Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Karteubild. 
Karten die Profile dem Kartenrand einverleibt oder auf eigene Blätter zusammen 
getragen sind, wird im Geological atlas eine besonders dazu bestimmte geologische 
Karte durch Profile zerschnitten, die aber nicht den Kartenrand zieren, sondern 
direkt in den Schnittflächen des Karteninnern aufgebaut sind. Das Gesamtbild 
erhält dadurch einen unruhigen Ausdruck. Die Karte führt den besondern Namen 
Structure sections und ist eigentlich weiter nichts als die *geologische Hauptkarte, 
bei der man eigentümlicherweise die Terrainplatte weggelassen hat. Das ist um so 
merkwürdiger als doch zum Profil gerade das Terrain gehört und zur Profilkonstruktion 
gebraucht wird. Die Art und Weise der amerikanischen Anordnung der Profile hat 
etwas für sich und ist sicherlich lehrreich. Beim Studium des geologischen Aufbaus 
ist es nicht notwendig, das Auge wie bei den deutschen und andern Karten immer 
zwischen Kartenbild und Profil spazieren zu schicken. Und trotzdem möchte ich 
das amerikanische Verfahren für deutsche Karten nicht empfehlen. Wenn man sich’s 
leisten kann wie die Nordamerikaner, neben der Hauptkarte noch eine besondere 
Profilkarte zu haben, will ich nichts dagegen sagen, im übrigen kommt man mit 
einer geologischen Karte und einigen Randprofilen ganz gut aus. Der europäischen 
Methode gebe ich immer noch den Vorzug, w r eil beim Studium durch sie das Profil 
mehr durchdacht und die geologische Intuition mehr gefördert wird. Das ameri 
kanische Verfahren ist eben elementarer. 
Die kurzen Erörterungen zeigen zur Genüge, daß das geologische Profil eine 
weit höhere Bedeutung als das topographische hat, daß vor allem sein Betätigungsfeld 
ein bedeutend größeres und fruchtbareres als das des allgemeinen topographischen 
Profils ist. Auch kartographisch ist sein Arbeitsbereich ein reicheres. Die Vertikal 
fläche ist geradeso wie eine Kartenfläche zu behandeln. Da gibt es teils zu generali 
sieren, teils zu übertreiben; kleine wichtige Vorkommnisse, deren Sichtbarmachung 
nach dem gewählten Maßstab kaum zu verantworten ist, müssen auf Kosten 
der Nachbarschichten hervorgehoben werden. Das geologische Profil wendet wie 
das topographische gegebenenfalls auch die Überhöhung an. Dabei ist geboten, ganz 
besondere Vorsicht walten zu lassen; nicht allein, daß die vertikalen Dimensionen 
zu vergrößern sind, erheischen die Winkelwerte bei den geneigten Flächen gleichfalls 
eine Erhöhung. Darum sind in den maßgebenden geologischen Lehrbüchern und 
Schriften Tabellen beigegeben, die angeben, welche Werte die ursprünglichen Böschungs 
winkel von 1° bis 85° bei einer doppelten, drei-, vier-, fünffachen Überhöhung er 
halten. 1 Selbstverständlich muß die Überhöhung im Maßstab zum Ausdruck kommen, 
gewöhnlich in der Weise, daß der Maßstab für die Höhe neben dem für die Länge 
angegeben wird. Schließlich ist noch zu bemerken, daß die auf guter Beobachtung 
beruhende und kartographisch einwandfrei aufgebaute Karte Tatsachen bringt, wohin 
gegen „das Profil nur mehr oder weniger subjektive Auffasssung zum Zweck der 
Veranschaulichung“ 1 2 bietet. 
119. Die Bodenkarten, insbesondere die geologisch-agronomischen Karten. Die 
Bodenkarten oder die pedologischen Karten wollen nicht wie die rein geologischen 
über tlen erdgeschichtlichen Zusammenhang der einzelnen Formationen usw. auf 
klären; sie befassen sich mit dem, was man von dem geologischen Aufbau der Erdkruste 
1 Vgl. K. Keilhack, a. a. 0., S. 226; Fr. Schöndorf, a. a. O., S. 26. 
2 A. Philippson: Grundzüge der Allgemeinen Geographie. II. Bd., 1. Hälfte. Leipzig 
1923, S. 64.
	        
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