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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Schon reicher mit geologischem Detail und dementsprechenden Farben ausgestattet
erscheint einige Jahre später (1778) W. v. Charpentiers „Petrographische Karte des
Churfürstentums Sachsen und der Incorporirten Lande, in welcher durch Farben
und Zeichen die Gesteinsart, durch die an mehrerer Orten beygesetzten Zahlen oder
die nach barometrischen Beobachtungen gefundenen Höhen dieser Orte über Witten
berg in Pariser Fuß angegeben worden sind.“ 1 Acht Farben treten auf und außerdem
ist jede Farbe, um einer Verwechslung vorzubeugen, mit einer eigenen Signatur aus
gestattet. Zudem werden noch durch selbständige (ohne eine Farbe zu begleiten)
Signaturen porphyrartige Gesteine und Hornschiefer hervorgehoben, wie durch B das
Vorkommen von Basalt und durch S das von Serpentingesteinen. W. v. Goethe
hat veranlaßt, die Charpentiersche Karte auszudehnen, „die nun vom Harz Ins an
den Fichtelberg, vom Kiesengebirge bis an die Rhön reicht“ und schlägt vor, eine
Homannsche Karte in der gleichen Weise anlegen zu lassen. 1 2 Goethes eigene Karte,
die die Signaturen Charpentiers übernahm, ist Manuskript geblieben. 3 1782 kolorierte
J. C. W. Voigt auf der „Petrographischen Landkarte des Hochstiftes Fulda“ die
vulkanischen Berge rot, Hornschiefer braun, Kalkstein blau, Sandstein und sandige
Tone gelb. In das geologisch-mineralogische Gebiet ragt- die Karte hinein, die Clou et
1787 herausgegeben hatte, worauf er durch 38 verschiedene Zeichen die Mineral
fundstätten Frankreichs kennzeichnet. 4 G. 0. Lasius gab 1789 die „Petrographische
Carte des Harz-Gebirges“ heraus. 5 Wir würden sie heute mehr als eine bergmännische
als eine petrographische Karte bezeichnen; denn durch besondere und rot ausgemalte
Zeichen werden Blei- und Silbergruben, Kupfer-, Eisen-, Kobold- (Kobalt-) und
Braunsteingruben hervorgehoben. Kleine, gleichfalls rot ausgemalte Häuschen deuten
auf Silber-, Kupferhütten, Hochöfen, auf Hammer- und Puch-(Boch-)Werke hin.
Desgleichen werden die verschiedenen Mühlen, verlassene Gruben u. a. m. verzeichnet.
Dagegen ist die „Petrographische Karte des Egerischen Bezirkes“, die nach Müllers
Karte verbessert und verjüngt in Prag 1794 erschien, das, was im Titel gesagt ist. 6
Schließlich sei noch auf Nose’s Karte der rheinischen Vulkane hingewiesen, die 1790
in den Orographischen Briefen veröffentlicht wurde. 7
. War das 18. Jahrhundert verhältnismäßig arm an geologischen Karten
erzeugnissen, setzte im wissenschaftlichen Leben des 19. ein frischer Impuls und
bald darauf ein reich sich betätigendes Schaffen ein, das auch der geologischen Karte
zugute kam. Noch steht im ersten Jahrzehnt wie vereinzelt da die Mapa geognostica
de la Suiza (1806) von C. de Gimbernat mit Flächenkolorit. Im zweiten und dritten
Jahrzehnt vermehren sich sichtlich die Karten. In Altengland begegnen wir der
Geologischen Karte von England und Wales 1815, deren Autor William Smith ist;
1 Die Karte von W. v. Charpentier befindet sich in dessen Werke: Mineral. Geographie
der chursächs. Lande. Leipzig 1778. [Hof- u. St.-Bi. München.]
2 W. v. Goethe, Brief an Merck, Nov. 1782. Goethes Werke. Weimarer Ausg., Abt. IV.
Nr. 1609.
3 M. Semper: Die geologisch. Studien Goethes. Leipzig 1914, S. 34.
4 La France mineralogique est d. 27. K. in Geographie moderne von dem Abbe Clouet. Paris
1787. [Bi. d. Lab. Geogr. Phvs. der Sorbonne.]
5 Karten von Voig't u. Lasius i. d. Hof- u. St.-Bi. München.
6 Auf der Karte sind bes. petrographische Zeichen für „Granit, Gneus, Glimmerschiefer, Thon
schiefer. Quartz, Kalkstein, Basalt, Sand. Steinkohlen, Thon, Erdbrände, Alaun. Kobold, Bley u.
Eisen“. [Un.-Bi. Göttingen.]
7 Den Hinweis auf Nose entnehme ich B. Cotta, a. a. O., S. 6.