Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

346 
Die anorganische Welt im Kartenbild. 
physischen Karten in Jos. von Schedas Handatlas der neuesten Geographie, unter 
Mitwirkung von A. Steinhäuser herausgegeben, Wien (1874). 1 Ein Muster für 
die richtige Kolorierung physikalischer und verwandter Probleme gibt M. Fried erich- 
sen im Methodischen Atlas zur Länderkunde von Europa. 1 2 Das Flächenkolorit kann 
durch buntfarbige Isarithmen nicht ersetzt werden, die nur ein schwacher Notbehelf, 
immerhin aber wirkungsvoller als schwarze Kurven sind. 3 Bedauerlich ist, daß bei 
den meisten isoklimatischen Karten die Terrainunterlage fehlt. Schon vor längerer Zeit 
hatte gerade II. Ass mann den Einfluß der Gebirge auf das Klima von Mitteldeutschland 
zum Gegenstand einer Abhandlung gemacht und den den Text illustrierenden Karten 
ein Geländebild in Schraffen zugrunde gelegt. 4 Zum Verständnis des Klimas — ob 
die meteorologischen Elemente reduziert sind oder nicht, das ist gleichgültig — gehört 
der orographische Aufbau; und darum verlangen Klima- und verwandte Karten mehr 
wie manche andere physische Karte das Gelände. 
136. Rcdiiktionsmaßstäbe der isoklimatischen Kurven. Eine eigentümliche 
Bolle spielen bei der Konstruktion der Isothermen- und Isobarenkarten Mittelzahlen, 
die der Ausdruck eines gewissen einheitlichen Maßstabes für die Wärme- und Luftdruck-' 
änderung mit der Höhe sind. Sie haben den Zweck, die Temperaturen sowohl wie 
die Luftdrücke auf das Meeresniveau zu reduzieren. Bekanntlich nehmen Wärme 
und Luftdruck mit der Höhe in den einzelnen Regionen der Erdoberfläche nicht gleich 
mäßig ab. Auch jahreszeitlich sind Ab- und Zunahme von Wärme und Barometer 
stand veränderlich. Darum sind die Reduktionen auf das Meeresniveau, wodurch 
eine vergleichbare Basis geschaffen wird, das Alpha und Omega für die Konstruktion 
isoklimatischer Karten. Schon in den geschichtlichen Erörterungen bekamen wir 
einen kleinen Vorgeschmack von den Prinzipien und Formeln, die bei der Konstruktion 
der Karten mit der Zweckbestimmung guter und sinngemäßer Vergleichbarkeit zu 
beachten sind. 
Seitdem A. v. Humboldt Isothermen zeichnete, beherrscht der Isothermen- 
Reduktionsmaßstab die in Frage kommenden Karten. Daß man für beschränkte 
Gebiete auch ohne ihn, aber nicht ohne Mittelzahlen, auskommen kann, soll später 
gezeigt werden. Humboldt beachtete verschiedene Reduktionsintervalle, je nach 
den Beobachtungen der Wärmeabnahme in den verschiedenen Ländern. Als Mittel 
ergab sich für 1 Grad Abnahme des hundertteiligen Thermometers 1 Toise — 195 m. 
Diesen Wert hat Heinrich Berghaus in Übereinstimmung mit A. v. Humboldt 
für die Isothermenkarten (Gotha 1837, 1838) angewendet. 5 Auf fast gleichhohem 
Werte bauen sich die Isothermenkarten der Erde in J. Hanns Atlas der Meteorologie 
(Gotha 1887) auf 6 , wo eine Wärmeänderung von 0,5° C für eine 100 m-Erhebung 
1 Merkwürdigerweise habe ich diesen Atlas bloß in der Soc. Geogr. in Paris zu Gesicht bekommen. 
2 Methodischer Atlas zur Länderkunde von Europa. Entw., bearb. u. hg. von M. Friederich 
sen, gezeichnet von K. Seick. Hannover u. Leipzig. 1. Lfg. Ost-Europa u. d. Ostseeländer. 1914. 
2. Lfg. Die Nordseeländer u. Frankreich. 1915. 
3 Beispiele hierfür in dem Isanomalen-Atlas von A. v. Tillo, St.-Petersburg 1895. — Vgl. 
auch oben S. 340 die Isothermen von Dove. 
4 K. Assmann i. Forsch, z. deutsch. Landes- u. Volkskunde. I. Stuttgart 1886, S. 311 ff. 
m. 7 Übersichtsk. 
8 Erschienen im 1. Teile „Meteorologie u. Klimatographie“ des I. Bd. des Physikalischen 
Atlas, der 1847 beendet vorlag. 
6 Erschienen in der 3. Aufl. von Berghaus’ Physikalischem Atlas, die 1892 gedruckt vorlag.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.