Die klimatographischeu Karten.
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stetige Wertreihe befolgt sondern an clen Grenzen der Passatregion noch einer Dif
ferenzierung ausgesetzt ist, insofern von den Polargrenzen dieser Begion aus ein
fortwährendes und äußerst regelmäßiges Fallen des Barometers bis zum Äquator
stattfindet. Also wäre an den Grenzen der Passatregion gewissermaßen eine Art
Schwellenwert zu konstatieren. Fr. Schouw suchte diese Wahrnehmung zu unter
stützen und stellte Tabellen dafür auf, die man späterhin wieder ad acta gelegt hat.
Die ersten, moderner Auffassung entsprechenden Isobarenkarten mit den wahren,
für die Variationen der Schwerkraft in Hinsicht auf die Breite korrigierten Luftdruck
hat Léon Teisserenc de Bort gezeichnet. 1
Am Schlüsse des historischen Überblicks wollen wir hervorzuheben nicht ver
säumen, daß im Laufe der Jahrzehnte auch die kartographische Darstellung der iso
klimatischen Erscheinungen gewonnen hat — was sich in gleicher Weise auch von
den isomagnetischen behaupten läßt —, nicht allein dadurch, daß die Linien gleicher
Temperatur und gleichen Luftdrucks sich vermehrt und an Wahrheit und wissen
schaftlicher Substanz zugenommen und somit das Kartenbild inhaltreicher gestaltet
haben, sondern auch darin, daß man durch Flächenkolorit gewisse (differenzierte)
Gebiete voneinander schied, wobei charakteristische Mittelwerte, wie die 20°-, 10°-
Isotherme oder die Isobare von 760 mm, die Grenzen der Farbflächen bilden. Die
neuern meteorologischen Karten und Atlanten geben zahlreiche Belege hierfür. Im
Laufe der Zeit hat man sich daran gewöhnt, mit der voll ausgezogenen Kurve das
nahezu einwandfreie Ergebnis der Beobachtung und Forschung zu bezeichnen. Durch
gestrichelte Linien werden Zwischenstufen oder eine Art Gegensatz markiert, z. B.
auf den Wetterkarten alle Isobaren, die unter dem adoptierten Normalwert von 760 mm
liegen. Die punktierte Linie hat man für solche Ergebnisse aufgespart, die sich auf
Grund der Beobachtungen, Korrektionen und Deduktionen noch nicht sicher im
Kurvenzug erweisen.
Die Vervollkommnung in der kartographischen Darstellung der isoklimatischen
Phänomene wie auch anderer physischer und biologischer Erscheinungen ist gleich
falls seit einem halben Jahrhundert merklich vorangegangen. Man erkannte, daß
die Anschaulichkeit der bloßen Linie gering ist, selbst in ihrer Kumulierung. Eine
Folge war, daß man zunächst die Extreme, die in der Karte, d. h. in den Linien, sich
offenbarten, durch Flächenkolorit, über das sich die Kurven leicht hinschwingen,
auseinander hielt; ein Verfahren, das auch auf deutschen Karten zuerst intensiver
geübt wurde. 1 2 Den ersten schwachen Anfang für diese Farbengebung sehen wir in
der Windkarte der Erde im alten Berghaus 3 , worauf die Zonen der veränderlichen
Winde und Windstillen rot, die Passatzonen grünlich und die Gebiete der westlichen
Strömungen gelblich erscheinen. Im neuen Berghaus ist nun von dem Flächenkolorit
reichlich Gebrauch gemacht. Im gesamten Atlas der Meteorologie von J. Hann findet
sich keine einzige Karte ohne Flächenfarbe. Farblos oder schwarzweiß wären die
Karten nicht halb so verständlich wie sie es mit Hilfe der Farbe sind. Die Farb
gebung muß möglichst zart, fein, dezent sein und nicht so auftrumpfen wie in den
1 L. Teisserenc de Bort: Nouvelles cartes d’isothermes et d'isobares moyennes à la surface
du globe. Janv., Mars, Juillet, Octobre. Ann. du bureau centr. mét. de Franc. Année 1881, IV.
Paris 1883.
2 Die geologischen Karten gehen in ihrem Flächenkolorit weiter als die physikalischen Karten
zurück. Vgl. zur Geschichte der geolog. Karte (oben S. 249).
3 Heinr. Bergbaus’ Physikalischer Atlas. Gotha 1845. Karte Nr. 7 vom Jahre 1840.