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Die anorganische Welt im Kartenbild.
über drei Seiten ausfüllt. Ältere Geologen haben sich bereits mit der Einführung
der Buchstaben für die Schichten beschäftigt, so L. v. Buch; und B. Cotta suchte
als ein erster in das Gewirr der Buchstabenbezeichnung Ordnung zu bringen (S. 270).
Allmählich bildeten sich internationale Gepflogenheiten heraus, gleiche Formationen
in den Karten verschiedener Länder tunlichst mit ein und demselben Buchstaben
zu bezeichnen. 1 Sanktioniert wurde dies Bestreben durch die I. E. K., die die ge
wünschte Klarheit und Einigkeit herbeiführte und durch die die Schichten jeder
einzelnen Formation mit einem bestimmten Buchstaben belegt wurden. Nach den
Vorschriften der I. E. K. erhalten die archäischen Schichten den Buchstaben a, das
Kambrium cb, das Silur s, das Devon d, das Karbon h (von houiller), die Perm
formation p, die Trias t, der Jura i, die Kreide c, das Tertiär m (Molasse), das Quartär q,
die jüngsten Bildungen a. Wo die Spezialaufnahmen eines Landes eine weitgehendere
Gliederung als die Europakarte verfolgen, kommt man mit diesem Buchstabenschema
nicht aus und ist zu mancherlei Abweichungen gezwungen. Bei Erstaufnahmen
fremder Gebiete wird man sich Leitbuchstaben für die verschiedenen geologischen
Formationen bedienen, die sich ganz nach den örtlichen Verhältnissen ergeben. 1 2
116. Die Projektionen der geologischen Karte 3 Früher kümmerte man sich
nicht um die Projektion der geologischen Karten. Nachdem jedoch das Problem
einer geologischen Weltkarte akut wurde, schenkte man auch in geologischen Kreisen
der zu wählenden Projektion mehr Aufmerksamkeit. Infolgedessen haben die winkel
treuen Projektionen in der Gunst des Geologen beträchtlich eingebüßt. Die flächen
treuen Entwürfe gewinnen die Oberhand, in der Überzeugung, daß man die Areale
der geologisch unerforschten Gebiete und der geologischen Gruppen, Provinzen und
Einheiten nicht bloß in Tabellen auf dem Papiere berechnet (wie es beispielsweise
durch A. v. Tillo geschehen), sondern auch im Bilde auf der Karte veranschaulicht
haben will. In der geologischen Abteilung des alten Berghaus’ Physikalischen Atlas
ist noch schüchtern die Mercator-Sanson sehe und die Bonnesche Projektion ver
treten. Im neuen Berghaus dagegen gesellen sich dazu Lamberts flächentreue Azimutal
projektion und Mollweides flächenrechte Erdansicht. Ich vermute hier den Einfluß
von R. Lüddecke, der auch zum erstenmal für einen Schulatlas die Lambert sehen
Projektionen bewußt anwandte. Was ist durch die Mercatorprojektion allein auf
geologischen Karten gesündigt worden, selbst bei den jüngern paläogeographischen
Karten. Für letztere hat man sich in neuerer Zeit endgültig für flächentreue Karten ent
schieden, wobei man auch an meine flächentreuen Projektionen gedacht hat 4 (s. S. 302).
Namhafte Geologen bedienen sich heute flächentreuer Entwürfe, so A. de Lapparent,
E. Koken, E. Dacqué u. a. m. In der Geologie des Meeresbodens (Bd. II) hat
Karl Andrée die Verbreitung der rezenten Meeressedimente und des Treibeises auf
einer meiner flächentreuen Erdansichten gezeichnet.
Diese kleine Auslese von neuern geologischen Karten, die das ganze Erdbild
umfassen, zeigt genugsam, daß in geologischen Kreisen sich das Gewissen geregt hat,
1 K. Keilhack: Lehrb. der prakt. Geologie. 4. Aufl. Stuttgart 1921, S. 137.
2 Vgl. K. Sapper: Geolog. Karte des nördl. Mittel-Amerika. P. M. Ergh. 127, 1899.
3 Vgl. M. Eckert: Die Projektion der geologischen Karte. Die Naturwissenschaften 1923,
S. 792—795. — Ist ein Resümee aus dem oben behandelten Abschnitt mit Einschluß der paläogeograph.
Karte.
4 E. Dacqué: Grundlagen u. Methoden der Paläogeographie. Jena 1915, S. 477.