Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Buchstaben des lateinischen Alphabets ausgerüstet werden und die paläozoischen 
Bildungen mit den kleinen griechischen Buchstaben. In dem gleichen Sinne und 
mit der gleichen Sorgfalt waren die andern deutschen Spezialkarten ausgearbeitet, 
wie z. B. die von Berlin, die den Besuchern des internationalen Geologenkongresses 
in Berlin 1885 überreicht wurde und Behrend, Dames und Klockmann zu Verfassern 
hat. 1 Mit dieser Karte haben wir bereits die Schwelle zur nächsten Periode über 
schritten. 
112. Die neue Periode in der geschichtlichen Entwicklung der geologischen Karte. 
Die dritte, die neue Periode in der Entwicklung lassen wir mit dem Internationalen 
Geologenkongreß in Bologna 1881 beginnen. Wir stehen noch mitten in ihr und 
können, um es gleich vornweg zu nehmen, schon vier charakteristische Züge nach- 
weisen. Zunächst wird das Bestreben, eine einheitliche Farbenskala auf den Karten, 
wenigstens auf denen von internationaler Geltung, herbeizuführen, durch die bindenden 
Beschlüsse auf der Bologneser Tagung für eine Herstellung einer geologischen Europa 
karte gekrönt. Sodann bilden sich geologische Weltkartenprobleme heraus und 
werden international gefördert. Drittens kommt mit der Förderung internationaler 
Aufgaben die großmaßstabige Aufnahme der eigenen Länder fleißig in Gang. Die 
geologischen Aufnahmen gleiten allmählich aus der Hand privater Unternehmungen 
in die des Staates, wo sie große öffentliche Pflegestätten finden. Und viertens wird 
durch die Spezialforschung das geologische Bild inhaltlich außerordentlich bereichert 
und es entwickelt sich außerdem eine Anzahl von Sonderkarten, die sowohl nach 
der geologisch-wirtschaftlichen wie nach der didaktischen Seite hin einen Fortschritt 
bedeuten. 
Da uns die Farbengebung noch in einem besondern Kapitel beschäftigen 
wird, verzichten wir hier auf sie. Auf die geologischen Weltkartenprobleme 
habe ich bereits im ersten Bande meiner Untersuchungen aufmerksam gemacht. 1 2 
Eigentlich handelt es sich dabei um zwei gesonderte Probleme, um ein europäisches 
und ein wirkliches Weltkartenproblem. Die Wurzeln beider Probleme reichen weit 
zurück. 1827 entwarf der Franzose Ami Boué die erste geologische Karte von Europa. 
Es ist ein kleines Übersichtskärtchen, das sich in groben, allgemeinen Zügen hält. 
Mehr leistete schon Heinrich Credners Europakarte vom Jahre 1843 in Berghaus’ 
Physikalischem Atlas, die außerdem die südliche Grenze der nordischen Geschiebe 
brachte, wie auch Angaben über Hebungs- und Senkungsgebiete. Ob diese Karte 
in Johnstons' Physikalischen Atlas 1850 mit aufgenommen wurde, kann ich augen 
blicklich nicht entscheiden, auf alle Fälle erscheint in der Ausgabe des Atlas vom 
Jahre 1855 eine geologische Karte Europas von Roderick Murchison und James 
Nicol; die ein Jahr später in größerm Maßstabe und detaillierter als Sonderkarte 
erscheint. 3 1857 brachte André Dumont eine Europakarte. H. v. Dechens Karte 
von Mitteleuropa aus dem Jahre 1861 war im Anfang der neuen Periode das beste, 
1 G. Berendt, W. Dames u. F. Klockmann: Geognostische Beschreibung der Umgegend 
von Berlin. Bd. Vlll, Heft 1 der Abhandlgn. zur geolog. Spezialkarte von Preußen u. d. Thüring. 
Staaten. Dazu gehörig die geolog. Übersichtsk. der Umgegend von Berlin in 1 : 100000, 2 Bl. 
2 M. Eckert: Die Karten Wissenschaft. I, S. 102 f. 
3 Roderick J. Murchison and James Nicol: Geological map of Europe exhibiting the 
different systems of rocks according to the most recent researches and inedited materials. Edinburgh 
and London 1856. — Diese große, in 1: 4800000 konstruierte Karte ist in 14 Farben gedruckt.
	        
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