Full text: Die Kartenwissenschaft (2)

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Die organische Welt im Kartenbild. 
auffällig abhängige Tiere die Einteilung geschaffen wird. Es war seinerzeit gar kein 
Unrechter Gedanke, als W. Koppen gewisse Klimate nach Tieren benannte und 
vom Eisfuchs-, Pinguin-, Yak- und Gemsenklima sprach (s. S. 860). Vielleicht gibt 
dies einen kleinen Anhalt, der Sache weiter nachzugehen. 
Die biologischen Charakterformen, wie wir sie oben kennen lernten, sind 
schließlich auch Lebensformen der Tierwelt. Die Lebensformen weisen uns auf 
einen Lebensraum, die Biozönose. Auch hier möchte ich an meine ältere Bezeichnung 
„Lebensgemeinschaft“ erinnern. Im Laufe der Zeiten und infolge der heutigen 
physikalischen Verhältnisse der Erdoberfläche haben sich die Tiere wohl in allen 
großem und kleinern Lebensgebieten zu Lebensgemeinschaften zusammengesellt. 
Gleiches Klima, gleiche Nahrungs Verhältnisse taten das ihrige; was wunder, daß 
sie sich infolge der gemeinsamen Lebensbedingungen vielfach auch organisch an 
geglichen haben. Der Lebensraum der Tiere ist jedoch heute noch nicht so erforscht, 
wie es wünschenswert ist. Was in dieser Beziehung noch alles geleistet werden 
muß, hat unter andern W. R. Eckardt verschiedentlich nachgewiesen. 1 An eine 
detailliertere Darstellung der Lebensräume ist vorderhand wohl kaum zu denken. 
Dazu gehört noch viel Zeit und viel Arbeit. Vor allem muß der Zoologe, dem die 
Bearbeitung unserer Probleme obliegen, gut geographisch geschult sein, um die 
großen maßgebenden erdkundlichen Momente herauszufinden und abzuleiten; aber 
eben nur dann wird, wie Eckardt sagt, der Pinsel ein gutes Bild hervorbringen, wenn 
ihn die Hand des Meisters führt, wie wir das bei Wallace und noch besser in der 
Pflanzengeographie bei Drude gesehen haben. 
161. Die tiergeographische Spezialkarte. Im Laufe unserer Untersuchungen 
haben wir von der zoogeographischen Spezialkarte dann und wann Notiz genommen. 
Zum Schlüsse seien ihr noch einige ausführlichere Worte gegönnt. Wie die Pflanzen 
geographie bereits inmitten der Vorarbeiten zur botanischen Landesaufnahme der 
kulturell gehobensten Länder steht, müßte in ähnlicher Weise auch die Zoographie 
mit tätig eingreifen. Indessen scheint eine tiergeographische Landesaufnahme noch 
in weitem Felde zu liegen, nicht bloß in Deutschland. Die staatlichen Stellen für 
Naturdenkmalpflege ergreifen zwar alle möglichen Hilfsmittel, um dieses und jenes 
Tierleben zu erforschen und zu erhalten, aber für eine systematische Bestands 
aufnahme ist noch wenig getan. Derartige Arbeiten, wie sie in der Monographie 
des Plagefenns bei Chorin geschaffen wurden 1 2 , sind doch nur sporadische Er 
scheinungen. In bescheidenem Maße können sie mit beitragen, zu zeigen, wie es 
gemacht werden soll. Eine staatliche Organisation müßte geschaffen werden, die 
nach gut erwogenen Richtlinien die gesamte Lebewelt, vom Säuger bis hinab zum 
unscheinbarsten Insekt, aufnimmt und katalogisiert. Hand in Hand damit würden 
die kartographischen Eintragungen gehen. Zu diesem Zwecke müßte man sich von 
vornherein über die verschiedensten Signaturen einig sein. Dann erst könnte man 
1 W. R. Eckardt: Methodik, a. a. 0. P. M. 1922, S. 6—10. — Die geogr. Verbreitung der 
Schwäne unter bes. Berücksichtigung ihrer biologisch. Verhältnisse. Prometheus 1915. Nr. 20 u. 21. 
2 Das Plagefenn hei Chorin. Ergebnisse der Durchforschung eines Naturschutzgebietes der 
preußischen Forst Verwaltung. Von H. Conwentz, F. Dahl, R. Kolkwitz, H. Schroeder, 
J. Stoller und E. Ul brich. Beiträge z. Naturdenkmalpflege. III. Berlin 1912. — Das Werk 
gibt zunächst einen geschichtlichen Überblick und untersucht sodann sehr ausführlich die Boden 
verhältnisse, die Pflanzenwelt, die Tierwelt und das Plankton.
	        
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