Die geologischen Karten und Verwandte.
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R. Lepsius schließt sich eng an die internationale Farbenskala an, nur für das Silur
ist Blaugrün gewählt und die schmutzig-düstern violetten Farben sind durch leuchtende
Töne ersetzt, die nirgends die Schrift unleserlich machen. Wie selbst auf Karten
verschiedener Gebiete die einheitliche Farbengebung durchgeführt werden kann,
dafür gibt die geologische Karte von West-Canada nach den Aufnahmen des Geo-
logical Survey of Canada ein rühmliches Beispiel. H. Haas hat uns diese Aufnahme
näher gebracht. 1 Darauf ist Miocän usw. gelb koloriert, Kreide grün, Devon braun,
Silur lila, die kambrischen, paläozoischen und mesozoischen Formationen grau, Huron,
laurentinisch, Küstengranit hellrot und Granit dunkelrot. Die internationale Farben
reihe der I. E. K. läßt sich aber auch auf außereuropäische Gebiete sehr gut anwenden.
Ist die Skala unzulänglich, läßt sie sich nach W. Ostwalds Farbenalphabet bzw. Farb-
normen (s. weiter unten) ergänzen. 1 2
Überblicken wir die Geschichte der Farbengebung auf geologischen Karten,
müssen wir feststellen, daß sie sich allmählich dahin entwickelt hat, Sedimente und
massige oder Erstarrungsgesteine gesondert zu behandeln. Bei jenen wird mit der
Farbe die Formation, also eine Altersstufe bezeichnet, bei diesen die Gesteinsart ohne
Rücksicht auf das Alter, wie Granit, Syenit, Porphyr, Trachyt, Basalt. Die Abtönung
der einzelnen Farbe kann wohl hier innerhalb der Gesteinsart auch das Alter markieren.
Da aber von der Gesteinsbeschaffenheit vielfach die Einzelformen der Landschaften
abhängen, ist es ein berechtigter Wunsch der Geographen und Morphologen, wie es
A. Philippson ausdrücklich betont 3 , neben den gewöhnlichen geologischen Über
sichtskarten auch Gesteinskarten zu besitzen. Philippson selbst hat bei seinen
geologischen Karten von Griechenland und Westkleinasien einen Versuch in dieser
Richtung angestellt.
Wie nicht anders zu erwarten, haben die geologischen Spezialkarten ihren Sonder
farbenschlüssel. Immerhin müßte bei ihnen, wie ich schon oben andeutete, mehr
wie üblich dahin gestrebt werden, sich der internationalen Farbenskala tunlichst zu
nähern, wie es z. B. auf der Geologischen Skizze von Südafrika von A. Schenck 4
oder der Geologischen Karte der mittlern Kalahari von S. Passarge 5 , oder des nörd
lichen Persiens von A. F. Stahl 6 oder der Kykladen von A. Philippson 7 oder der
Umgegend von Tsumeb von H. Schneiderhöhn versucht ist, nicht aber so wie auf
der Karte der Adamsbrücke und der Korallenriffe der Paßstraße von J. Walther 8 ,
worauf der Gneis blau erscheint, rot die Korallenriffe, oder auf der geologischen Skizze
von Nord-Celebes von H. Bücking 9 , worauf der Korallenkalk dunkelrot und die
1 H. Haas i. P. M. 1904, T. 2.
2 Vgl. M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 63G, 637.
3 A. Philippson: Grundzüge der Allgem. Geographie. II. Bd., 1. Hälfte. Leipzig 1923.
S. 62.
4 A. Schenck i. P. M. 1888, T. 13.
5 S. Passarge: Die Kalahari. Versuch einer physisch-geographischen Darstellung der Sand
felder des südafrikanischen Beckens. Berlin 1904. Karte 2. — Auf die andern geolog. Karten des
Werkes komme ich bei der Kartenlogik zu sprechen.
6 A. F. Stahl i. P. M., Ergh. 122, 1897.
7 A. Philippson: Geolog. Karte der Kykladen. 1:300000. P. M. Ergh. 134. T. 4. — In
die oben aufgeführte Reihe könnten wir auch noch die zahlreichen Karten von L. G. Tippen-
hauer einfügen; s. P. M. 1899, T. 3, T. 10, T. 13; P. M. 1901, T. 14 u. T. 15.
8 J. Walther i. P. M., Ergh. 102, 1891.
9 H. Bücking: Geolog. Skizze von Nord-Celebes. Nach eigenen Beobachtungen u. altern
Angaben von J. van Schelle, P. u. F. Sarasin u. a. P. M. 1899, T. 16.
Eckert, Kartenwissenschaft. II.
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