Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die geologischen Karten und Verwandte. 
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L. Lutugin herausgegeben wurde. 1 Jede Lieferung des Werkes beginnt mit einer 
Karte der Geländedarstellung in Saschen-Schichtlinien; ihr folgt dasselbe Blatt mit 
geologischem Kolorit unter gleichzeitiger Beifügung einiger charakteristischen Profile; 
den Beschluß bildet die Darstellung des Ausstreichens der Schichtfolge an der Ober 
fläche (ohne geologisches Kolorit). Auf diese Weise werden die genauen strati 
graphischen und bergmännischen Aufnahmeergebnisse des Donez-Kohlenbeckens 
weitern Kreisen von Wissenschaft und Praxis zugänglich gemacht. 
Daß für die Lagerstättenkenntnis das Profil von größter Wichtigkeit ist, bedarf 
keiner weitern Begründung. Aber mit eiriem Quer- und einem Längsprofil kann sich 
der Bergmann nicht begnügen; er braucht Profile in den verschiedensten Himmels 
richtungen, besonders bei den Flözen der Steinkohlenbezirke. Da diese Profile so 
häufig und mannigfaltig sind, hat man sie nicht den Lagerstättenkarten einverleibt. 
Jeder Bezirk besitzt sie für sich in hinreichender Menge als Manuskriptzeichnung 
oder auch sorgfältig auf Glas gemalt. Die letztem sind ungemein lehrreich; man 
stellt sie in größerer Anzahl zu sog. „Glasreliefen“ zusammen, wodurch ein vor 
züglicher Einblick in das Innere eines gesamten Grubenbezirkes und Bergwerks 
betriebes verschafft wird. 
121. Die paläogeographische Karte. In der Grenzregion zwischen Geologie und 
Geographie breitet sich in jüngster Zeit ein Kartengebilde aus, das man paläogeo 
graphische Karte getauft hat, obwohl es bald mehr in der Geologie wie in der 
Geographie verankert ist. Weil mit diesen auf geologisch-geographischer Basis be 
ruhenden Karten aufs innigste paläozoologische, paläopflanzengeographische, paläo- 
klimatologische, paläohydrographische und paläoorographische Erwägungen und 
Darstellungen verknüpft werden und sind, hat man den umfassenden Ausdruck 
„Paläogeographie“ gewählt 1 2 , ein Wort, dessen Ursprung auf A. Boue zurückgeht, 
der zum ersten Male von „paläogeologischer Geographie“ oder „geologischer Paläo 
geographie“ spricht. 3 Der Ausdruck hat schnell Eingang in die französische, deutsche 
und englische bzw. nordamerikanische Literatur gefunden. 
Die paläogeographischen Karten wurden in geologischen und geographischen 
Lehrbüchern und Veröffentlichungen lange Zeit als Phantasiegebilde mit gering 
schätzigen Bemerkungen und spöttischem Lächeln zur Seite getan. Nach den Worten 
in den ersten Auflagen seiner Grundzüge der physischen Erdkunde ist A. Supan 
den paläogeographischen gegenüber ganz skeptisch, in der sechsten Auflage, die er 
noch selber ediert hat, gibt er bereits zu, daß die Ansichten über diese Karten geteilt 
sind 4 , heute würde er sie vielleicht ohne rhetorische Umschweife anerkennen. 
M. Semper hält nichts von mühevollen paläogeographischen Untersuchungen, 
„deren Ergebnisse nicht sicherer dadurch werden, daß man die angreifbaren Punkte 
ignoriert und die, geographisch betrachtet, höchstwahrscheinlich nichts als irre 
1 Geolog. Spezialk. des Donez-Kohlenbeckens. Nach den unter Leitung von L. Lutugin 
angestellten Untersuchungen. 1: 42000. Gegen 200 Sektionen sind veranschlagt. St. Petersburg 
1909 ff. 
2 ln Frankreich und England begegnet man derselben Bezeichnung, dort „paläogeographie“, 
hier „paleogeography“. 
3 A. Bou6: Einiges zur paläogeologischen Geographie. Sitz.-Ber. math.-nat. Kl. der k. k. 
Akad. d. Wiss. Wien 1875. LXXI. 1. Abt. S. 305-425. 
4 A. Supan: Grundzüge der Phys. Erdk. 6. Aufl. Leipzig 1916, S. 906, Anm. 1.
	        
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