Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
man die Linien gleicher Schwerkraft. Einerseits liegt es in der Feinheit der Messungen, 
andererseits in der geoidischen Maximalerhebung der Kontinente (+ 50 m) und der 
größten Depression der Ozeane ( — 150 m), daß der Vertikalabstand der Isogammen 
ein geringer sein muß, bei Spezialkarten nicht über 0,1 m, wie auf der Geoidkarte 
im Harz von A. Galle 1 , die im Maßstab 1:250000 entworfen ist; die Isogammen 
zeigen die Geoiderhebungen über das iteferenzsphäroid oder besser -ellipsoid, wenn 
wir mit Helmert die Beziehungen Sphäroid für die den Lotlinien angepaßte Niveau 
fläche Vorbehalten wollen. 
Die Gailesche Harzkarte, die uns auf den klassischen Boden der Bestimmungen 
des Geoids führt, bezeichnet E. Hammer als ,,die erste geodätische Spezialkarte eines 
kleinen Geoidstücks“. 1 2 Sie trägt das Veröffentlichungsjahr 1914. Vor Galle hat 
1893 R. v. Sterneck ein österreichisches Gebiet in 1 : 2000000 kartiert und die 
Defekte des orograpbischen Aufbaus nachgewiesen. 3 Österreich ist das Land, das 
bis jetzt am meisten das Schwereproblem kartographisch gefördert hat. Die Er 
fahrungen in den Alpenländern (durch die Tunnelbauten usw.), die die Massendefekte 
des Erdinnern oft in unangenehmer Weise offenbarten, mußten die alpinen Gebiete 
für Schwerebestimmungen besonders geeignet erscheinen lassen. Darum konnte 
auch in einem so ausführlichen Spezialwerk wie in der Geologie der Schweiz von 
Albert Heim das Schwereproblem nicht unberücksichtigt bleiben. 4 Wir finden 
darin die Karte, die auf den Vermessungsresultaten der schweizerischen geodätischen 
Kommission (unter Th. Niethammer und Messerschmid) während der Jahre 1900 
bis 1917 basiert. Durch die Kurven gleicher Schwereabweichung werden Massen 
überschuß und Massendefekt deutlich veranschaulicht, ausgedrückt in Metergesteins 
mächtigkeit bei 2,4 spez. Gewicht (100 m-Kurven). Vor allem bestätigen die bis 
herigen Schweremessungen den Deckenbau. Die 1893 von R. v. Sterneck ver 
öffentlichte Karte ist ein erster Versuch, der auf den Ergebnissen der von 1887—1893 
in Österriech-L'ngarn ausgeführten Bestimmungen der Intensität der Schwerkraft 
beruht. Sie zeigt vorzugsweise das Gebiet von Böhmen mit Isogammen bedeckt. 
Die Darstellung gebraucht für die Abweichungen ddr Schwere von deren normalem 
Werte Rot und Blau, jenes für die -[--Werte, dieses für die —Werte. Die zwischen 
den roten und blauen Isogammen befindlichen Flächen wurden entsprechend flächen- 
haft gedeckt. Sterneck ist sich der großen Bedeutung der Schwerekarten bewußt 
und spricht davon, daß sie Aufschlüsse über den Zusammenhang mit andern Kräften 
und Einflüssen, mit den geologischen Formen, Gebirgen usw. geben. 5 Die beiden 
Karten, die er ein Jahr später veröffentlichte, bedeuten einen Fortschritt. Die zweite 
von ihnen versucht sogar, die Linien gleicher auf das Meeresniveau reduzierter Schwer 
kraft zu ziehen. Unter normalen Verhältnissen müßten diese mit den betreffenden 
Parallelkreisen zusammenfallen. Auf der andern (der ersten) Karte sehen wir die 
Isogammen bereits präziser als auf der vom Jahre 1893 gezogen. Man kann wohl 
1 A. Galle: Das Geoid im Harz. Veröff. d. Kgl. Preuß. Geodät. Inst., N. F., Nr. Gl, mit 
5 K. Berlin 1914. 
2 E. Hammer i. P. M. 1914, II, S. 195. 
3 R. v. Sterneck: Ergebnisse der von 1887—1893 in Österr.-Ungarn ausgeführt, Best, der 
Intensität der Schwerkraft. Mitt. des k. u. k. mil.-geogr. Inst. XIII. Wien 1893. Beilage XXIII. — 
Relative Schwerebestimmungen. Mitt d. k. u. k. mil.-geogr. Inst, XIV. Wien 1894. Beil. IX u. X. 
4 A. Heim: Geologie der Schweiz. II. Leipzig 1919. T. I. 
5 R. v. Sterneck, a. a. O., 1893, S. 209.
	        
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