Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
Hintergrund und die größte Aufmerksamkeit wird dem eigentümlichen Verlauf der 
Isothermen während der einzelnen Monate, besonders während der Monate Januar 
und Juli, geschenkt. Auf einer Mercatorkarte zeichnete Dove außer den Januar- 
und Juliisothermen — für Januar und Juli verschiedenfarbig — zum ersten Male 
die thermischen Normalen, d. h. die 0°-lsanormalen, wodurch er nach einer neuen 
kartographischen Methode die Aufgabe lösen wollte, ,,die Störungen, welche einer 
regelmäßigen Verteilung der Wärme hindernd entgegentreten, ihrer Größe nach zu 
bestimmen. Denn das Isanomalensystem stellt die von der allgemeinen Wärme 
abnahme vom Äquator zum Pol befreite Temperaturverteilung dar. In ihm kommen die 
Wirkungen der Ursachen zum Ausdruck, welche schon Humboldt in ihrer Bedeutung 
erkannt und zur Erklärung der Inflexionen der Isothermen namhaft gemacht hatte.“ 1 
Jahresisothermenkarten, in äquator- wie polständiger Projektion, veröffentlichte 
Dove erst 1852. 2 Sie basieren auf interpolierten Werten, nicht auf Beobachtungs 
werten. 3 Grüne und rote Isothermenlinien werden durch die Jahresisothermen von 
0° C geschieden. Eigentümlich ist auf der Weltkarte, daß die Isotherme von 26,2° 
mehrere Gabelungen (Bifurkationen) aufweist. Von dieser Art Linienführung ist 
man wieder abgekommen, da man es nicht für erwiesen erachtet, daß zwei voneinander 
getrennte Gebiete durch eine einzige Linie gleicher Wärme verbunden werden. Neben 
der Jahresisothermenkarte vom Jahre 1852 sehen wir zwei Nebenkärtchen in pol 
ständiger Projektion, die die Januar- und Juliisothermen und ihre thermischen Normalen 
veranschaulichen. Da die Beobachtungen für die nördliche Hemisphäre reichlicher 
und sicherer flössen als für die südliche, veröffentlichte Dove eine größere Anzahl 
von Isothermenkarten in polständiger Projektion; so 1855 zwei Jahresisothermen 
karten 4 , auf denen neben vielen neuern Daten die Isothermenkarten der Meeresfläche 
von Maury und Bindley Berücksichtigung fanden, 1864 eine Jahresisothermenkarte 5 
und 1869 18 Temperaturkarten 6 , auf denen die Verbreitung der Wärme auf der nörd 
lichen Halbkugel in den 12 Monaten des Jahres und im Jahresmittel dargestellt sind. 
Doves Karten blieben maßgebend auf Jahrzehnte hinaus. Sie liegen vielen 
folgenden Isothermenkarten zugrunde. Den Doveschen Karten mit Jahres-, Januar- 
und Juliisothermen begegnen wir beispielsweise in der Meteorologie von C. S. Cor 
nelius. 7 Die einzige große Lücke, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in der 
Wärmeverteilung der Erde bestand, lag in der ungenügenden Kenntnis der Wärme 
verhältnisse jenseit des südlichen Polarkreises. Sie wurde auf Grund der Beobachtungen 
der zahlreichen Südpolarexpeditionen von W. Meinardus ausgefüllt. Erst dadurch 
wurde es möglich, ein Gesamtbild von der Wärme Verteilung auf dem Erdball zu entwerfen. 
In den achtziger und neunziger Jahren des vergangenen Säkulums setzte überall 
ein neues, bemerkenswertes Leben in der meteorologischen Forschung ein, in Deutsch 
land (einschließlich Österreich), Frankreich und England sowohl wie in den skandi 
3 W. Meinardus, a. a. O., S. 31. 
2 H. W. Dove: Die Verbreitung der Wärme auf der Erdoberfläche, erläutert durch Isothermen, 
thermische Isanomalen und Temperaturkurven. Berlin 1852. S. 9ff. 
3 Über die dadurch entstehenden Fehlerquellen vgl. W. Meinardus, a. a. O., S. 27. 
4 H. W. Dove: Die Verbreitung der Wärme in der nördlichen Hemisphäre innerhalb des 
40. Breitengrades nebst 2 Karten. Berlin 1855. 
5 H. W. Dove: Die Monats- und Jahresisothermen in der Polarprojektion nebst Darstellung 
ungewöhnlicher Winter durch thermische Isametralen. Berlin 1864. 
6 H. W. Dove: Klimatologische Beiträge. II. Berlin 1869. 
7 C. S. Cornelius; Meteorologie. Halle 1863. Karte I, II u. III.
	        
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