Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Terrenergetische Karten. 
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besitz an magnetischen Messungen nicht fehlen lassen“. 1 Mit einer Reihe von Postulaten 
schließt Hellmann seine wichtige Abhandlung über die Magnetische Kartographie. 
Wir wollen sie uns so weit zu eigen machen wie sie den Geographen interessieren. 
Die magnetische Kartographie hat in der Hauptsache danach zu streben, die 
wahren isomagnetischen Linien zu veranschaulichen. Das Kartenbild muß durch 
verschiedene Liniensignaturen darüber Aufschluß geben, welche Kurven rein, theo 
retisch und welche durch Beobachtungen gewonnen sind. Das Netz der magnetischen 
Observatorien muß engmaschiger als bisher werden. Auf dem Kartenbild selbst 
oder einer gesonderten Karte sind die Beobachtungsstationen anzugeben. 1 2 Daß die 
Karten den Maßstab anzugeben haben, ist selbstverständlich. Dem möchte ich im 
besondern hinzufügen, daß die Projektionsart auf jeder Kartenart, ob Übersichts- 
oder Spezialkarte, namhaft gemacht werden muß. Für die Evidenthaltung hat jeder- 
Kulturstaat ausgiebig zu sorgen. Auf ein internationales Übereinkommen ist hin 
zuarbeiten, damit der genaue Anschluß der Kurven von Land zu Land ermöglicht 
wird. Die magnetische Vermessung des Atlantischen und Großen Ozeans durch das 
Departement of terrestrial magnetism der Carnegie Institution ist auf sämtliche Meere 
auszudehnen. Als Geograph möchte ich noch folgendes Postulat beherzigt wissen: 
Bessere und tiefere Pflege der erdmagnetischen Kenntnisse im Hochschul- und Schul 
unterricht. 3 
129. Die Geoid- bzw. Sehwerekarten. Mit der Geoidkarte begeben wir uns auf 
ein Gebiet, das erst in neuester Zeit angeschürft ist. An ihr, obwohl sie von Hause 
aus dem Geographen fern liegt, darf die Kartenwissenschaft nicht achtlos vorüber 
gehen. Selten rechnet der Geograph mit dem Geoid, der wahren Erdgesta-lt, wie sie 
sich aus den Ergebnissen der Pendelbeobachtungen ergibt. Diese lehren, daß die 
Erde eine deformierte Niveaufläche besitzt, verursacht durch Massendefekte in den 
Kontinenten und die größere Dichtigkeit der ozeanischen Kruste. Die kartographische 
Darstellung der Deformation wurde gefördert durch F. R. Helmert und J. B. Messer 
schmitt. Aber noch waren es Erzeugnisse, die kaum als Karten anzusprechen sind, 
sondern in der Hauptsache Profile und Kartogramme. Für letztere darf mit Vorsicht 
auch der Ausdruck „Übersichtskarte“ gebraucht werden. 
Die Übersichtskarten und insbesondere die Spezialkarten zeigen isarithmische 
Linien, die in ihrem Aussehen an Isohypsen erinnern. Sie verbinden die Orte gleicher 
Abweichung der Schwere von ihrem Normalwert und führen den Namen Isogammen, 
eine Bezeichnung, die 1894 von F. J. Studniöka geschaffen worden ist. Ihre Ent 
stehung ist nicht schwer zu verstehen. Nehmen wir an, daß sich der Oberfläche, auf 
der in jedem Punkte die Schwerkraft als Ordinate errichtet ist, eine schwere Masse 
(unten) nähert, wird sich an der betreffenden Stelle der Oberfläche, die ich mir durch 
die obern Enden der Ordinaten gelegt denke, eine Deformation bemerkbar machen. 
Die Nachbarschaft ist weniger affiziert. Der Schlußeffekt des verschieden dichten 
Untergrundes wird sein, daß sich an der Oberfläche verschiedene Hebungen und 
Senkungen zeigen. Verbindet man nun die Punkte gleicher Höhen bzw. Tiefen, erhält 
1 G. Hellmann, a. a. O., S. 18. 
2 Ad. Schmidt, a. a. O., leitet seine magnetischen Karten mit einer Stationenk. ein, desgl. 
A. Nippoldt, a. a. O.; dieser zugleich mit dem Datum der Beobachtung. — In P. M. 1913, II, 
T. 30, bringt K. Schering eine Übersicht der erdmagnetischen Observatorien 1913, für die ganze 
Erde sowohl wie für Europa. 
3 0. Basch in: Der Erdmagnetismus im geograph. Unterricht. G. A. 1919, Heft 4.
	        
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