Full text: Die Kartenwissenschaft (2. Band)

Die pflanzengeographische Karte. 
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bei uns nur ziemlich stiefmütterlich behandelt worden ist, das ist die pflanzen 
geographische Kartographie. Die Bedeutung, welche die Benutzung kartographischer 
Methoden für die klare und übersichtliche Darstellung der Ergebnisse floristischer 
und pflanzengeographischer Untersuchungen besitzt, kann in der Tat wohl nicht 
leicht überschätzt werden. Überall dort, wo die Verhältnisse der räumlichen An 
ordnung irgendwelcher Vegetationselemente in Frage stehen, mag es sich nun um 
die Verbreitung von Einzelarten oder Artengruppen, um die Gliederung der Vegetations 
formationen an einer bestimmten Örtlichkeit oder um die Verbreitung gewisser 
Eormationstypen im Gesamtgebiet handeln, gewährt das Kartenbild nicht nur einen 
unvergleichlich bessern Überblick über den Tatsachenbestand, als es eine — sei 
es auch noch so eingehende — Beschreibung und Einzelaufzählung vermag, sondern 
es stellt auch ein wertvolles Hilfsmittel der weitern Forschung dar, indem es das 
Typische der VerbreitungsVerhältnisse stärker in den Vordergrund rückt und überdies 
bei geeigneter Wahl der kartographischen Unterlage die Möglichkeit gewährt, eine 
unmittelbare Anschauung von der Verknüpfung zu gewinnen, welche zwischen den 
pflanzengeographischen Erscheinungen und gewissen sie bedingenden, in der Landes 
natur gegebenen Ursachen besteht.“ 1 Gilt dieser Ausspruch in der Hauptsache 
für die Karten einer floristischen Landesaufnahme, hat er dennoch verallgemeinert 
für das gesamte kartographisch-botanische Schaffen Bedeutung. 
147. Historische Umschau im Gebiet der pflanzengeographischen Karte. Nahezu 
gleichen Alters wie die Kartographie ist die pflanzengeographische Karte. Wir denken 
an die Peutingersche Tafel, die Mosaikkarte von Madeba, die Beatus karten 1 2 usw. 
Bei diesen Karten, wie auch bei den Ptolemeischen Karten und solchen des 16. bis 
18. Jahrhunderts handelt es sich um die Darstellung einzelner Bäume (Palmen usw.) 
oder um einen Komplex von Bäumen, zumeist in vertikaler oder halbperspektivischer 
Ansicht. Dadurch w-urden die Wälder angedeutet. Im 18. Jahrhundert wurde auf 
die Wiedergabe der Wälder in ihrer Gesamtausdehnung großes Gewicht gelegt, 
auf großmaßstabigen Spezialkarten bereits im 16. und 17. Jahrhundert. Erinnert 
sei an Ph. Apians bayrische Landtafeln, an eigentliche Waldkarten, wie wir sie in 
größerer Anzahl z. B. von Nürnberg und Umgebung besitzen. 3 Die französischen 
offiziellen Karten nahmen sich im 18. Jahrhundert der Verbreitung des Waldes ganz 
besonders an. Selbst auf speziellen Kriegskarten wurde der Wald mit großer Sorgfalt 
gezeichnet. 4 Seitdem fehlt in keinem bedeutendem Kulturland der Wald auf den 
halb- und vollamtlichen topographischen Kartenwerken. Denken wir bloß an die 
Karte des Deutschen Reiches in 1 : 100000; sie ist nicht allein eine topographische, 
sondern tatsächlich auch eine Végétations karte. Wie bereits uns auf der Vogelschen 
Karte in 1:500000 (von der bekanntlich eine besondere Ausgabe mit Waldkolorit 
existiert) die Unterscheidung zwischen Feld und Wald entgegentritt, so auch auf 
1 W. Wangerin: Richtlinien f. d. pflanzengeogr. Kartographie im nordostdeutschen Flach 
lande. 43. Ber. des westpreußischen Botanisch-zoologisch. Vereins. Danzig 1921, S. 10, 11. 
2 M. Eckert: Die Kartenwissenschaft. I. S. 373. 
3 Wertvolle Kartenschätze dieser Art bergen das Germanische Museum und die Nürnberger 
Stadtbibliothek, unter denen die älteste Wald- oder Wildkarte vom Jahre 1516 für die Nürnberger 
Kartographie als ein Erstlingswerk bedeutsam ist. [Bi. d. German. Museum.] 
4 z. B. Theatre de la guerre du Rhin et de Westphale ou seconde Carte particulière de l’Atlas 
topographique et militaire de la guerre l’Allemagne. Paris 1760. Etwa 1 : 234000. 12 Bl. [K. k. 
Kriegs-Archiv Wien.] 
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