Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Als Bindeglied zwischen den potamologischen und linmologischen Karten kann 
man die Brunnen- und Quell karten auffassen. Sie wurden wichtig im Stellungs 
kriege, wo man ihnen, wie in der Champagne oder in der Woevre-Ebene wegen der 
Wasserversorgung der Truppen ganz besondere Aufmerksamkeit schenkte. Über 
haupt bleiben sie stets von größter Bedeutung für Trockengebiete. Für das arride 
Nordamerika hat z. B. Clyde P. Ross Brunnen- und Quellkarten entworfen. 1 
Die Karte unterstützt in ausgiebigem Maße die linmologischen Studien. Zunächst 
erhält man mit ihrer Hilfe einen weitreichenden und genauen Einblick in die geo 
graphische Verbreitung der Seebecken, in die Seengebiete, die nach A. Supan 
derzeit noch das wichtigste Moment für die Beurteilung der Entstehung der See 
becken sind. 1 2 Das rein äußerlich Auffällige zeigt sich in dem Typus der Vergesell 
schaftung vieler Seen. Wir nehmen das auf detailierten Karten von Strandgebieten 
wahr, wie bei den Deltaseen des Mississippi, bei den Etangs, den Dünenseen der 
Landes, bei den Limanen Südrußlands, vorzugsweise jedoch in den Gebieten, die 
als eiszeitliche Gletschergebilde gelten, wie in Schweden, Finnland, Minnesota. Bei 
den Gebirgsseen macht sich das gemeinsame Auftreten in gewissen Höhenregionen 
bemerkbar. E. v. Böhm stellte an der Hand guter Karten in den Ostalpen 2460 Seen 
fest, von denen allein gegen 1000 an die Höhenlage von 2000 bis 2500 m gebunden sind. 3 
Zu diesen Feststellungen gebraucht man gute Karten mit Schichtlinien oder ausgiebigen 
Höhenzahlen, wie auch beim Nachweis von Depressionen und Kryptodepressionen. 
Aus der Lage von Seen kann auf verschiedene Kategorien von Seen geschlossen 
werden, so auf Strand- und Steppenseen, Fjord-, Schlucht- und Kluftseen, bayerische 
Vorlandseen, Kraterseen usw. Neben der Verbreitung der natürlichen Seebecken 
erheischt die moderne Wirtschaft und Wirtschaftsgeographie von der Karte, daß sie 
die Verbreitung der künstlichen Seebecken, der Talsperranlagen, bringt. Neuere 
topographische Karten gehen ja an deren Darstellung nicht vorüber. Die Handatlas 
karten jedoch haben sich ihr gegenüber bisher noch spröde verhalten. Daß in den 
Rheinlanden und Westfalen allein über 20 Stauwasserbecken vorhanden sind, ist 
eine Tatsache, mit der selbst Karten in den Maßstäben bis 1:1000000 rechnen müssen. 
Wie wichtig die Talsperren für ein Kartenbild in 1:500000 sind, hat (). Winkel 
mit seiner Karte der Talsperren im Königreich Sachsen gezeigt 4 , worauf 87 Talsperren 
teils schon ausgeführt, teils geplant erscheinen, besonders im Gebiete der Zwickauer 
und Freiberger Mulde. 
Neben der Lage ist es die Größe der Seen, in die uns die Karten einen guten 
Einblick verschaffen können. Denn nicht selten muß das Kartenbild des Sees zu 
Hilfe genommen werden, um planimetrisch oder nach der Feldermethode dessen 
Größe zu bestimmen. Der Atlas zu A. v. Humboldts Kosmos, den Tr. Bromme in 
Stuttgart 1851 herausgegeben hat, zeigt auf Tafel 18 eine vergleichende Übersicht 
der größten Seen der Erde im Verhältnis zum Schwarzen Meere. 44 Seen der Ost 
1 CI. P. Ross: Routes to desert watering places in the lower Gila region, Arizona. Washing 
ton 1922. Mit 3 Kn. Hg. v. United States geological survey. Von den ,,Water-supply papers“ sind 
bereits mehrere mit Kn. erschienen. 
2 A. Supan: Grundzüge der physischen Erdkunde. 6. Aufl. Leipzig 1916, S. 765. 
3 A. v. Böhm: Die Hochseen der Ostalpen. Mitt. d. k. k. geogr. Ges. Wien 1886, S. 627. 
4 O. Winkel: Die Talsperren im Königreich Sachsen. Nach d. Karte des Kgl. Sächs. Hydro- 
techn. Amtes in der Leipziger Internationalen Baufachausstellung 1913 reduziert. P. M. 1913, II, 
T. 47. — Vgl. auch M. Steinert: Die geographische Bedeutung der Talsperren. Z. f. Gewässerk. 
X, 1911. Diss. Jena. Dresden 1911.
	        
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