in Text und Karte zur Volksdichte 
der Walachei bewiesen hat. 
Daß sich Terrainzeichnung und Volksdichte recht wohl vertragen, beweisen 
nicht bloß ältere Dichtekarten, sondern auch neuere, wie die von Schlüter, Dau u. a. 
Schlüter erblickte in der Vereinigung geradezu ein erstrebenswertes Ziel, nicht jedoch 
in dem Sinne, daß durch die kartographische Wiedergabe der Volksdichte das Relief 
des Landes veranschaulicht wird. 1 Um die Bodenplastik zu veranschaulichen, zieht 
Schlüter die Isohypsen nach einem veralteten und deshalb nicht zu empfehlenden 
Maß, nämlich von 100 zu 100 Dezimalfuß (1 preuß. Dezimalfuß — 0.37662 m) und 
macht sogar dem Walde das Zugeständnis, daß er zur Hervorhebung des Reliefs 
unter Umständen gute Dienste leisten kann. Obwohl sich Schlüter damit sehr vor 
sichtig über die Möglichkeit der Wiederspieglung des Bodenaufbaus durch den Wald 
ausdrückt, möcht’ ich dennoch auch diese Möglichkeit annullieren, da der Wald 
höchst mangelhaft die Bodenplastiken zu veranschaulichen vermag; denn aus einer 
Waldkarte, auf der neben den Gewässern nur der Wald eingetragen ist, kann ich 
durchaus nicht entscheiden, ob die Waldbodenfläche gebirgiger oder ebner Natur 
ist. Gegen die Isohypsen auf Schlüters Karte wendet sich J. Schmidt 1 2 und, 
gestützt auf diesen, wiederum J. Hagemann. 3 Schmidt erkennt jedoch die 
Wichtigkeit der Bodenplastik für die Volksdichtekarte an, er hilft sich dadurch, 
daß er zu seiner Volksdichtekarte des Kreises Melsungen ein besonderes Deck 
blatt gibt, worauf die Höhenlinien ausgezogen sind. Das gleiche Verfahren hat 
E. Blume angewandt. 4 
Für die Wahl einer nach orographischen Formen gegliederten Basis bei der 
Herstellung von Volksdichtekarten trat A. Steinhäuser wohl als ein erster ein. 
„Eine Einteilung, die dem Zwecke der Berechnung mehr zusagt als die politische 
Begrenzung ist die Zerlegung des Landes in physische Distrikte, d. h. in solche 
Gruppen von Katastralgemeinden (Ortschaften), deren Areal einen homogenen 
Bodencharakter hat, z. B. Hochgebirgstal, Mittelgebirgstal, Hügelland, Ebene, Hoch 
fläche, Alpenplateau usw. Jedes lange Fluß- oder Stromtal erhält so viele Abteilungen, 
als es variable Charaktere der Beckenbildung zeigt und Unterschiede an beiden 
Ufern.“ 5 So verlockend diese Methode erscheint, ist dennoch ihre Brauchbarkeit 
eine beschränkte, weil sie ein morphologisch gut gegliedertes Gebiet zur Voraus 
setzung hat. Künftig wird sie wieder mehr zur Geltung kommen. Fängt man 
doch schon an, von einer Karte der Reliefenergie in Bezug auf die Verteilung der 
Siedlungen zu reden. 6 H. Mortensen hat im Samland auf Grund urkundlicher 
1 O. Schlüter: Die Siedlungen, a. a. O., S. 84, 85. 
2 J. Schmidt, a. a. O., S. 40. 
3 J. Hagemann, a. a. O., S. 3. 
4 E. Blume: Beiträge 7,ur Siedlungskunde der Magdeburger Börde. Diss. Halle 1908. Mit 
d. Ver. f. Erdk. zu Halle 1908. 
5 A. Steinhäuser: Über Einführung der Quadratminute und Quadratsekunde als Ein 
heiten des geograph. Flächenmaßes bei Ausmittlung der relativen Bevölkerungsdichte des flachen 
Landes u. der großem Städte. Mit. d. k. k. geogr. Ges. zu Wien 1863, S. 129. 
6 H. Mortensen: Zur Frage der heutigen u. frühgeschichtlichen Urteilung von Wald u. 
Siedlungsland in den südostbaltischen Gebieten. Z. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin. 1924, S. 149.
	        
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