Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Dia anorgauische Welt im Kartenbild. 
schlagen die Brücke zu den vulkanologischen des folgenden Kapitels. Vielfach ist 
die tektonische Karte von der vulkanologischen gar nicht zu trennen. 
124. Die vulkanologischen Karten. Die vulkanischen Erscheinungen, die 
ebenso der allgemeinen Geographie wie der Geologie angehören, erfordern wegen 
ihrer eigentümlichen Verteilung auf der Erde eigene kartographische Darstellungen. 
Weil man von jeher auf Zahl und Verteilung der Vulkane großen Wert legte, trennte 
sich schon von frühesten Zeiten an bei allgemeinen Übersichten die vulkanologische 
Karte von der rein geologischen. Sie wurde zu einem selbständigen physikalischen 
Bilde der Erde und gewann an geographischer Wärme. Die Zahl der Vulkane sicher 
darzustellen wird großmaßstabigen Karten besser als den Handkarten in Atlanten 
gelingen. Aber auch das scheitert an der Schwierigkeit, die Zahl der tätigen Vulkane 
zu bestimmen, da der Begriff „tätig“ nicht scharf abgegrenzt ist. Auf der Mappe 
monde physique von Mongez aus dem Jahre 1779 sehen wir 300 tätige Vulkane 
verzeichnet. 1 A. v. Humboldt zählte 223 tätige Vulkane, andere haben die Zahl 
bis auf 415 in die Höhe geschraubt. Berücksichtigen wir die Nebenkrater, schnellt 
die Zahl bedeutend in die Höhe. Doch deren Wiedergabe kann bloß Nebenkarten 
Vorbehalten bleiben, wenn z. B. der Ätna etwa 700 Nebenkrater aufweist, die Zahl 
der Krater der Galapagosinseln nach Ch. Darwin 2000 beträgt und die Gegend am 
Kilimandscharo nach H. Meyer von Vulkanen wimmelt. 
Eine Gesamtdarstellung der aktiven Vulkane der Erde findet man gewöhnlich 
nur in Handatlanten, und da erscheint das Bild leider zu sehr generalisiert. Auch 
speziellere Karten, wie die der geographischen Verbreitung der Vulkane von C. Wägler 1 2 , 
unterdrücken die Wiedergabe vieler Vulkane. Dabei kranken sie an der Voraus 
setzung, die Vulkane nur auf Rändern von Becken aufzubauen. Bei den Karten 
und dem zugehörigen Text ist zu bedauern, daß eine so dankenswerte Aufgabe, mit 
deren Lösung der Geographie und Kartographie ein unschätzbarer Dienst erwiesen 
worden wäre, eine so unreife Feder gefunden hat. Wie es gemacht werden soll, hat 
A. St übel mit seiner Karte der Geographischen Verbreitung der hauptsächlichsten 
Eruptionszentren und der sie kennzeichnenden Vulkanberge in Südamerika in 
1 : 10000000 gezeigt. 3 Durch schwarze Punkte werden die Vulkanberge gekenn 
zeichnet und diejenigen, die im 19. Jahrhundert von stärkern Eruptionen heimgesucht 
worden waren, durch schwarze Ringel mit rotem Punkt inmitten. In dem Maßstabe 
der Stübelsclien Karte, vulkanologisch noch durchgearbeiteter, erscheint ein Jahr 
später die Karte der geographischen Verbreitung der Vulkane und der vulkanischen 
Deckenergüsse in Chile und Argentinien von R. Hauthal 4 . Wichtige erloschene 
Vulkangebiete sind bereits in großen Maßstäben kartiert worden, beispielsweise 
die vulkanische Eifel. 1862 erschien in Paris der Atlas géologique du départe 
ment du Puy de Dome, die Frucht einer dreißigjährigen Arbeit von H. Lecoq, 
in dem bei einem Maßstab von 1 :40000 über 1000 Eruptionspunkte des 
1 Mappe-monde physique d’après les vues de Mr. Pallas, rédigées par M. l’Abbé Mongez. 
Journal de Physique, Mai 1779, Paris. [N.-Bi. Paris.] 
2 C. Wagier: Die geogr. Verbr. d. Vulkane. Mitt. d. V. f. Erdk. zu Leipzig. 2 K. Leipzig 1901. 
— Vgl. auch K. der Vulkangebiete der Erde in Eckerts flächentreuer Projekt, von St. G. va n Megeren: 
Ausgew. Kap. der Geol. M.-Gladbach 1914; ferner die Verteilg. d. Vulk. auf d. Erde in Melchior 
Neumayr: Erdgeschichte. Leipzig u. Wien. I. 1895. 
3 A. Stübel i. P. M. 1902. T. 1. 
4 R. Hauthal i. P. M. 1903, T. 9.
	        
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