Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
anschaulich verzeichnet werden. 1 Aus dem Jahre 1844 besitzen wir die farbige und 
schöne Karte Uppdrattr Islands von H. J. Scheel, die sowohl Boden- wie Boden 
bedeckungskarte ist. 1 2 Auf diese Weise lassen sich aus geologischen Karten wirt 
schaftliche Erscheinungen teils begründen, teils ableiten. Betrachtet man z. Bi die 
„Geognostische Übersichtskarte des Thüringer Waldes“ von Fr. Beyschlag 3 , so 
liest man in dem Vorland der Thüringer und fränkischen Senke die Abhängigkeit 
der Bodenkultur und die Bevölkerungsdichte von dem geologischen Untergrund ohne 
weiteres ab. Zu dem fruchtbaren Keuperland zwischen Arnstadt, Gotha und Erfurt 
bildet der Buntsandstein mit seinen Waldbeständen einen schroffen Gegensatz. 
Zu den allgemeinen Bodenkarten gehört unter andern die Karte, die Heinrich 
Berghaus noch gezeichnet und dem Physikalischen Atlas (1892) einverleibt hat; 
es ist die Karte der trocknen Niederschläge. Sie zeigt in Mercatorprojektion die 
Gebiete mit Passatstaubfällen und die mit andern Staubfällen. Den Übergang zu 
der umfassenden Grund- und Bodenkarte in demselben Atlas bildet die Skizze einer 
Bodenkarte des nördlichen Mittelamerikas, die von K. Sapper herrührt. 4 Darauf 
unterscheidet er dreierlei Eluvialböden (feuchte, trockne und mit vulkanischem 
Material gemischte Gebiete), dreierlei x\ufschüttungsböden (vulkanischer, fluvialer, 
mariner), ferner Sand- und Schotter-, Mangrove- und Alluvialhoden. Die Karte der 
geographischen Verteilung von Grund und Boden in Berghaus’ Physikalischem Atlas 
entstammt der geschickten Hand C. Bohrbachs und ist nach dessen Erläuterungen 
der Versuch einer kartographischen Darstellung der Bodentypen von F. v. Richthofen. 5 
Die Meeresboden sind nach den genannten Karten von Murray und Benard getönt. 
Im ganzen werden ohne die marinen Böden 14 Bodenarten unterschieden, die zu 
5 Hauptgruppen zusammengefaßt sind. Die erste Gruppe bilden die Eluvialregionen 
(vorwiegend Lehm, Gebirgssclmtt, Laterit); zweitens sind die Gebiete hervorgehoben, 
wo ein Ebenmaß der Zerstörung und Fortschaffung statthat; drittens sehen wir die 
Gebiete mit überwiegender Denudation (äolische, glaziale Denudation) und viertens 
mit überwiegender Aufschüttung (Gletscherschutt, marine Aufschüttung, Alluvionen 
der Ströme und Seen, beweglicher Sand, feinerdige äolische Aufschüttung = Steppen 
hoden, vulkanische Aufschüttung); und fünftens wird die erodierte äolische Auf 
schüttung, der Löß, dargestellt; die über das Bild allenthalben zerstreute wagrechte 
Schraffensignatur deutet das Vorkommen salzhaltiger Böden an. Trotz des kleinen 
Maßstabes der beiden flächentreuen Planigloben ist eine reiche Differenzierung be 
folgt, die allerdings nach dem heutigen Stand der Wissenschaft etwas anders gruppiert 
würde. Nur durch eine geschickte Farbenwahl war es möglich, die 14 Böden aus 
einanderzuhalten. Leitzahlen, die den einzelnen Farbflächen bzw. Böden einzuschreiben 
wären, würden die Orientierung wesentlich erleichtern. So viel ich weiß, ist eine 
derartige Karte kaum wiederholt worden; als Wandkarte müßte sie uns bald geschenkt 
1 G locke r: Geognostische Beschreibung der Preuß. Ober-Lausitz mit Berücksichtigung des 
¡Sächsischen Anteils. (Lnterstützt von der Naturforschenden Gesellschaft in Görlitz.) Mit 2 Karten 
in 1 : 200000. Görlitz 1858. 
2 H. J. Scheel: Uppdrattr Islands. 1:480000. Reykjavik og Kaupmannahöfn 1884. [Un.-Bi. 
Göttingen.] 
! Fr. Beyschlag: Geognost. Übersichtsk. usw. Nach den Aufnahmen der Kgl. Preuß. 
Geolog. Landesanstalt zusammengestellt, 1: 100000. Berlin 1897. 
1 K. Sapper i. P. M., Ergh. Lll, T. 1. — Vgl. auch E. W. Hilgard: Soils in the humid 
and arid regions. New York 1900. 
5 F. v. Richthofen: Führer f. Forschungsreisende. Berlin 1886, S. 451 ff.
	        
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