Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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werden. Wer über die Zersetzungsvorgänge der einzelnen Gesteine Bescheid weiß, 
dem ist letzten Endes jede geologische Karte — vorausgesetzt, daß sie in genügend 
großem Maßstab gezeichnet ist — eine pedologische Karte. 
Die geologischen Spezialkarten von großem Becken, von ausgedehnten Niede 
rungen und Ebenen rücken von allein in die Gruppe der Bodenkarten hinein. Das 
sehen wir an den niederländischen, dänischen, niederdeutschen Karten. Mit gewisser 
Einschränkung kann man selbst die neue buntfarbige Ausgabe der finnischen Landes 
aufnahme in 1:100000 hierher rechnen. Die Kaart over Jydland in 1:40000, die als 
Generalstabskarte gedacht ist, wendet allerhand Zeichen für die Bodenarten an. 1 
Der Geologische Plan von Zürich und Umgebung in 1:10000 (Winterthur 1871) von 
A. Eschervon derLinthist nichts anderes wie eine Bodenkarte, auf der wir durch 
Farben unterschieden sehen: Seeschlamm und Torf, Ablagerungen der Sihl und des 
Hornbaches, Kies mit Letten vermischt und Konglomerat der Uetli-Kuppe (Gletscher- 
Boden), Moränetrümmer und Molasseschutt mit Geschieben (Zürich-Boden) u. a. m. 
Wir finden neben diesen Karten ältere Kartenerzeugnisse, die im Titel schon aus- 
drücken, daß sie Bodenkarten sein wollen. Auf eine unbekanntere, aber recht über 
sichtliche Bodenkarte der Umgebung von Zweibrücken, die einen gewissen Laub mann 
zum Verfasser hat 1 2 , sei hingewiesen; sie bringt hauptsächlich die Verbreitung von 
Kalk, Letten, Sandstein, Torf und neuesten Anschwemmungen. 
Die Bodenkarten, die der Wirtschaft direkt dienen, lassen sich in zwei 
große Gruppen unterscheiden, je nachdem sie das Vorkommen von Stoffen, die die 
Industrie gebraucht, zeigen oder die Ausbreitung von Anbauflächen, die für Boden- 
und Forstkultur geeignet sind. Letztere sind die eigentlichen pedologischen 
Karten. Zu jenen gehört beispielsweise die Übersichtskarte der Tone in Ungarn 
von A. v. Kalecsinszky 3 , worauf durch kolorierte Binge die Fundorte der feuerfesten 
und nicht feuerfesten Tone veranschaulicht werden. Ferner würden sich hier teilweise 
die Bergwerkskarten anreihen, die Tagebetriebe zeigen und Stein bruchkarten; diese 
müßten noch konstruiert werden. Die zweite Gruppe wird durch die geologisch 
agronomischen Karten ausgefüllt, entschieden die vornehmste Abteilung unter 
den Bodenkarten. Innerhalb dieser Gruppe sind — von den Darstellungsmitteln 
ganz abgesehen — wiederum die verschiedensten Darstellungen möglich, je nachdem 
man sein Augenmerk einmal auf die Entstehung der Ackerböden 4 lenkt oder in anderer 
Richtung nur auf eine oder einige Bodenarten, wie z. B. M. Delesse in seiner 
Carte agronomique du département de Seine-et-Marne, Paris 1880, worauf Böden 
mit Kalk und ohne Kalk unterschieden werden. Auch die Karte von E. Bertainchand 
über einen Teil Tunesiens wäre hier nochmals zu erwähnen. 
Für die Aufnahme und Herausgabe geologisch-agronomischer Karten wird 
gegenwärtig in allen Kulturstaaten Europas und in denjenigen mit europäischem 
Einschlag gut gesorgt. Die Franzosen haben sich seither mit großer Liebe der Her- 
1 Kaart over Jydland. 1 : 40000. Bes. Signaturen f. d. Bodenarten: Lövtraeer, Naaletraer, 
Krat, Lyng, Marsk, Sand, Eng, Mose. [U.-Bi. Göttingen.] 
2 Laubmann: Bodenk. der Umgebung von Zweibrücken. 1 : 100000. Zweibrücken 1865. 
[H.- u. St.-Bi. München.] 
3 A. v. Kalecsinszky: Übersichtskarte der untersuchten Tone in L T ngarn. Budapest 1899, 
ergänzt bis 1904. 
4 Detlev Lienau: Die Entstehung der Ackerböden. Mit 1 Ubersichtsk. Halle a. S. 1912.
	        
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