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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Stellung dieser Karten hingegeben, sind aber merkwürdigerweise mit dem neuen
Jahrhundert ins Hintertreffen geraten. Bei Gelegenheit der Pariser Weltausstellung
1867 wurden verschiedene agronomische Karten vorgeführt, die jedoch dem deutschen
Berichterstatter R. Lorenz, wie wir wissen, keine Anerkennung abrangen. Außer
M. Delesse arbeiteten Meugy und Ni voit fleißig an geologisch-agronomischen
Karten. Von letztem beiden sind die Cartes des arrondissements de Rethel,
Mézières, Sedan, Rocroi et Youziers in den Jahren 1876 bis 1885 herausgegeben
worden, ein Kartenwerk, das als Carte géologique agronomique noch heute seinen
Wert nicht eingebüßt hat. Zwar ist der Schraffenuntergrund für den Maß
stab 1:40000 reichlich grob und roh — aber immer besser einer als keiner —,
dafür sind die 16 bis 20 verschiedenen Bodenarten farbig gut und leicht leserlich
dargestellt. Leider macht die Arrondissements- Einteilung die Kartenblätter bei dem
gewählten Maßstab unhandlich. In den Kartenheften des Geological atlas der Ver
einigten Staaten ist der topographischen, der geologischen und der Profilschnittkarte
noch eine Economic geology map beigegeben, die sich in Druck und Ausführung den
andern würdig zur Seite stellt. Bei genauerm Hinschauen merken wir, daß sie nicht
eine agronomische Karte in unserm Sinne ist, sondern weiter nichts anderes wie die
geologische Karte desselben Atlasheftes, nur mit einer geringen Farbenänderung,
insofern die Gesteine, die unfruchtbaren Boden ergeben, und die, die wirtschaftlich
von Belang sind, durch kräftigeres Kolorit aus dem geologischen Kartenbild heraus
geholt werden.
Das Vorzüglichste, was bisher auf dem Gebiete der Bodenkarten geleistet worden
ist, sind die geologisch-agronomischen Spezialkarten des Norddeutschen Flachlandes,
deren Herausgabe Konrad Keilhack organisiert und gefördert hat. Die Erläuterung
ihrer Grundlage und ihres Inhalts beginnt mit dem Satz: „Die geologisch-agronomische
Spezialkarte von Preußen hat die Aufgabe, in flächenhafter Darstellung die Ver
breitung der an der Oberfläche lagernden Gebirgsschichten zur Anschauung zu bringen,
und nicht nur die wichtigsten Verhältnisse in der Zusammensetzung derselben, sondern
auch ihre Alters- und Lagerungs Verhältnisse in deutlicher und lesbarer Weise erkennen
zu lassen“. 1 Die flächenhafte Darstellung ist farbig und veranschaulicht diejenigen
Bildungen, die den Boden von der Oberfläche an bis zu einer Tiefe von ungefähr 2 m
zusammensetzen. Auf Grundlage der mit Isohypsen versehenen Meßtischblätter in
1:25000 werden fünf verschiedene Beziehungen der an der Erdoberfläche lagernden
Bildungen dargestellt; zunächst die stratigraphischen oder Alters- und Lagerungs
verhältnisse, sodann die petrographischen Verhältnisse oder die Zusammensetzung
der Erdschichten, ferner die Übereinanderfolge mehrerer Schichten, weiterhin die
agronomischen oder bodenkundlichen Verhältnisse und zuletzt die orographischen
Erscheinungen oder die Oberflächenformen. Man sieht, ein reiches Programm mit
hohem Ziel. Was bis jetzt erschienen ist, hat die Erwartungen nicht zuschanden
gemacht.
Da die agronomischen Verhältnisse in der geologischen Karte außerordentlich
wechselnd sind, werden die Methoden der Darstellung nicht die gleichen für alle
Karten sein. Die Mannigfaltigkeit wird bedingt durch die Zusammensetzung der
einzelnen Schichten; sie wird gefördert durch Bohrkarten; sie äußert sich nicht bloß
1 K. Keilhack: Einführung i. d. Verständnis der geologisch-agronomisch. Specialkarten
des norddeutschen Flachlandes. Berlin 1901, S. 1.