Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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„paläogeographische Karten“ benannt werden. Mit ihnen gliedert sich ein ganz be 
sonderer Zweig innerhalb der geologischen Karte ab, ja vom Standpunkte der geo 
logischen Entwicklungsgeschichte aus können wir sogar von einer neuen Nebenepoche 
innerhalb der neuen Periode sprechen (s. § 121). 
113. Geologische Karte und topographische Unterlage. Geologische Karte ohne 
topographische Basis ist logisch betrachtet ein Unding. Aus der topographischen 
Karte heraus hat sich die geologische entwickelt und wird sich weiter entwickeln. 
Darum darf sie sich ihres alten Nährbodens auch nicht ganz entziehen. Das innige 
Verhältnis zwischen Geologie und Kartographie hat man bereits einigemal gewürdigt. 1 
Bei den ältesten geologischen Karten, z. B. bei der von Chappe d’Auteroche, 
1768, sehen wir, daß auf einer Terrainkarte die nötigen geologischen Zeichen ein 
getragen werden. Von der bunten Bemalung dieser Zeichen, wie es auf der Petro- 
graphischen Carte des Harz-Gebirges von G. V. Lasius geschehen war, ist man bald 
abgekommen und hat mit der Farbe direkt das Vorkommen eines Gesteins oder einer 
Formation verbunden und sie flächenartig über die Terrainkarte gelegt, aber so, daß 
das Bild des orographischen Aufbaues in keiner Weise Einbuße erleidet, wie z. B. 
auf J. C. W. Voigts Petrographischer Landkarte des Hochstifts Fulda, 1782. Diese 
Methode hat man beibehalten bis tief ins 19. Jahrhundert hinein. Auch heute ist 
sie noch nicht ganz ausgestorben. Die Sehr affenkarte bildete die Grundlage, die mit 
Wasserfarben einen geologischen Anstrich erhielt. Die bereits erwähnten Karten 
von England und Wales des Geologen G. B. Greenough gehören gleichfalls hierher. 
Wer je das South Kensington Museum zu London aufmerksam durchschritten hat, 
wird die geologische Karte von Ireland (in Wandkartenformat) aus dem Jahre 1888 
nicht aus dem Gedächtnis verlieren, deren wirkungsvoller, gut gearbeiteter Schraffen 
grund von einem leuchtenden, realistisch-geologisch gefärbten Schleier eingehüllt 
wird (S. 251). 1 2 Selbst spätere Karten gehören noch zu dieser Kategorie, z. B. die 
Karten von J. Ewald aus den 60er Jahren des vergangenen Säkulums. Und zwei 
Jahre später, 1866, erschien die Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bassins 
von C. F. Naumann. 3 Laut der beigegebenen Notiz ist die topographische Unter 
lage wesentlich der Oberreit sehen Karte entnommen, jedoch mit weit lichterer Aus 
führung des Terrainbildes und mit Hinweglassung aller unnötigen Details. Wie aber 
zehn Jahre später H. Habenicht dazukommt, die Herausgabe seiner Karte der 
Verbreitung der sedimentären Gesteine in Europa, die nebenbei bemerkt gut aus 
geführt ist, unter anderm auch damit zu rechtfertigen, daß sie als Neues die gleich 
zeitige Darstellung von physikalischen und geognostischen Verhältnissen (auf Grund 
lage der orographischen Übersichtskarte aus Stielers Handatlas) bringt 4 , ist mir nicht 
1 Vgl. G. v. Dittrich: Geologie u. Kartographie in ihrer gegenseitigen Beziehung bei der 
Terraindarstellung in Karten. Mit T. 6--11. Mitt. d. k. u. k. milit. geogr. Inst. XXVII, 1907. 
Wien 1908, S. 82—95. — P. Kahle: Die Verwendung von Höhenlinien auf geologischen Karten. 
G. Anz. 1920, S. 219 224. 
2 Ähnliche Bilder gibt es in jedem altern geologisch arbeitenden Lande, bald in Wandkarten-, 
bald in Handkartenformat. In der H. u. St.-Bi. München betrachte man die Geognostische Karte 
vom Großherzogtum Baden aus d. J. 1843, oder von A. Daubrée: Carte géologique et minéralogique 
du département du Bas-Rhin aus d. J. 1849 u. a. m. 
3 C. Naumann: Geognostische Karte des Erzgebirgischen Bassins im Königreich Sachsen. 
1:57(300. Leipzig 18(36. 
4 H. Habenicht i. d. Begleitworten zu seiner Karte. P. M. 1876, S. 82.
	        
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