Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

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Die anorganische Welt im Kartenbild. 
und findet sich schon bei H. W. Dove 1852 belegt: ,,Sowie ein Weltkarte schließlich 
aus der Vereinigung von Spezialkarten hervorgeht, so wird die Verarbeitung der 
Wärme in ihren universellen Verhältnissen erst sich erläutern, wenn sie innerhalb 
engerer Gebiete schärfer ermittelt wird. Aber leider findet man es immer noch be 
quemer, die bereits vorhandenen allgemeinen Isothermenkarten in etwas veränderter 
Größe zu kopieren ohne durch spezielle, ein kleines Gebiet umfassende Arbeiten zu 
ihrer Verbesserung beizutragen.“ 1 
Sehen wir zum Schluß die Isothermenlinie etwas genauer an. Als Aufbaulinie 
einer angewandten Karte hat sie die Eigenschaften an sich, die man den Isarithmen 
heilegt, wenn sie sich auch auf Mittelwerte stützt, die sehr relativer Natur sind (S. 221). 
Abgesehen davon, daß die Isothermen fiktive Linien sind, hat ihr ureigenes Wesen 
kaum etwas mit der Linie zu tun. Denn im Grunde genommen ist die Isotherme 
lediglich das Symbol einer Kegion, die längs des Linienzuges ungefähr die durch die 
Linie interpretierte Temperatur für eine bestimmte Zeitspanne hat oder haben könnte. 
Dessen muß man eingedenk sein, wenn das Problem richtig verstanden werden soll. 
Statt der Wärmeregion, die die Isotherme versinnbildlichen will, können wir Wärme 
bänder sagen, die gleich den Isothermenlinien nicht festliegen, sondern je nach 
Jahreszeit und ozeanisch-terrestrischer Lage hin- und hergeschoben werden. Gerade 
diese Lage bedingt ihre Krümmungen (Inflexionen) und ihre wechselnde Breite. 
Wichtig ist, daß sie sich wohl gabeln können, nie aber auskeilen und sich stets wieder 
in sich selbst zurückfinden. 
Das richtigste Bild würde entstehen, wenn die einzelnen Isohypsenbänder 
farbig dargestellt würden, etwa nach der Skala der Spektralfarben, daß z. B. die 
wärmste Stufe Rot erhielt. Es ließen sich ebensogut die Farben von K. Peuckers 
Farbenplastik anwenden. Da, wo die Isohypsenlinie heute führt, müßte die betreffende 
Farbe am intensivsten, am klarsten sein, die sich allmählich nach oben und unten 
in die andern Farbtöne verliert, die am stärksten wieder in den nächst benachbarten 
Isohypsenzügen auftreten. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man einmal an die Dar 
stellung dieses Bildes herantritt. Auf alle Fälle wäre es logischer als das gegenwärtige. 
Bedingung ist, daß verschiedene Farben gewählt werden müssen, für die auch das 
Ostwaldsche Farbenalphabet einen guten Anhalt gibt. Eine lebhaft farbige Dar 
stellung haben die einzelnen Isothermenstufen in einem Atlas erfahren, der heute 
so gut wie vergessen ist, und zwar in Jos. v. Schedas Hand-Atlas der neuesten 
Geographie, wo wir auf Taf. 5 von dem leuchtenden Rot der Tropen über 
Dunkelbraun, Gelb, Hellgelb, Weiß, Hellgrün, Dunkelgrün, Blau zum intensivsten 
Blau der Polargegenden hingeführt werden. Die Darstellung durch verschiedene 
Intensität einer Farbe würde ein zu summarisches Bild liefern, das zur Unterscheidung 
der einzelnen Stufen doch der Wiedergabe einzelner Isothermen oder reichlicher 
Zahlen bedarf. Auch würde das Ganze zu sehr an eine Terrainkarte erinnern. Ver 
gegenwärtigen wir uns die Darstellung in bunten Farben, ist man leicht versucht, 
jeden Isohypsenzug als eine Art Schwellenwert zu betrachten. Indessen hat man 
sich daran gewöhnt, nach dem Vorgänge Köppens nur von charakteristischen Tem 
peraturgrenzen, die Temperaturperioden von gewisser Dauer umschließen, als von 
Schwellenwerten zu sprechen. Darüber im nächsten Kapitel mehr. 
1 H. W. Dove: Die Verbreitung der Wärme aut der Erdoberfläche, erläutert durch Isothermen, 
thermische Isanomalen u. Temperaturkurven. Berlin 1852, S. 26.
	        
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