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Die anorganische Welt im Kartenbild.
Perioden geben, welcher Ansicht auch A. Supan huldigt. 1 Aus dieser Erkenntnis
heraus hat er im Kartenbild die Dauer der Frostperiode, der warmen und heißen
Periode in Europa festzuhalten versucht. 1 2 Auch hier treten uns wieder Temperatur
schwellenwerte entgegen. Karten für die Dauer verschiedener Schwellenwerte liegen
in größerer Anzahl vor, so von 0. Dorscheid 3 , A. J. Herbertson 4 u. a. m.
Berechtigte Ein wände gegen den Gebrauch von Reduktionsmaßstäben für
Isothermenkarten beschränkterer Gebiete bringt auch E. Sommer vor in seiner
Arbeit ,,Die nicht auf den Meeresspiegel reduzierten Jahres-, Januar-, April-, Juli-
und Oktober-Isothermen Deutschlands“. 5 Die von ihm gezeichneten Isothermen
kurven bieten, wie L. Neumann nachzuweisen versucht 6 , die größte Annäherung
an einen wirklichen Verlauf der Isothermen. Das von Sommer aufgerollte Material
an Mittelwerten gibt Neumann weiterhin Gelegenheit, die Kraft und die Anschaulich
keit der Mittelwerte zu untersuchen, und darzulegen, wie sie ohne Reduktion auf das
Meeresniveau die thermische Begünstigung oder Nichtbegünstigung jeder beliebigen
Landschaft aufs trefflichste charakterisieren. An dem Mittelwert, der Deutschland
zukommt, gewinnt Neumann einen Maßstab von größerer Anschaulichkeit als in
dem üblichen Reduktionsmaßstab. Ohne Zweifel haben Sommer und Neumann
den Nachweis erbracht, daß die reale Wärmeverteilung durchaus einen praktischen
Wert haben kann und nach Hann nicht bloß da anwendbar ist, „wo es sich um ein
schematisches Veranschaulichungsmittel der Wärmeverteilung in ganz großen all
gemeinen Zügen handelt“. Immerhin bleibt Hanns Einwand für Erdkarten und für
größere Gebiete noch als zu Recht bestehen. Derartige Karten wie die von E. Sommer
wären auch für außerdeutsche Gebiete zu entwerfen und all diese Karten nach be
stimmten großem Zeitintervallen zu wiederholen. An Überzeugungskraft würden
sie gewinnen, wenn man ihnen gleichzeitig die reduzierten Karten desselben Gebietes
gegenüberstellte.
Mit den Schwellenwerten sind nicht die Scheitelwerte, d.h. die vorherrschend
sten oder wahrscheinlichsten Werte, zu verwechseln. Ihre ausführlichere Kartierung
gehört noch in das Gebiet der frommen Wünsche. Die intensive Beschäftigung
mit den Klimaproblemen ergibt, daß zur Erkenntnis vieler klimatischer Erscheinungen
die einfache Isothermenkarte nicht genügt. Die kartographische Darstellung der
meteorologischen Elemente hat es vorwiegend mit arithmetischen Mitteln der Tem
peratur zu tun. 7 Daß sie darüber hinausstrebt, bezeugen die Scheitelwerte. Zu
ihnen gehören in gewissem Sinne die mittlern Maxima und Minima. Ver
tiefen wir uns in eine Karte mit den mittlern Jahrestemperaturen, erhalten wir
nur ein unvollkommenes Bild der Wärmeverhältnisse einer Gegend; denn die Tem
peraturschwankungen in der jährlichen Periode sind nicht ersichtlich. Selbst Monats
mittel können die unperiodischen Schwankungen nicht sichtbar gestalten. Die
1 A. Supan: Die mittlere Dauer der Haupt-Wärmeperioden in Europa. P. M. 1887, S. 165.
2 A. Supan in P. M. 1887, T. 10.
3 0. Dorscheid: Die mittlere Dauer des Frostes auf der Erde. Meteor. Z. 1907.
4 A. J. Herbertson: The thermal regions of the globe. Geographical J. XL. 1912.
5 E. Sommers Untersuchung ist eine Freiburger Diss. mit 6 Karten in 1: 4000000. Mann
heim 1906. — Mehrfach umgearbeitet ist die Arbeit veröffentlicht unter d. Titel: Diewirkl.Temperatur
verteilung in Mitteleuropa. Forsch, z. d. L.- u. V. XVI. Stuttgart 1906.
6 L. Neumann: Deutschlands mittlere Jahres-, Januar-, April-, Juli- u. Oktober-Temperaturen.
P. M. 1906, S. 140-142.
5 A. Supan: Grundzüge. a. a. 0., S. 104.