Terrenergetische Karten.
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logischen Karten, die den „Beiträgen zur Landeskunde der Rheinlande“, die A. Philipp-
son herausgibt; beigegeben sind. 1 Dagegen ist die Übersichtskarte der Dinarischen
Rumpfflächen von J. Cvijic farbenprächtig durchgeführt und wird dadurch außer
ordentlich instruktiv. 1 2
Die morphologische Spezialkarte kann nicht bloß ein kleines Gebiet morpho-
genetisch zu erfassen suchen, sondern sich auch mit einem morphologischen Begriff
und dessen Veranschaulichung allein beschäftigen. In die Reihe dieser Karten gehört
die Karte der Gipfelflur der westlichen Ostalpen von Fr. Levy 3 , die zeigen will, daß
die Gipfelflur in dem untersuchten Gebiet kein Rest von Rumpfflächen ist, sondern
auf Zeugen eines Großfaltenwurfs hindeutet.
Überblickt man die morphologischen Karten, die bis jetzt gezeichnet worden
sind, herrscht gegenwärtig bezüglich der Methode und des Inhalts der Darstellung
eine Zerfahrenheit, daß einem um eine künftige kräftige Entwicklung bange werden
könnte. Soviel ist mir klar, daß noch viel, ja sehr viel Wasser den Rhein hinunter
fließen wird, bevor Einigkeit in der Auffassung, Einfachheit in der Methode und
Einheitlichkeit in der Kartierung herbeigeführt sein wird. Gerade auf diesem Gebiet
hat die wissenschaftliche Kartographie noch manche harte Nuß zu knacken, und wer
weiß, ob schon innerhalb unsers Jahrhunderts eine ähnliche Harmonie erzielt wird,
die wir jetzt auf dem Gebiete der rein geologischen Karte so wohltuend empfinden. 4
IV. Terrenergetische Karten.
123. Die tektonische Karte. Die terrenergetischen oder Erdkräftekarten
betrachten wir als Sonderzweig am großen Baume der physischen Karten. Gegen
über den andern physischen Karten besitzen sie so wesentliche Unterschiede, die
— wie wir noch näher begründen werden — eben in eigenen und eigentümlichen
Äußerungen und Wirkungen von immanenten Kräften der Erde begründet sind,
daß ihre besondere Rubrizierung gerechtfertigt erscheint. Viele physische Karten,
die wir zeichnen, sind das Spiegelbild von Kräften, die in unserer Erde wirken, die
ihr ausschließlich eigentümlich sind und Erscheinungen auslösen, die teils wissen
schaftlich, teils praktisch von großer Bedeutung sind. Diese endogenen Kräfte
beeinflussen seit Jahrtausenden und Jahrmillionen die Erde. Ihre Wirkungen spüren
wir gewöhnlich an der Erdoberfläche. Wir erkennen sie im Aufbau der Erdrinde,
in den erdmagnetischen und Schwerephänomenen. Die Probleme, die sich mit den
groben, sichtbaren Resultaten der Kräftewirkungen in und auf der Erdrinde befassen,
nennen wir tektonische. Sie führen uns auf Vorgänge im Erdkern, auf Veränderungen
1 1. Heft. A. Schwarzer: Das linksseitige Zuflußgebiet des Rheines zw. Bingen u. Coblenz.
Leipzig 1922. Karten 1 u. 2. — 3. Heft. R. Stickel: Der Abfall der Eifel zur Niederrheinischen
Bucht. 1922. 1 Karte. — 4. Heft. H. Knuth: Die Terrassen der Sieg von Siegen bis zur Mündung.
1923. 1 Karte.
2 J. Cvijic i. P. M. 1909, T. 12.
3 Fr. Levy: Die Gipfelflur der Ostalpen zwischen Arlberg-Addatal u. Salzach-Tagliamento
in „Linien gleicher Höchsterhebung“ von je 100 m Abstand. 1: 750000. P. M. 1921, T. 8.
4 Von einem ähnlichen Gefühl wie ich mag auch J. Cvijic beseelt gewesen sein, als er von
G. Braun wegen der zukünftigen Gestaltung der Internationalen Geographenkongresse befragt
wurde; er antwortete, daß vor allem die internationale Arbeit „über die Methode der morpho
logischen Forschung und über morphologische Karten“ für allgemeine wie für andere aktuelle
wissenschaftliche Fragen von großer Bedeutung sei. P. M. 1913. II. S. 141.
Eckert, Karten Wissenschaft. II.
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