Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Das Problem-der Volktdichtedarstellung im besondern. 
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Untersuchungen festgestellt, daß die hügeligen Gebiete dichter besiedelt waren als 
die fruchtbaren ebenen. 1 
87. Die hypsographischen Volksdichtekartell. Die Yolksdichtekarten, die Dichte 
und Terrain veranschaulichen, sind nicht mit den Karten zu verwechseln, die durch 
hypsometrische Stufen, die äußerlich an das Terrain gemahnen, die Volksdichte 
verkörpern wollen. Ich nenne letztere Art die hypsographischen Yolksdichte 
karten. Hinwiederum sind diese nicht mit den Volksdichtekarten in Kurvenmanier 
zu verwechseln, die nach der relativen (der geographischen) Methode auf gebaut sind. 
Schon oben deutete ich an, daß Schlüter entschieden gegen sie ist. E. Wagner 
spricht von dem „Widersinnigen der Methode, ein Gebirge in schmale Isohypsen 
bänder aufzulösen und auf deren Fläche die Bevölkerung der betreffenden Stufe 
gleichmäßig zu verteilen.“ 1 2 Indessen haben manche dieser Karten trotz ihrer ver 
schiedenen Mängel 3 ihr Gutes, da sie unter ganz bestimmten Umständen besser als 
andere Darstellungen die Dichte, wie sie direkt abhängig von dem Gelände ist, ver 
anschaulichen und zwar in auf gestapelten Schichten. Nur für Gebirgsgegenden hat 
diese Darstellung Berechtigung und Wert. Sie ist bereits durch A. Steinhäuser, 
Fr. Ratzel, J. Burgkhardt, F. Löwl u. a. teils eingeleitet und untersucht, teils 
kartographisch festgelegt, ist aber kaum so prägnant ausgebaut worden wie durch 
A. Hackel 4 , der zunächst auf einer Spezialkarte (1 : 75000) jede einzelne Siedlung 
des österreichischen Mühlviertels mit der ihr zukommenden Einwohnerzahl belastete 
und sodann alle zwischen je zwei Isohypsen aufgetragene Zonen nummerte. Auf 
diese Weise gewann er die auf jede Höhenstufe entfallende Einwohnerzahl und endlich 
die Volksdichte jeder einzelnen Höhenstufe, indem er die Höhenstufeneinwohnerzahl 
durch die Maßzahl des entsprechenden Areals dividierte. Arbeit und Karte Hackeis 
geben ein typisches Beispiel für den Einfluß der Böschungsverhältnisse auf die Be 
völkerungsdichte, insofern die steilere Stufe von 400—500 m nicht nur gegen die 
nächst tiefere, sondern auch gegen die nächst hohem merklich an Einwohnerzahl 
zurückbleibt. Derartige Untersuchungen können auf nicht allzu große Gebirgsgebiete 
mit gutem Erfolg angewendet werden. Sie über größere Gebiete auszudehnen, scheint 
nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen nicht ratsam zu sein. So hatte L. Neu 
mann bei der Zeichnung der Volksdichtekarten des Großherzogtums Baden 5 anfänglich 
viel von den Höhenverhältnissen gehalten, später ist er zu dem Ergebnis gekommen, 
daß dem Einfluß der Höhenverhältnisse zu große Bedeutung zugeschrieben werde 
und Bodenformen und Bodenbeschaffenheit auf die Volksverdichtung ebenso wichtig sind. 
Man wird nicht in Abrede stellen können, daß die Volksdichtedarstellung, die 
sich auf Isohypsenintervalle auf baut, einen brauchbaren Einblick in die Volksdichte 
1 H. Mortensen: Siedlungsgeographie des Samlandes. Forsch, z. deutsch. L. u. V. XXII. 
Heft 4. Stuttgart 1923. 
2 Ed. Wagner, a. a. O., S. 527. 
3 Über diese Mängel vgl. Ed. Wagners scharfe Kritik zu H. Wolff: ,,Die Verbreitung der 
Bevölkerung inr Harz 14 (1893) in F. z. d. L.- u. V. XIV. 1903, S. 525; fernerhin A. Hettner: Übei 
die Untersuchung und Darstellung der Bevölkerungsdichte“. G. Z. VII. 1901, S. 513. Außer 
Wolff und Burgkhardt nennt Hettner noch Leinhose für das Schwarzagebiet und Klinger 
für den Thüringer Wald. 
4 A. Hackel, s. Anm. 3, S. 154. 
5 L. Neumann: Die Volksdichte im Großherzogtum Baden. Mit Höhenschichten- und A olks 
dichtekarte Badens in 1: 300000. Forsch, z. D. L.- u. V. VII. 1893.
	        
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