Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Physische Karten einzelner und selbständiger Art. 
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geographischen Charakteristika, die ihm ganz allein eigentümlich sind, vereinigt, 
teilt 1912 Banse die Erde in 14 (1922 in 15) Teile ein, nämlich Europa, Groß-Sibirien, 
Orient, Nigritien, Indien, Mongolien, Ostasien, Groß-Australien, Amazonien (1922 
dafür Ost-Südamerika), Andina einschließlich Mittelamerika (1922 Mittelamerika als 
besonderer Erdteil), Amerika, Groß-Kalifornien (1922 dafür Kordilleria), Arktis und 
Antarktis. Eine Weltkarte in Mollweides (1922 in Hammers) flächentreuer Pro 
jektion veranschaulicht durch Elächenkolorit die neuen Teile. 1 Ob ein solcher Teil 
den Namen ,,Erdteil“ verdient, wie Banse meint, darüber müßte ein endgültiger 
Beschluß auf einer internationalen Tagung herbeigeführt werden. Denn da würde 
man sich vielleicht schneller klar werden als bloß auf einem deutschen Geographentag. 
Logisch genommen sind die Gebiete, die Banse als Erdteile ausscheidet, tatsächlich 
Erdteile, aber nicht in dem landesüblichen, allgemein wissenschaftlichen Sinne, nach 
dem „Erdteil“ die einfache Übertragung von „Kontinent“ sein soll, worunter eine 
zusammenhängende Ländermasse, die — allseitig — vom Ozean umspült ist, ver 
standen wird. Etymologisch und geographisch ist der Begriff Kontinent wohl be 
gründet. Auf jeden Fall kann man den Banseschen „Erdteil“ nicht schlankweg 
„Kontinent“ bezeichnen. Das würde nur große Verwirrung in der geographischen 
Nomenklatur anrichten. Ob die Bezeichnungen „Erdteilgebiet“ oder „Geographisches 
Territorium“ einen Ersatz bieten, darüber müßte man sich gleichfalls schlüssig werden. 
Banse begründet seine Gliederung eingehender und bringt in der Tat viele beherzigens 
werte Momente auf den Plan. Wer sich freizumachen versteht von den Fesseln jeglicher 
Konvenienz, muß das Gute der Zergliederung von Banse unumwunden anerkennen. 
Leider spüre ich noch blutwenig von dieser Anerkennung. 1912 im Frühjahr hat 
Banse selbst den Wunsch geäußert, man möchte doch in Geographenkreisen sich 
über die neue Einteilung klar werden und wenigstens für eine weitere Entwicklung 
in dieser Richtung gesunde und bindende Richtlinien feststellen. 1 2 — Nichts ist bisher 
geschehen, wenigstens nicht in der geographischen Wissenschaft. Dagegen soll man 
sich bereits, wie wir mit Vergnügen hören, mit ihrer obligaten Einführung in unsere 
Schulen beschäftigen. 
133. Physische Karten, die nicht gezeichnet wurden. Wer mit Aufmerksamkeit 
meinen Darlegungen gefolgt ist, wird des öftern auf die Stellen aufmerksam geworden 
sein, die Lücken in der Wissenschaft sowohl wie in der Kartographie namhaft machten. 
Doch handelte es sich dabei mehr um sporadische Erscheinungen, wie sie sich aus 
den Untersuchungen ergaben. Sie zu einer Gesamtheit zusammenzubinden ist jetzt 
noch nicht geeignete Zeit, da sich bis jetzt viel zu wenige Gelehrte mit den Problemen 
in ihrer Gesamtheit befaßt haben. Auf einige größere Gruppen sei nur hingewiesen, 
wo vielleicht noch am ehesten eine kartographische Betätigung zu erwarten ist. 
Um gleich bei der Morphologie zu bleiben, die kartographisch gegenwärtig am 
aussichtreichsten zu sein scheint, sind bei ihr folgende Vervollkommnungen anzustreben. 
Es fehlen Übersichtskarten der orographischen und morphologischen Großformen 
der Landoberfläche oder der Erdhülle, um mit Banse zu reden. Dazu gesellen sich 
die Darstellungen, die die Destruktionsformen, wie sie sich in den Landstufen, Rumpf 
flächen, Rumpfgebirgen usw. repräsentieren, über die ganze Erde hin verfolgen. Die 
1 E. Banse i. P. M. 1912, I, T. 1. — Ferner die Karte „Die natürlichen Erdteile“, die Banse 
seiner Illustrierten Länderkunde, Braunschweig 1922, beigegeben hat. 
2 E. Banse, a. a. O., S. 2.
	        
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