Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

290 
Die anorganische Welt im Kartenbild. 
120. Die Lagerstättenkarte. Hält sich die Bodenkarte mehr an die Oberfläche 
der Erdschicht, geht die Lagerstättenkarte in Tiefen von einigen Dezimetern bis 
zu mehreren Hunderten von Metern. Sie dient ausschließlich bergmännischen und 
bergwirtschaftlichen Interessen und man könnte sie auch „bergmännische“ Karte 
nennen und sie ebensogut bei den Wirtschaftkarten betrachten. Wollen wir ihre 
Geschichte erfassen, müssen wir in den Archiven der alten Bergämter nachgraben, 
wo manche alte gediegene Karte vergraben liegt. 
Die Lagerstättenkarte ist die geologische Karte, die die Verbreitung irgend 
eines oder mehrerer nutzbarer Mineralien in tiefem Erdschichten zeigt. Je nachdem 
die Erde tief angebohrt ist, wird sie die Lagerstätten mehr oder weniger tief unter 
der Erdoberfläche darstellen, gegebenenfalls wie bei den Steinkohlen die Flöze zu 
Gruppen zusammenfassen. In der Hauptsache handelt es sich um die Erschließung 
von Kohlen und Erzen. Und mit ihnen hat es heute auch die Lagerstättenkarte vor 
wiegend zu tun. Daß sich innerhalb der gesamten Gruppe viele Unterschiede und 
Übergänge in der kartographischen Behandlung finden, bedarf weiter keiner aus 
führlichem Begründung. Es ist in der Tat ein himmelweiter Unterschied zwischen 
der „Prospektkarte“, die die Arbeit des Prospektors in bergbaulichem Neuland ist, 
wie in Deutsch-Südwestafrika oder Deutsch-Ostafrika, und der modernen Lager 
stättenkarte, wie sie aus der Preußischen Geologischen Landesanstalt hervorgegangen 
ist. Bückt das bergwirtschaftliche Moment mehr in den Hintergrund und soll ganz 
allgemein das Vorkommen eines Minerals gezeigt werden, womit man sich auch der 
geographischen Teilnahme sichert, dann können letzten Endes selbst die Karten unter 
die Lagerstättenkarten mit gerechnet werden — allerdings im weitesten Sinne —, 
die, wie die Karte von Fr. Immanuel, die Goldgebiete zu beiden Seiten der Bering 
straße zeigen. 1 
Innerhalb der Lagerstättenkarten muß man streng zwischen Spezial- und 
Übersichtskarten scheiden. Die erstem sind die eigentlichen Lagerstättenkarten 
im Sinne des Bergmanns. Die andern sind mehr mineralogisch-petrographischer 
oder auch allgemein wirtschaftlicher Natur. Jene dienen vorzugsweise dem Bergwerks 
betrieb und sind vielfach — wenigstens für die ältern Zeiten — nur als Manuskript 
karten vorhanden, diese wollen wie seither schnell und in großen Zügen orientieren, 
wie z. B. die klare und übersichtliche Weltkarte der Erzlagerstätten von J. W. H. 
Adam. 1 2 In ihr sehen wir die Erzlagerstätten nach dem Einteilungsprinzip von 
K. Beck eingetragen, nach dem ein Kreis magmatische Ausscheidung bezeichnet, 
ein Halbkreis Sedimente, ein Quadrat Gänge, eine Ellipse Erzimprägnation, ein auf 
der Spitze stehendes Dreieck metasomatische Verdrängung, ein D Kontaktlagerstätte 
und ein liegendes S Seifen. Die Erze selbst sind durch verschiedenfarbige Ausfüllung 
dieser Zeichen unterschieden. Zu den Übersichtskarten gehört auch die „Übersicht 
der Kohlenbecken der östlichen und mittlern Vereinigten Staaten“ von A. Dannen 
berg, worauf die sicher nachgewiesenen Kohlenvorräte angegeben sind, ferner die 
mögliche weitere Ausdehnung der Ablagerungen und die mesozoischen Kohlenbecken. 3 
Im 16., 17. und 18. Jahrhundert wurden die Signaturen für die Metalle 
in die topographischen Karten eingeschrieben. Damit begnügte man sich. Das 
1 Fr. Immanuel i. P. M. 1902, T. 5. 
2 J. W. H. Adam: Weltkarte der Erzlagerstätten. Äquatorialmaßstab 1:45000000. Wien 
1910, G. Freytag & Berndt. 
3 A. Dannenberg: Geologie der Steinkohlenlager. II. Berlin 1921, T. 1.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.