Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
all dieser Erscheinungen darf uns hier nicht aufhalten und wir verweisen deshalb auf 
H. Wagners Lehrbuch der Geographie, wo die in Frage stehenden Punkte knapp, 
aber ausführlich genug behandelt sind. 1 Um es kurz zu sagen, haben die Korrektionen 
bei den Barometerbeobachtungen auf Temperatur, Dampfdruck und Schwere zu 
achten. Die Schwerekorrektion bezieht sich einmal auf die Breite und sodann auf 
die Höhe über dem Meeresspiegel. Alles muß auf den Meeresspiegel reduziert werden, 
desgleichen die Quecksilbersäule auf den Gefrierpunkt des Wassers. 1 2 Um die De 
duktion auf den Meeresspiegel auszuführen und zu erleichtern, ist eine Anzahl von 
Formeln und Höhentafeln ausgearbeitet worden, so von Bauernfeind, Gauss, Stampfer, 
Radau, Koppen, Rühlmann u. a. Unter den Tafelwerken haben sich die von W. Jordan 
und E. Hammer wegen ihrer praktischen Einrichtung bewährt. 3 Auf den Isobaren 
karten zieht man die Isobare von 760 mm kräftiger aus, da sie ungefähr den mittlern 
Luftdruck im Meeresniveau veranschaulicht. 
Für die Genauigkeit der barometrischen Bestimmung und damit für die Re 
duktion ist es wichtig, die genaue Höhenlage des Barometers zu wissen. Im Hinblick 
auf wirklich gute Ergebnisse muß man eine Genauigkeit der Höhenlage des Stand 
ortes von i 0,5 m voraussetzen, wenn man bedenkt, daß sich schon in 1 mm Luft 
druck eine Höhenstufe von 11—12 m bei mittlern Landerhebungen bemerkbar macht. 
Das heißt mit andern Worten nichts anders wie das, daß nur da, wo gute trigono 
metrische Nivellements das Land überziehen, gute barometrische Beobachtungs 
ergebnisse zu erwarten sind. Das ist in der Tat auch so. Aber wie wenige Gebiete 
der Erde werden heute erst nivellistisch beherrscht. Da fehlen noch viele Gebiete 
Europas, aber vor allem die ausgedehnten Zentralgebiete Asiens, Afrikas, Australiens 
und der beiden Amerika. Wo bleiben da die einwandfreien Reduktionen? Es muß 
mehr interpoliert werden als gut ist. — Dies und im Verein der obigen Ausführungen 
beweist, daß das Isobarenproblem wesentlich komplizierter ist als allgemeinhin an 
genommen wird, und daß man eigentlich von einem Reduktionsmaßstab nicht reden 
darf, höchstens von einer Reihe von Maßnahmen, die die Reduktion herbeiführen. 
Das steht fest, daß die Konstruktion richtiger Isobaren an allerhand „Wenn“ und 
„Aber“ geknüpft ist und die Richtigkeit vieler Teile der Isobarenkurven auf schwachen 
Füßen steht. 
137. Wesen, Entstehung und Beurteilung der Isothermen. Im voranstehenden 
Kapitel fielen bereits Streiflichter auf die Entstehung der Isothermen. Wir können 
nicht umhin, die Leitlinien der Isothermen-Genesis besonders zu erörtern, selbst auf 
1 H. Wagner: Lehrbuch der Geographie. 10. Aufl. I. Zweiter Teil. Hannover 1922, 
S. 584ff. 
2 Über die Erkenntnis der Schwerekorrektion und ihre Befolgung vgl. auch das, was ich oben 
bereits auf S. 328, 344 ausgeführt habe. 
3 W. Jordan und E. Hammer: Barometrische Höhentafeln. 3. Autl. Stuttgart 1917. — 
Jordans Höhentafeln für Tiefland und große Höhen. Hannover s. a. — Es sei auch auf W. Köppens 
genäherte Formel in Meteor. Z. 1882, S. 81 hingewiesen; ferner auf Carl Jelinek: Anleitung zur 
Anstellung nreteorolog. Beobachtungen. 2. Aufl. Wien 1876. II. Teil. Sammlung m. Hilfstafeln, 
S. 53, 54. — Zu genauen Reduktionen führt die ausführlichere Höhenformel von Rühlmann. — 
J. Babinet hat eine abgekürzte Barometerformel aufgestellt, die sich in ein leicht berechenbares 
Produkt umwandeln läßt. — L. Neumeyers Hilfstafeln f. barometrische Höhenmessungen, München 
1877, sind veraltet; vgl. hierüber Ha rtner-Dolezal: Hand- u. Lehrbuch der Niederen Geodäsie. 
11. Aufl. von Ed. Dolezal. II. Wien 1921, S. 243.
	        
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