Physische Karten einzelner und selbständiger Art.
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sagen, daß die Karte durch die Isogammen zum ersten Male den wahren Verlauf einer
Gleichgewichtsfläche auf einem Teile der Landoberfläche der Erde veranschaulicht.
Es handelt sich dabei wieder um das gleiche Gebiet wie auf der Karte von 1893. Nur
ist sie erweitert und vertieft in der Darstellung des Schwereproblems. Die blau punk
tierten Linien in dem Alpengebiet sind beiläufig nach frühem Bestimmungen ein
gezeichnet. Bei der Beurteilung der Karten beachte man, daß sie vorläufig weiter
nichts zeigen als flache Aus- und Einbiegungen der Isogammen und eigentlich keine
tatsächlichen Einbiegungen oder konkave Stellen auf- bzw. nachweisen, sondern nur
mehr oder weniger starke Krümmungen bzw. deren kleinere oder größere Krümmungs
radien. 1 Sterneck war sich darüber klar, daß die den Isogaimnen zugehörigen Höhen
unterschiede nur sehr klein sind, aber den hypsometrischen Maßstab dafür hatte er
noch nicht gefunden. Dem begegnen wir bei Galle und B. Schumann.
Die Karten von Galle und Sterneck stützen sich auf Pendelbeobachtungen bzw.
Lotabv r eichungen. In neuerer Zeit hat II. Schumann in Wien wichtige Versuche
nicht mit dem Pendel, sondern mit der Drehwage angestellt. Seine Ergebnisse haben
sich gleichfalls zu Karten verdichtet. 1 2 Die Dreh wage, Schwerwage oder das Gravi
meter unterrichtet nach Schumann leichter und schneller über den Verlauf der Schwer
kraft als das Pendel, was sich weiterhin im schnellem Auffinden und Bestiegen der
Leit- und Geripplinien in der Lagerung unterirdischer Massen äußert. Sie- dient
somit in hervorragender Weise zur Erforschung tektonischer Linien, zum Aufschluß
von Synklinalen und Antiklinalen, einzelner Massenerhebungen im unterirdischen
Bau usw. Jetzt werden in gleichem Maße auch der Geologe und der Bergmann inter
essiert. — Daß solche Messungen und Aufnahmen schwierig sind, leuchtet ohne weiteres
ein. Deutschland, Österreich und die Schweiz können sich rühmen, die ersten karto
graphischen Bilder dieser Art zu besitzen. Erstrecken sie sich vorderhand auf be
schränkte Gebiete — nicht einmal das Wiener Becken ist vollständig vermessen,
und die Schweiz ist auch noch kein großes Gebiet —, darf man doch erwarten, daß
sich die Messungen in Zukunft über weitere Gebiete ausdehnen werden. Daß sie die
geologische wie geopliysische Kenntnis unserer Erde fördern helfen ist zweifellos,
wie wir dies durch Heim schon bestätigt finden.
V. Physische Karten einzelner und selbständiger Art.
130. 'Karten der Reliefenergic. Angeregt durch ein großmaßstabiges Kartogramm
von J. Part sch 3 , das die Reliefenergie eines beschränkten Gebietes in Niederschlesien
darstellt, hat Norbert Krebs unternommen, eine Karte der Reliefenergie Süddeutsch
lands zu konstruieren. Sie ist wiedergegeben in Petermanns Geographischen Mittei
lungen im Maßstah 1 : 1500000. 4 Die Karte selbst ist das Resultat von Messungen,
1 R. v. Sterneck, a. a. O., 1894, S. 277, 278.
2 R. Schumann: Üb. Schwerewagenmessungen im Wiener Becken. Akad. d. Wiss. in Wien.
Sitz, der math.-naturw. Kl. vom 27. Mai 1921. S.-A. aus d. akadem. Anzeiger Nr. 13. — K. i. 1 : 75000,
überschrieben: Vorläufige Ergebnisse aus Schwerewagen-Messungen; S.-A. aus d. österr. Monatsschrift
f. d. öffentl. Baudienst u. das Berg- u. Hüttenwesen; als T. 21 i. 3. Jahrgang 1922, S. 198: Ergebnisse
aus Sch were wagenmessungen. — Ergebnisse aus Drehwagen-Messungen im Wiener Becken (gravi-
metrische Tiefenmessung). Mit K. in etwa 1 : 78500.
3 J. Partsch: Schlesien. Eine Landeskunde f. das deutsche Volk. Breslau I, 1896, II,
1903, 1907, 1911.
4 N. Krebs i. P. M. 1922, T. 3.