Bausteine und allgemeine Richtlinien für naturhistorische Karten.
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seitigen Inhalts wie auch wegen der musterhaften Klarheit der Zeichnung und der
Farbengebung von W. Meinardus als ein Vorbild für klimatologische Darstellungen,
die die ganze Erde oder einzelne ihre Teile betreffen, hingestellt. 1 Für Studienzwecke
ist es angenehm, daß eine Anzahl der Atlaskarten in Petermanns Geographischen
Mitteilungen wiedergegeben sind. 1 2 Aber auch in andern Staaten wurde auf spezielle
physikalische Atlanten des eignen Landes hingearbeitet, so in Frankreich auf den
Atlas physique de la France, begonnen 1872 von Ch. E. Delauney und E. H. Marie-
Davy. Wichtige physikalische Karten im großem Maßstab für England enthält
The survey atlas of England and Wales von J. G. Bartholomew, Edinburg 1903;
dgl. für Schottland von demselben Verleger The survey atlas of Scotland, Edinburg 1912.
Neuerdings hat auch Italien seinen physikalischen Atlas erhalten in A. Moris großem
Kartenwerk, das ein durchaus selbständiges Gepräge besitzt und die allgemeine
Geographie ausnahmsweise stark betont. 3
An der Hand der Karten der großen physikalischen Atlanten, selbst an physi
kalischen Karten guter und umfangreicher Schulatlanten ist es möglich, die ver
schiedenen Verfahren zu verfolgen, wie die Bausteine gewonnen und behauen, wie
sie aufeinander geschichtet und durch Mörtel, d. h. durch die verschiedenen Ideen
gänge, miteinander verbunden werden. Wenn ich im Laufe der Untersuchungen
auch auf diese und jene seltnere und merkwürdige Karte zu sprechen komme, genügt
doch im großen und ganzen das gangbare physikalische Kartenmaterial, um zum
Verständnis der Hauptsachen zu gelangen, um eventuell selbst einen tastenden Schritt
auf jungfräulichem Boden zu wagen.
104. Die Projektionen der naturhistorischen Karten im allgemeinen. In der
Anwendung von Projektionen ist bis jetzt kaum so gesündigt worden wie auf dem
Gebiete der naturhistorischen Karte, dem sich die kulturhistorische würdig anschließt.
Die falsche Auswahl der Projektionen für die Übersichtskarten, die wir hauptsächlich
im Auge haben, beruht nicht bloß auf einer gewissen Unkenntnis von den Eigen
schaften des Kartenentwurfs, sondern nicht selten auf Bequemlichkeit oder auch auf
Voreingenommenheit. Die und die haben es so gehandhabt, kein Grund liegt vor es
anders zu machen. Dieser Standpunkt des Hoc mihi farcimen und des Voreingenommen
seins ist der Feind jeglichen wissenschaftlichen Fortschritts. Im neuen Jahrhundert
ist es besser geworden, nachdem A. Tissot, E. Hammer, Al. Bludau, K. Peucker,
ich und andere den Kampf für die richtige Auswahl der Projektionsarten aufgenommen
haben. Indessen noch vielmals werde ich auf den falschen, bzw. richtigen Gebrauch
der Projektionen hinzuweisen haben. Beispielsweise ziehen bis jetzt noch immer die
Karten in A. Supans berühmten Grundzügen der physischen Erdkunde mit der
einen Projektion für alle physischen Erscheinungen in alle Welt hinaus, 4 noch immer
sehen wir die großen physischen Atlanten des In- und Auslandes nicht entsprechend
umgearbeitet. Auch die kleinern Atlanten machen davon keine rühmliche Ausnahme,
wie z. B. Meyers Physikalischer Handatlas, Leipzig 1916. Weil er bedeutend jüngern
1 W. Meinardus: Der klimatologische Atlas des Russischen Reiches. P. M. 1901, S. 151.
2 Karten zum klimatologischen Atlas des Russischen Reiches. P. M. 1901, T. 11 u. 12.
3 A. Mori: Atlante di geografia fisica, politica ed economica. Fase. I. Turin 1921.
4 A. Supan: Grundzüge der physischen Erdkunde. 6. Aufl. Leipzig 1916. Der Kartenanhang
besteht aus 20 Karten, die sämtl. in Mercatorproj. erscheinen, mit Ausnahme von T. 1, die die Höhen
u. Tiefen der Erde in Lamberts flächentreuer Äquatorialprojektion (G- u. W.-Halbkugel) bringt.
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