Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

Die klimatographischen Karten. 
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keit der Zeichnung gewinnen, wenn man die geometrische Länge der einzelnen Iso 
thermen von Karte zu Karte in ihrem Wachstum verfolgen wollte.“ 1 
Die zweite Isothermenkarte der Erde, die wir kennen, zeichnete Ludwig 
Friedrich Kämtz 1830, veröffentlichte sie jedoch erst 1832 im zweiten Bande seines 
umfangreichen Lehrbuchs der Meteorologie (Taf. I). Er gebrauchte dazu eine Mercator- 
karte ohne Gradnetz, aber mit Umrißzeichnung der Erdteile. Sie erstreckt sich bis 
etwa 70° n. Br. und umfaßt noch die südliche Tropenzone. Die Isothermen zog er 
wie Humboldt von 5 zu 5 0 . 1 2 In punktierten Linien verzeichnete er außerdem die 
Geoisothermen von 5 zu 5°, die A. T. Kupffer 1829 zum ersten Male entworfen 
hatte. Auf letztem scheint auch die erste kartographische Fixierung der polaren 
Eisgrenzen zurückzugehen, die er auf der Geoisothermenkarte nach dem Beobachtungs 
material von Scoresby eintrug. Kämtz fügte seinem Lehrbuch auch eine Karte hei, 
die auf einer polständigen Projektion die Isothermen in der Nähe des Nordpols zeigt 
(Taf. II, Fig. 1). 
Die Linienführung auf der Kämtzschen Karte mutet uns bereits modern an, 
da auf ihr der Einfluß der stärkern Erwärmung des Landes und der kühlem Meeres 
strömungen berücksichtigt ist. Die dem Äquator benachbarten Isothermen ver 
laufen nicht mehr parallel wie auf der Karte von Humboldt. Mit der Annäherung 
an den Nordpol gestalten sich die Jahresisothermen, nach einer von D. Brewster 
veranlaßten Vorstellung, zu einer Art Lemniscate, und teilen sich schließlich in zwei 
geschlossene Kurven, deren Mittelpunkte als Punkte tiefster Temperatur „Kältepole“ 
benannt werden. 3 Diese Theorie, A r on Dove bekämpft, erblicken wir veranschaulicht 
auf der Isothermenkarte der Erde von Heinr. Berghaus, die er der zweiten Lieferung 
(1838) seines Physikalischen Atlas beigab. Die Isothermen, die zum ersten Male 
Beobachtungen auf dem Ozean mit verarbeiteten, zeigen einen merkwürdig unruhigen, 
wellenförmigen Verlauf, der in der zweiten Auflage des Atlas (1849) einer normalen 
Linienführung wieder Platz machte. In letzterer Karte erblicken wir einen ersten 
Versuch, die Isothermen der südlichen Hemisphäre, wenn auch schematisch, fest 
zuhalten. Währenddessen hatte W. Mahlmann eine gegenüber seiner frühem Karte, 
die weiter nichts als eine Ergänzung und leichte Verbesserung der Krämtzschen Karten 
war (1836), eine kritisch bearbeitete Isothermenkarte der Erde veröffentlicht 4 , deren 
Wert in der genauem Darstellung der Wärmeverhältnisse der Tropenzone besteht 
und in der erstmaligen Einzeichnung der Isotherme von 27,5° C. 
Eine neue Epoche des kartographischen Bildes der Wärme Verteilung beginnt 
mit der Abhandlung von H. W. Dove über die Monatsisothermen (in Mereator- 
projektion), die er 1848 der Königl. Preußischen Akademie der Wissenschaften vor 
legte. 5 Von nun an treten, wie Meinardus bemerkt, die Jahresisothermenkarten in den 
1 W. Meinardus, a. a. O., S. 14. 
2 Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, der Art und Weise der Konstruktion der Isothermen 
bei Kämtz und folgender Isothermenkartenzeichner näher nachzugehen, da dies bis Dove ja W. Mei 
nardus ' ausführlich getan und das Grundsätzliche bei der Kartenkonstruktion genügend hervor 
gehoben hat. Auf sechs Mercatorkärtchen hat er auch den Verlauf der Isothermen eingezeichnet 
nach den Isothermenkarten der Erde von A. v. Humboldt 1817, von L. F. Kämtz 1830, von W. Mahl 
mann 1840, von Heinr. Berghaus 1849, von H. W. Dove 1852 und von J. Hann 1895. 
3 Vgl. hierüber auch C. S. Cornelius: Meteorologie. Halle 1863, S. 75. 
4 W. Mahlmann: Mittlere Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche. Doves Reper 
torium der Physik. IV. Berlin 1841. 
5 H. W. Dove: Monatsisothermen. Berlin 1849. 
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