Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Physische Karten einzelner und selbständiger Art. 
331 
kommt. Betrachtet man die Karte, fällt der reiche Farbenwechsel auf. Insonderheit 
erscheinen die Stufen mit den großem Höhenunterschiedswerten zu buntscheckig. 
Einen bessern Eindruck würde das Bild hinterlassen, wenn es auf den Nuancen einer 
einzigen Farbe oder nur weniger Farben aufgebaut wäre. 11 Stufen für eine Farbe 
ist schon etwas schwierig, aber nicht unüberwindlich. Mit drei Farben und ihren 
Abtönungen kommt man bequem aus. Entweder wählt man Farben, die sich 
an die Begionalfarben bekannter Atlanten anschließen, oder noch besser, weil 
es sich bei den Reliefenergiekarten um bloße theoretische Konstruktion handelt, 
malt man das Bild in Farben, die nichts mit den üblichen Regionalfarben zu 
tun haben. Für das ebene und hüglige Gelände würde ich Gelb mit bräun 
lichem Einschlag wählen, für das Bergland mit seinem bewegten Relief blaue und 
für das alpine Relief rote Farben. Bei der Darstellung mit einer Farbe würde 
ich Violett Vorschlägen, kein Braun, da dies zu sehr an das Braun der Schicht 
karten erinnert. 
Mit den Reliefenergiekarten kommen die unverdienterweise solange vernach 
lässigten orometrischen Messungen wieder zur Ehrung; denn sie sind weit mehr geo 
graphischer Natur als die Morphogenesis. Daß letztere durch die messende Orometrie 
größten Nutzen zieht, läßt Krebs gleichfalls in seinen Darlegungen durchblicken. 
Die Reliefenergiekarten werden sich noch zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel der 
Erklärung geographischer und morphologischer Begriffe entwickeln. Die von A. Supan 
und S. Passarge angenommene relative Höhe von höchstens 1000 m für Mittelgebirge 
wird durch die Untersuchung von Krebs bestätigt. Bis 30 m Höhenunterschiede 
werden den Ebenen zugewiesen. Das flachwellige Land, das über den Höhenunterschied 
von 30 m hinausgeht, möchte Krebs „Riedel“ oder „Riedelfläche“ nennen, nach dem 
ortsüblichen Ausdruck Riedeln für die Keuperflächen Mittelfrankens. Mit 200 m 
relativer Höhe wird das Flachland, die Hügelregion begrenzt, nach Krebs auch die 
Platten. Darüber hinaus ragt das Bergland. Bei ihm unterscheiden wir das deutsche 
Mittelgebirgsrelief bis zu Höhenunterschieden von 1000 m (s. oben) und darüber 
hinaus das alpine Relief. Diese Begriffe dürfen nicht mit denen der absoluten Höhe 
verwechselt werden; und Krebs betont ausdrücklich, daß das alpine Relief nichts 
mit dem „Hochgebirge“ zu tun hat. Er schlägt vor, von einem Hochgebirge zu 
reden, wenn es über 1500 m absolute Höhe hinausragt, und von einem alpinen 
Relief, wenn sich relative Höhenunterschiede von über 1000 m zeigen. Das dürfte 
die Terminologie klären helfen, aber wohl bemerkt, nur für deutsche Verhältnisse. 
Schon in Europa (Spanien, Balkan) dürften sich andere Begriffsinhalte einstellen, 
geschweige in außereuropäischen Erdteilen. Indes sind die Schwierigkeiten nicht 
so groß, daß sie nicht überwunden werden können; und Krebs kann man dankbar 
sein, daß er das Eis, in dem die orometrischen Arbeiten allmählich zu erstarren und 
zu ersticken drohten, gebrochen hat. 
131. Karten der Landsichtbarkeit (Sichtkarte). Die große Gruppe der physischen 
Karten umfaßt einzelne Karten, die kaum einer Sondergruppe einzugliedern sind, 
wie z. B. die Karte der Landsichtbarkeit oder kurzweg die Sichtkarte. 
Allenfalls kann man noch einen Zusammenhang mit der Morphologie hersteilen, 
weshalb wir sie auch an die morphologischen Karten anschließen wollen. Die sicht 
baren Landmarken haben in der Geschichte der Schiffahrt eine große Rolle gespielt, 
vorzugsweise im Mittelmeer, und da wiederum im engern Bezirk des griechischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.