Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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zwar 1755 erst im Druck, hatte aber im Manuskript bereits 1746 der Pariser Akademie 
Vorgelegen. Schraffuren und Signaturen sind die kartographischen Mittel, um die 
Mineralien und Gesteine und deren Fundstellen kenntlich zu machen; auch wird viel 
Fleiß auf die Wiedergabe der Lokalitäten der Fossilienfunde, Bergwerke und Heil 
quellen gelegt. In ähnlicher Weise ist die Carte géographique et minéralogique de la 
route de Brest à Paris et de Paris à Tobolsk en Sibérie von dem Abbé Chappe 
d’Auteroche, Paris 1768, behandelt, worauf durch allerhand Zeichen das Vorkommen 
von Gesteinen und Mineralien gekennzeichnet wird. Auch hier sind keine Farben 
angewandt. 1 Kurz vor dieser Karte wurde in Deutschland 1756 ein bemerkens 
wertes Werk herausgegeben, ,,Der Versuch einer Geschichte von Flözgebirgen“ von 
dem Berliner Mineralogen und Bergmann J. G. Lehmann. Der Rudolstädter Arzt 
Chr. Füchsel gab Lehmanns Darstellung in seiner Historia terrae et maris, ex historia 
Thuringiae per montium discriptionem eruta wesentlich verbessert heraus * 1 2 und 
schuf dabei den Begriff „Formation“, den er zudem durch Zahlen und Zeichen karto 
graphisch veranschaulichte. „Es war dies für Deutschland der erste Versuch, die 
geologischen Verhältnisse eines großem Gebietes kartographisch festzulegen und 
durch beigegebene Durchschnitte zu erläutern.“ 3 Hier wollen wir nicht vergessen 
zu bemerken, daß A. von Humboldt schreibt: „Füchsel und vorzüglich mein großer, 
aber doch in seinem Gesichtskreis beschränkter Lehrer (Werner) haben sich das 
glänzende Verdienst erworben, den Begriff einer Formation in die Wissenschaft 
recht eigentlich eingeführt zu haben.“ 4 Durch Füchsel kam ein vollständig neuer 
Wesenszug in die geologische Karte hinein. War sie früher tatsächlich weiter nichts 
anders als eine mineralogische, petrographische Karte, die den Wert auf die stoff 
liche Gliederung der Materie legte, wurde sie durch die Einführung und Kartierung 
der Formation eine wirklich geologische Karte, deren Wert in der zeitlichenGliederung 
besteht. Damit war ein neuer Wendepunkt in der Geschichte der geologischen Karte 
herbeigeführt worden. 
Der sächsische Bergmeister G. Gläser war mit seiner geologischen Karte der 
gefürsteten Grafschaft Henneberg vom Jahre 1774 5 der Erste und nicht W. v. Char 
pentier, wie B. Cotta annimmt 6 , der die Verbreitung der verschiedenen Haupt 
gesteine (Formationen) durch Farben voneinander schied. Mit roter Farbe wurde 
„Granitartiges Gestein“, mit gelber „Sand“ und mit grauer „Kalk-Gestein“ bezeichnet. 
heißt es daselbst: Alterum sistunt mappae mineralogicae Gvettardii. Dazu die Anm.: Tituli 
gallici sunt: a) Carte minéralogique sur la nature du terrain d’une portion de l’Europe, b) Carte 
minéralogique sur la nature et la situation des terrains, qui traversent la France et l’Angleterre. Mém. 
Acad. roy. des sciences. Paris 1755. [Co.-Bi. Hamburg.] 
1 Auf die ausgezeichnete Karte von Chappe d’Auteroche hatte ich schon im I. Bde. der 
Kartenwissenschaft Gelegenheit hinzuweisen. S. 434. 
2 G. Chr. Füchsel: Historia terrae et maris, ex historia Thuringiae, per montium descriptionem, 
eruta. Actorum academiae electoralis moguntinae scientiarum utilium quae Erfordiae est. II. Er- 
fordiae 1761 (kurz: Acta Academiae Erfordiensis, 2, 1761), S. 44—208. — Man beachte auch noch 
den folgenden Teil: Eiusdem usus historiae suae terrae et maris. S. 209—254. [K. Bi. Berlin.] 
3 Fr. Schöndorf. a. a. O., S. 5. 
4 A. v. Humboldt: Kosmos. Entwurf einer phys. Weltbeschreibung. V. Stuttgart 1862, 
S. 73. 
5 Fr. G. Gläser: Versuch einer mineralog. Beschreibg. der gefürsteten Grafschaft Henne 
berg, ehursächs. Anteil?. Leipzig 1775. Die Karte war 1774 bereits fertig gestellt. [Hof- u. St.-Bi. 
München.] 
6 B. Cotta, a. a. O., S. 6.
	        
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